OFC-Trainer Alexander Schmidt am Bieberer Berg

Zuletzt trainierte Alexander Schmidt Dynamo Dresden in der zweiten Liga und hatte Angebote aus der Dritten. Nun aber coacht er den OFC in der Regionalliga. Im Interview erklärt er den Schritt und wie er mit den Kickers den Aufstieg packen will.

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Schmidt: "Dann ist der Druck eben mal höher"

Alexander Schmidt von den Offenbacher Kickers
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hessenschau.de: Alexander Schmidt, haben Sie sich gut in Hessen eingelebt?

Alexander Schmidt: Ich bin noch auf Wohnungssuche, war aber schon in der Stadt unterwegs. Es ist alles sehr angenehm, es gibt sehr viele freundliche Leute hier. Ich habe mich auch kulinarisch eingelebt, habe die Grüne Soße mit Ei und Kartoffeln probiert, dazu einen leckeren Apfelwein. Das hat so gut geschmeckt, dass ich am nächsten Tag noch einmal hingegangen bin.

hessenschau.de: Eine Wohnung haben Sie aber noch nicht gefunden?

Schmidt: Ich bin im Gespräch mit dem einen oder anderen Vermieter. Es sieht ganz gut aus und ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen klappt.

hessenschau.de: Was genau hat Sie vom OFC überzeugt?

Schmidt: Ich beschäftige mich schon viele Jahre mit dem Fußball; da weiß man natürlich, was Offenbach für eine Tradition hat und was die Kickers für frenetische Fans haben. Da weiß man auch, dass Offenbach eigentlich aus der Liga raus muss. Wir sehnen uns alle danach, dass man hier wieder höherklassiger spielt. Es ist aber nicht ganz so einfach, einen Aufstieg zu realisieren. Wenn Kickers Offenbach irgendwo spielt, dann legt der Gegner auch schon mal 20 Prozent drauf, weil es ein Highlight-Spiel ist und viele Zuschauer kommen. Das macht das Ganze etwas schwierig.

hessenschau.de: Sie haben zuletzt Dresden in der Zweiten Liga trainiert. Ist der Gang in die Regionalliga ein Rückschritt?

Schmidt: Natürlich ist es ein Rückschritt, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Dynamo war noch einmal eine andere Dimension, was die Menge an Fans betrifft. Doch ich glaube, wenn hier der Erfolg da ist, können wir in die gleiche Richtung gehen. Ich hätte auch Dritte Liga trainieren können, das sage ich ganz ehrlich. Aber mir ist lieber, so einen Traditionsverein hier mit einem super Stadion und top Fans zu trainieren. Das war eine Gefühlsentscheidung und ich bin sehr froh, hier zu sein.

hessenschau.de: Wie gut kennen Sie die Regionalliga Südwest?

Schmidt: Die Liga verfolgt man schon, sie ist ja auch nicht so weit weg von Bayern. Da weiß man schon, dass die Regionalliga Südwest als stärkste von allen Staffeln gilt. Ich kenne auch viele ehemalige Spieler von mir, die in dieser Liga aktiv sind. Die Details werde ich mir in den kommenden Wochen erarbeiten.

hessenschau.de: Mit welchem Ziel gehen Sie die Aufgabe an?

Schmidt: Wir wollen aufsteigen, das ist klar, aber wir wollen auf keinen Fall arrogant rüberkommen: Denn wir wissen, dass der Aufstieg schwer wird. Mir ist auch bewusst, dass meine Vorgänger hier ordentlich gearbeitet haben. Sie haben das Ziel nur um wenige Punkte verfehlt, aber immerhin den Pokal geholt. Ich habe der Mannschaft gesagt: In allen talentfreien Kriterien müssen wir besser als der Gegner sein! Von den Einzelspielern her haben wir eine gute Mannschaft. Jetzt müssen wir ein Team werden und dann die Qualität auf den Platz bringen.

hessenschau.de: Was wollen Sie ändern?

Schmidt: Die Spielweise wird ein bisschen anders sein, jeder Trainer hat nun einmal eigene Ansätze. Ich stehe für einen bestimmten Fußball und den will ich hier umsetzen. Jetzt können manche sagen, dass das in Dresden nicht geklappt hat, aber: Ich habe Dynamo auf Platz 14 abgegeben und wie es sich dann entwickelt hat, hat man ja mitbekommen. Ich habe mir hier schon viele Punkte notiert, die ich ändern will, was die Professionalität, Trainingssteuerung oder das Umfeld betrifft. Manchmal sind es Kleinigkeiten wie ein kaputtes Tornetz. Aber die Summe der Details ist entscheidend.

hessenschau.de: Es gab zuletzt in Offenbach einen großen Trainerverschleiß. Wie gehen Sie mit dem Druck und der Erwartung um?

Schmidt: Wenn man bei so einem Traditionsverein arbeitet, dann ist eben mal der Druck höher. Ich mag das. Fußball ohne Druck ist langweilig. Ich habe bei 1860 gearbeitet, Spiele vor Zehntausenden in der Allianz Arena absolviert, in Österreich gearbeitet, da war überall Druck. In Dresden mussten wir uns zuletzt in einer unglaublichen Liga behaupten. Noch einmal: Es war immer Druck da und den bin ich gewöhnt.

hessenschau.de: Wie schätzen Sie den Kader ein?

Schmidt: Der Kader ist gut, wir haben schon einige Neuzugänge geholt. Wir müssen jetzt genau schauen, wo wir noch Bedarf haben und was noch zu machen ist. Wir haben kein unglaubliches Budget, das ist mir klar, aber da müssen wir einfach mit Fingerspitzengefühl vorgehen.

Das Interview führte: Jonas Neff

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