Nino Miotke Steinbach Haiger

Nino Miotke ist Profi beim TSV Steinbach Haiger. Doch in diesem Jahr hat er bislang alles verpasst - weil er bis vor kurzem in Dubai festgehalten wurde. Jetzt ist er wieder zu Hause und kämpft sich zurück auf den Fußballplatz.

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Fußballprofi zehn Monate in Dubai festgehalten

hs
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Den Start ins Jahr 2022 hat sich Nino Miotke anders vorgestellt. Der Fußballer des Regionalligisten TSV Steinbach Haiger wollte nach einer Verletzung am Sprunggelenk wieder voll angreifen und in der Rückrunde der Vorsaison unter dem damals neuen Trainer Ersan Parlatan seinen Stammplatz zurückerobern. Doch dann hat er die komplette Amtszeit von Parlatan verpasst und nicht ein einziges Spiel absolviert. Insgesamt zehn Monate lang wurde er nach einem Weihnachtsurlaub in Dubai festgehalten. Erst vor zwei Wochen durfte er wieder zurück nach Deutschland reisen.

Miotke wartete zehn Monate auf seinen Freispruch

"Ich bin froh, dass ich wieder hier bei meiner Familie sein kann. Ich wusste, irgendwann kommt der Tag, wo ich zurückdarf – nur wie lange das dauert, das wusste ich nicht", erzählt der gebürtige Siegener im Gespräch mit dem hr-sport. Die Behörden in Dubai haben ihm vorgeworfen, dass er an einem handgreiflichen Streit in einem Nachtclub beteiligt gewesen sei. Miotke sagt, er habe nichts getan. Er habe nur neben den beteiligten Personen gesessen.

Dennoch: Als er Ende Dezember das erste Mal ausreisen wollte, brachte man ihn in Untersuchungshaft. "Ich hatte kein Bett, kein Kissen – nur ein Stück Pappe in einer Zelle auf engstem Raum mit sieben anderen Menschen. Nach einer Woche durfte ich aus dem Gefängnis wieder raus – nur eben nicht aus Dubai weg", so Miotke weiter.

Überraschungs-Besuch beim ersten Training

Bis zuletzt musste er in den Emiraten auf seinen Gerichtstermin warten, erst im Hotel und später in einer vom Verein vermittelten Wohnung in Dubai. Bei der ersten Verhandlung im August bewiesen dann mehrere Videos, dass der 24-Jährige nicht in den Vorfall involviert war. Die dortige Staatsanwaltschaft legte aber Einspruch ein. Also verzögerte sich alles bis in den Oktober hinein.

Vor zwei Wochen war der finale Freispruch endlich offiziell. Miotke buchte den erstbesten Flug nach Deutschland und nahm auf eigenen Wunsch hin das erste Mal wieder am Mannschaftstraining teil. "Für die Jungs war's überraschend, weil ich keinem vorher gesagt habe, dass ich endlich nach Hause kann. Deswegen war’s umso schöner, die schockierten Gesichter zu sehen. Aber sie haben sich natürlich alle gefreut."

Langsam zurück in den Liga-Alltag

Auch TSV-Geschäftsführer Arne Wohlfarth ist froh, dass die Leidenszeit von Miotke vorbei ist. "Nino ist einfach ein Typ. Das ist ein Charakterfußballer, der sich reinwirft. Er ist voller Tatendrang und will schnell wieder ein normales Fußballer-Leben haben." Der 24-Jährige habe jetzt aber natürlich erst einmal einen ganz eigenen "Rucksack" zu tragen. Aber unter Druck gesetzt wird er Haiger nicht.

"Wenn er in Form ist, dann ist er für jede Regionalliga-Mannschaft ein absoluter Gewinn", betont Wohlfarth. Der Plan: Über Kurzeinsätze und Spiele in der zweiten Mannschaft soll sich Miotke bis zum Ende des Jahres wieder für einen festen Platz im Regionalliga-Kader empfehlen – und im neuen Jahr voll angreifen.

Nino Miotke Arne Wohlfarth Steinbach Haiger

Gegen die Kickers mit im Stadion

Diese Chance will ihm freilich auch Steinbachs Trainer Pascal Bieler geben: "Wir sind froh, dass er wieder da ist. Die Mannschaft hat ihn hervorragend aufgenommen. Er ist fit, auch wenn das Fußballspezifische ein bisschen abhandengekommen ist. Aber er wird bei uns voll integriert und bekommt die Zeit, die er braucht."

Bieler hat Miotke erst vor zwei Wochen persönlich kennengelernt. Der Ex-Profi hat in Haiger das Traineramt von Parlatan übernommen und ist mit fünf Siegen aus sechs Spielen erfolgreich gestartet – zuletzt gelang ein 3:2-Erfolg gegen den neuen Club von Parlatan, die Offenbacher Kickers. Der knappe Sieg im Topspiel war auch für Miotke besonders – es war das erste Heimspiel, dass er wieder im Stadion am "Haarwasen" mit seinen Mitspielern erleben konnte.

Vertrag nur bis zum Saisonende

Statt in einem Hotelzimmer in Dubai kann er künftig an der Seitenlinie mitfiebern – und vielleicht auch schon bald wieder auf dem Fußballplatz voll dabei sein. "Ich habe die Zeit in Dubai hinter mir gelassen und das Beste daraus gemacht. Ich fühle mich gut, ich fühle mich fit. Jetzt will ich mich langsam steigern – und dann mal schauen, was passiert", blickt Miotke voraus. Der Siegener hat einen Vertrag bis zum Ende der Saison – und kämpft jetzt an der Schwelle zum Profi-Fußball um Anschluss beim Tabellenzweiten der Regionalliga Südwest.

Einige Mitspieler muss er noch richtig kennenlernen. Und auch im Trainerteam gibt es nur einen, den Miotke aus dem letzten Jahr schon kennt: Co-Trainer Hüsni Tahiri. Er hatte in der schwierigen Zeit in Dubai den Kontakt zu dem Spieler gehalten. Und Tahiri ist überzeugt, dass der 24-Jährige die Rückkehr in den Regionalliga-Fußball schafft: "Wenn ich die letzten Einheiten sehe, die waren alle sehr positiv. Ich bin fest davon überzeugt, dass er uns weiterhelfen wird, weil er mental sehr stark ist. Er hat einen unglaublichen Willen und ist einer, der sein Herz auf dem Platz lässt. Er kann im Zentrum auf vielen Positionen spielen – also hat er auch die nötige Qualität, um sich durchzusetzen."

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