Joel Lowry fährt enttäuscht Richtung Bank, während Bad Nauheimer Spieler ein Tor bejubelt.

In den Playoffs der DEL2 bahnt sich ein hessischer Eishockey-Hammer an. Der EC Bad Nauheim spielt besser als die Kassel Huskies und lässt erste Zweifel am Aufstieg der Nordhessen aufkommen.

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EC Bad Nauheim gewinnt drittes Spiel bei den Kassel Huskies

Der EC Bad Nauheim feiert in Kassel.
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Die Spieler des EC Bad Nauheim hatten gerade das Eis in Richtung Kabine verlassen, da legten ihre Fans im Gästeblock noch einmal los. "Hessens wahre Liebe" schallte durch die Kasseler Eissporthalle, eine gesangliche Ohrfeige nach dem sportlichen Beinstellen. Mit 4:3 gewannen die Roten Teufel am Dienstagabend das dritte Halbfinal-Spiel bei den Huskies, in der Best-of-seven-Serie der Playoffs in der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2) gingen sie dadurch mit 2:1 in Führung.

Fahren sie auch am Donnerstag (19.30 Uhr) im heimischen Colonel-Knight-Stadion einen Sieg ein, könnten sie bereits am Karsamstag den dann historischen Finaleinzug perfekt machen. Umgekehrt bedeutet das: Der Traum der Kassel Huskies vom Aufstieg in die DEL und von der Rückkehr in die erste Liga nach 13 Jahren Abwesenheit gerät ernsthaft in Gefahr.

Kassel Huskies: Jeder Fehler kostet ein Tor

"Jeder Fehler, den wir machen, kostet uns ein Tor", stellte ein geknickt wirkender ECK-Trainer Bo Subr nach dem Spiel fest. "Ich habe einen guten Start meiner Mannschaft gesehen, aber wir haben leider kein Tor erzielt. Wenn man seine Chancen nicht verwertet und in Führung geht, wird es natürlich schwer. Wir müssen schnell lernen, wie wir das umdrehen können."

Das dritte von maximal sieben Hessenderbys in dieser Serie benötigte etwas Anlaufzeit und nahm erst gegen Ende des ersten Drittels Fahrt auf. Bad Nauheims Jerry Pollastrone gelang ein Doppelschlag (17. Spielminute, 20.), unterbrochen von Darren Mieszkowskis Ausgleich in Überzahl (19.).

EC Bad Nauheim: Teuflisch gut drauf

Wie teuflisch gut die Roten Teufel in den Duellen mit Kassel drauf sein können, bewiesen sie dann im zweiten Drittel: Jordan Hickmotts Treffer zum 3:1 gelang ihnen in Unterzahl (26.), ehe Hickmott gut vier Minuten später gar auf 4:1 erhöhte. Die Huskies verkürzten durch Joel Keussen den Rückstand zwar noch vor der zweiten Pause (34.), im Schlussabschnitt agierten sie dann allerdings erschreckend planlos.

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Huskies und Bad Nauheim freuen sich aufs Derby-Halbfinale

Moderatorin Janine Hilpmann im Studio, links eingeblendet: Bilder von den Kassel Huskies und dem EC Bad Nauheim.
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Joel Lowrys Anschlusstreffer zum 3:4 fiel 1:12 Minuten vor Spielende und damit definitiv zu spät. Mannschaft sowie Fans schienen für einen kurzen Moment in einen Schockzustand zu verfallen. Der Support von den Rängen – an diesem Abend nicht vergleichbar mit dem vom vergangenen Freitag, als die Stimmung in der Halle rund um den 6:3-Sieg der Nordhessen in Fankreisen sogar Erinnerungen an die guten, alten Zeiten der 1990er-Jahre hervorrief.

DEL2-Playoffs: Neuland für Trainer Subr

Fakt ist: Nur wenn die Schlittenhunde den Zweitliga-Meistertitel holen, besitzen sie am Ende dieser Saison das sportliche Aufstiegsrecht zur DEL. Ein Ziel, um das in der anderen Halbfinalserie auch die Krefeld Pinguine kämpfen. Nach drei Spielen liegen sie gegen die Ravensburg Towerstars allerdings mit 1:2 zurück.

In Kassel ist die aktuelle Lage ein Charaktertest für die Mannschaft und Neuland für den Trainer zugleich. Erfolgscoach Subr – dessen Vertrag beim ECK erst kürzlich verlängert wurde – war in der vergangenen Saison mit den Löwen Frankfurt von der DEL2 ins Oberhaus aufgestiegen, sein Ex-Team hatte dabei nicht ein einziges Playoff-Spiel verloren und jede Serie mit einem "Sweep" beendet. Zwei Niederlagen in Folge, und dann auch noch gegen den hessischen Konkurrenten aus der Wetterau: Eine solche Situation hat der 42-Jährige in seiner Zeit als Zweitliga-Trainer noch nicht erlebt.

"Ich bin mächtig stolz auf die Jungs"

Beim EC Bad Nauheim hingegen waren am Dienstag viele grinsende Gesichter zu sehen, als Spieler und Betreuer nach dem Match in der Kabine verschwanden. Die Roten Teufel haben sich zwar nicht auf eine Erstliga-Lizenz beworben und spielen daher nicht um den Aufstieg, sehr wohl aber um den ersten Einzug in ein DEL2-Finale – und nicht zuletzt ums Prestige in dieser Derbyserie.

"Ich bin mächtig stolz auf die Jungs", sagte Trainer Harry Lange. "Wir sind vom ersten aufs zweite Spiel besser geworden, vom zweiten aufs dritte – und das muss sein, weil sonst hast du keine Chance", erklärte der Coach nach dem Spiel. "Hessens wahre Liebe", der Gesang der Fans im Gästeblock, war da noch lange nicht verhallt.

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