Schiedsrichter erneut vor Gericht Zu lauter Pfiff: Amateur-Fußballer fordert Schmerzensgeld
Rund dreieinhalb Jahre nach einer B-Liga-Partie in Wiesbaden muss der Schiedsrichter zum zweiten Mal vor Gericht erscheinen. Es geht um eine Rudelbildung, einen verhängnisvollen Pfiff, einen Tinnitus und 5.000 Euro.
Audio
Zu lauter Pfiff: Amateur-Fußballer fordert Schmerzensgeld von Schiri

Acht Gelbe Karten, ein Platzverweis, insgesamt zehn Tore und zwischendrin ein folgenschwerer Pfiff. Die Partie in der Wiesbadener Fußball-B-Liga zwischen der Spvgg Sonnenberg II und dem SC Klarenthal II aus dem Oktober 2018 geht für den Schiedsrichter dreieinhalb Jahre später in eine juristische Verlängerung.
Der 41-Jährige, der vom Wiesbadener Amtsgericht im Juni 2020 wegen fahrlässigem Handeln 80 Sozialstunden aufgebrummt bekam, muss sich im April auch noch in einem zivilrechtlichen Verfahren verantworten.
Der Grund damals wie heute: die mutmaßlich falsche Ausführung eines "akustischen Signals mittels Trillerpfeife", wie es in einer Mitteilung nach dem ersten Prozess hieß. Laut dem Wiesbadener Kurier, der zuerst darüber berichtet hatte, droht dem Unparteiischen der SG Meilingen die Zahlung eines Schmerzensgeldes.
Mit einer Rudelbildung fing alles an
Doch was genau ist eigentlich passiert? Hier die Kurzfassung: Während des bereits erwähnten Spiels, das nebenbei bemerkt mit einem 6:4-Heimsieg endete, kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung mehrerer Spieler. Der Schiedsrichter reagierte auf diese knäuelartige und nicht sehr harmonische Ansammlung mehrerer Amateurfußballer, auch Rudelbildung genannt, mit einem lauten Pfiff. So weit, so gewöhnlich.
Da dieser Pfiff jedoch nur rund 20 bis 30 Zentimeter vor dem Ohr eines Gäste-Spielers erfolgt sein soll, trug dieser einen Tinnitus davon. Ein kleiner Pfiff mit großen Folgen.
"So einen lauten Pfiff hatte ich noch nie gehört. Ich habe den Schiedsrichter angeschrien und mehrmals gefragt, was das soll", unterstrich der Klarenthaler Kläger, der kurz nach diesem Vorfall wegen Beleidung vom Platz geflogen war, gegenüber dem Kurier. "Die Schiedsrichter fordern Respekt, den haben die Spieler aber genauso verdient. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging." Die Forderung zur Wiedergutmachung: 5.000 Euro.
Spieler vs. Schiedsrichter
Dem gegenüber steht der ehrenamtlich tätige Schiedsrichter, der die Vorwürfe von sich weist. Der 41-Jährige entschuldigte sich am Ende des ersten Prozesses zwar bei dem verletzten Spieler und leistete die Sozialstunden bei seinem Verein ab. Dass er nun erneut vor Gericht erscheinen muss, überraschte ihn dann aber doch.
Da er sich nicht bei jedem Pfiff nach rechts und links umschauen könne, sei es ein Unding, dass Schiedsrichter wegen Pfiffen im Rahmen ihrer Spielleitung angeklagt werden, sagt er. "Denn damit würde jeder Schiedsrichter jedes Spiel quasi mit einem Bein im Gefängnis stehen."
Dass es so weit nicht kommen wird, ist schon jetzt klar. Bis auf den verhängnisvollen Pfiff auf einem Fußballplatz auch der juristische Abpfiff vor Gericht erfolgt und das Wiesbadener B-Liga-Spiel auch außerhalb des Platzes ein Ende findet, wird es aber dennoch noch etwas dauern.