FSV-Stürmer Cas Peters jubelte 13mal in der Hinrunde.

Stürmer Cas Peters ist einer der Erfolgsgaranten beim Fußball-Regionalligisten FSV Frankfurt. Im Interview spricht er über seine ins Stocken geratene Karriere, ein heilendes 0:7 zu Saisonbeginn – und über einen möglichen frühzeitigen Abgang.

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FSV-Topstürmer freut sich über Freiheiten

Cas Peters (Frankfurt) kommt vor Robin Afamefuna (Koblenz, links) und Michael Guthoerl (Koblenz) an den Ball
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Cas Peters überzeugt auf dem Feld mit Toren und neben dem Platz mit einer erfrischenden, offenen Art. Mit 13 Toren in 17 Spielen führt der Stürmer des FSV Frankfurt zum Hinrundenabschluss die Torjägerliste der Fußball-Regionalliga Südwest an. Am Samstag müssen die Bornheimer zum Rückrundenstart beim Tabellendritten Balingen antreten (14 Uhr). Mit dem hr-sport spricht Peters über seine starke Statistik, seinen Karriereverlauf, FSV-Trainer Tim Görner – und über seine Zukunft. Denn wer so zuverlässig trifft wie der 29 Jahre alte Niederländer weckt Begehrlichkeiten bei anderen Clubs.

hessenschau.de: Cas Peters, wie gerne hören Sie das Kultlied "Tulpen aus Amsterdam"?

Cas Peters: Ich liebe das Lied sehr (lacht). Wenn es im Stadion läuft, dann habe ich einen Treffer erzielt.

hessenschau.de: Führt auch diese Tormusik dazu, dass Sie sich beim FSV Frankfurt so wohl fühlen?

Peters: Natürlich finde ich sehr schön, dass dieses Lied für mich gespielt wird. Ich spiele seit zehn Monaten in Frankfurt und fühle mich seit dem ersten Tag sehr wohl beim FSV. Unser Sportlicher Leiter Thomas Brendel hat mir sehr dabei geholfen, dass ich mich heimisch fühle. Aber auch die anderen Mitarbeiter und meine Teamkollegen haben mir sofort ein gutes Gefühl gegeben und mir alles gezeigt. Wenn du dich wohl fühlst, dann spielst du automatisch besser und erzielst Tore.

hessenschau.de: Beeindruckend ist Ihre Bilanz. Nach 17 Partien grüßen Sie mit 13 Toren in der Torjägerliste der Regionalliga Südwest von ganz oben. Was bedeutet Ihnen dieser persönliche Erfolg?

Peters: Diese Statistik bedeutet mir viel. Ich habe früher viele Tore erzielt und hatte dann aber zwei Jahre kaum noch getroffen. Das hat sehr an meiner Psyche genagt. Die Tore für den FSV haben mein Selbstvertrauen gesteigert und mir gezeigt, dass ich diese Torjägerqualität noch habe. Ich konnte dem Team helfen und hoffe, dass wir in der Rückrunde insgesamt noch mehr Treffer erzielen.

hessenschau.de: Sie vereinen viele wertvolle Fähigkeiten: Ihre Tiefenläufe, Sie spielen mannschaftsdienlich, haben Vollstrecker-Qualitäten. Gibt es Gründe, dass Sie nicht viel mehr Erstligaspiele in Ihrer Vita stehen haben?

Peters: Ich denke, dass ich in der Vergangenheit einige falsche Entscheidungen in meiner Karriere getroffen habe. Damals habe ich für De Graafschap in der Eredivisie gespielt. Ich hatte Chancen in der ersten Liga zu bleiben. Allerdings gab es bessere Angebote aus der zweiten Liga. Mein Berater hat mir dann dazu geraten, dorthin zu wechseln. Ich war in diesem Moment vielleicht etwas blind und habe Fehler gemacht. Ich kann es aber nicht mehr ändern und bin trotzdem zufrieden mit dem Verlauf meiner Karriere. Ich hatte damals den falschen Berater. Jetzt bin ich bei einem anderen Berater und er hat mich nach Frankfurt gebracht. Hier fühle ich mich wohl.

hessenschau.de: Haben Sie ein Stürmervorbild?

Peters: Es war immer Fernando Torres. Er war ein Killer vor dem Tor – das hat mich beeindruckt.

hessenschau.de: In der Vorsaison zitterte der FSV bis zum Schluss, rettete sich erst spät. Aktuell belegen Sie mit 23 Punkten einen ordentlichen zehnten Rang. Was ist möglich für Ihre Mannschaft?

Peters: Wir haben ein gutes und junges Team, wir haben schon unnötig Punkte liegengelassen. In dieser Liga brauchst du Erfahrung, die andere Teams haben. Sie kämpfen an manchen Stellen noch härter als unser Team. Aber wenn wir weiterhin schnell dazulernen und nicht nur bei Heimspielen über unsere Grenzen hinausgehen, sondern auch bei Auswärtspartien, dann können wir in der Tabelle noch weiter nach oben klettern.

hessenschau.de: Sie sprechen die Auswärtsspiele an. Blicken wir auf den zweiten Spieltag zurück. Nach einem Auftakterfolg setzte es beim FC Homburg eine 0:7-Klatsche. Mannschaften können nach einem solchen Debakel auseinanderfallen, der FSV holte dann aber zwei wertvolle Heimsiege. Wie konnte das gelingen?

Peters: Nach dem Auftaktsieg gegen Balingen dachten wir, dass wir weiter sind und verloren eine Woche später plötzlich mit 0:7. Wir haben danach viel gesprochen und uns klar gemacht, dass wir für die Siege kämpfen müssen. Die Mannschaft kann sich nicht nur auf ihr vorhandenes Talent verlassen. Homburg ist nicht das allerbeste Team der Liga, doch sie sind erfahren. Wir haben uns nach dem 0:2 gehen lassen. Das darf nicht mehr passieren. Wenn wir nicht kämpfen, bekommen wir Probleme.

hessenschau.de: War die heftige Niederlage also sogar hilfreich auf dem weiteren Weg?

Peters: Das würde ich so unterschreiben. Wenn du als Mannschaft so eine Klatsche am zweiten Spieltag einsteckst, dann ist das noch verkraftbar, weil du in der Saison noch viel Zeit hast, Dinge zu korrigieren. Hätten wir nach der Winterpause so hoch verloren, dann wären meine Sorgen größer, weil wir zu diesem Zeitpunkt schon lange zusammengearbeitet hätten.

hessenschau.de: Unter Trainer Tim Görner holte der FSV in saisonübergreifend 29 Partien 41 Punkte. Das reicht teilweise für eine Top-6-Platzierung. Was zeichnet seine Arbeit aus?

FSV-Trainer Tim Görner mit seinem Torjäger Cas Peters.

Peters: Tim Görner ist ein richtig guter Typ. Er macht einen guten Job, obwohl sein Start im Abstiegskampf schwierig war. Wir sind auch dank seiner Arbeit in der Liga geblieben. Görner weiß so viel über Fußball und Taktik. Er liebt seinen Job und analysiert die Gegner sehr gut. Sehr wichtig ist, dass er offen zugibt, wenn er einen Fehler begeht. Damit steigt der Respekt innerhalb der Mannschaft, die Spieler schätzen diese Fähigkeit. Görner ist erst 26 Jahre alt, aber er wirkt schon viel reifer.

hessenschau.de: Ist er für Sie der richtige Coach im richtigen Moment?

Peters: Görner kennt mich ganz genau. Wenn ich mich im Training ärgere, nimmt er mich zur Seite und baut mich auf. Er gibt mir nicht zu viele Vorgaben auf dem Feld, sondern er lässt mich spielen. Ich habe das Gefühl, dass er weiß, was ich kann, und sagt mir dadurch nicht andauernd, was ich zu tun habe. Das ist für einen Stürmer sehr wichtig. Wenn du zu viele Vorgaben hast, dann denkst du zu viel darüber nach. Ein Stürmer muss frei sein im Kopf. Das macht Görner sehr gut.

hessenschau.de: Das heißt also, Tim Görner presst Sie nicht in ein System?

Peters: Natürlich muss ich für die Mannschaft arbeiten. Görner gibt mir Ratschläge, aber ich spüre keinen Zwang, weil er mir trotzdem die nötigen Freiheiten für mein Spiel lässt.

hessenschau.de: Bislang kommen Sie fit durch die Saison, ein Leistungstief hatten Sie noch nicht. Stellt es dennoch ein Problem dar, wenn die nächsten FSV-Torschützen nur drei oder vier Tore auf dem Konto haben?

Peters: Wenn sich die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, wird es auch für mich als Stürmer einfacher. Aber wir haben gute Stürmer, die häufiger treffen könnten. Vielleicht platzt ja in nächsten Wochen der Knoten. Es wäre dann leichter für mich und das Team. Aber am Ende ist es egal, wer die Tore erzielt. Ich will nur gewinnen.

hessenschau.de: Sie haben auch vier Vorlagen. Macht Ihnen das Vorbereiten auch viel Spaß?

Peters: Es geht um den Teamerfolg. Mir ist es egal, wer trifft oder vorbereitet, wenn wir gewinnen. Wenn ich treffe und wir verlieren, dann habe ich kein gutes Gefühl und ärger mich zwei Tage. Ich will mit dem FSV mindestens im Tabellenmittelfeld bleiben. Die Abstiegsränge sind noch zu nah. Ich hoffe, dass wir die nötigen Punkte sammeln und in der Tabelle schnell nach oben klettern.

hessenschau.de: Ihr Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Werden die FSV-Fans bis dahin am Bornheimer Hang noch ein paarmal die "Tulpen aus Amsterdam" hören oder ist ein Winter-Abgang denkbar?

Peters: Ich weiß es wirklich nicht. Ich gehe von meinem Verbleib im Winter aus. Allerdings weißt du im Fußball nie, was passiert. Aber mein Plan ist es, den Klub nicht zu verlassen.

hessenschau.de: Sie fühlen sich hier sehr wohl, der Klub hatte Sie aus der Vereinslosigkeit herausgeholt: Gibt es Gespräche über eine Vertragsverlängerung?

Peters: Wir haben bislang noch nicht über eine Vertragsverlängerung gesprochen, aber das kann passieren. Ich bin sehr glücklich hier und fühle mich mit meiner Freundin in der Stadt sehr wohl. Es gibt Chancen auf einen Verbleib, aber ich weiß nicht was passiert. Es gefällt mir beim FSV. Ich genieße jedes Spiel und denke nicht über meine Zukunft nach.

hessenschau.de: Haben Sie sich ein Trefferziel gesetzt in dieser Saison?

Peters: Ich bin mit meinen 13 Toren bislang sehr zufrieden. Ich will aber immer mehr Treffer erzielen. Das erhöht unsere Erfolgschancen. Ich habe keine Marke im Kopf und hoffe noch auf viele weitere Tore.

Das Gespräch führte Christopher Michel.