Minigolf-Weltmeisterin Felicitas Haubrock

Sie hat hunderte bunte Bälle in der Tasche und trainiert mehrmals in der Woche: mit Erfolg. 2022 ist Felicitas Haubrock aus Calden Junioren-Weltmeisterin geworden - im Minigolf.

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Junioren-Weltmeisterin im Minigolf

hs
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In der schwarzen Tasche mit gepolsterten Klappfächern und kleinen Löchern stecken 170 Minigolfbälle, sortiert nach Sprunghöhe. Was klingt wie die Sammlung eines Minigolfball-Liebhabers ist die Ausrüstung einer Weltmeisterin. Denn die runden Kugeln gehören Felicitas Haubrock aus Calden (Kassel).

Die 16-Jährige spielt Minigolf in der deutschen Nationalmannschaft. Im letzten Jahr hat sie sich bei der Weltmeisterschaft in Murnau den Junioren-Weltmeistertitel gesichert. 

Auf einem Tisch demonstriert Haubrock, wie unterschiedlich Minigolfbälle reagieren, wenn man sie fallen lässt. Ein Ball schnellt fast wie ein Flummi in die Höhe, der andere bleibt mit einem satten Plopp träge wie eine Billardkugel einfach liegen. Je nach Bahnbeschaffenheit, Hindernisart, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit sucht sie bei Wettkämpfen den richtigen Ball für ihren Schlag aus.

Minigolf-Weltmeisterin Felicitas Haubrock

Eis essen, Bienen verscheuchen, Eltern besiegen

Diese feinen Unterschiede sind den meisten Menschen unbekannt, sie verbinden Minigolf lediglich mit dem lustigen Familien-Zeitvertreib. Man isst Eis, verscheucht Bienen und versucht, Vater oder Mutter mit möglichst wenig Schlägen zu besiegen.  

So war das auch bei Haubrock. Mit zehn Jahren hat sie zum ersten Mal den Schläger in der Hand gehalten. Das war im Urlaub mit der Familie, erinnert sich ihr Vater Willi Haubrock: “Auf jeder Spaßbahn haben wir Minigolf gespielt, auf den wildesten Anlagen. Wir haben Tränen gelacht, weil wir es ja alle nicht konnten." 

Die Zeiten sind vorbei, jedenfalls bei Tochter Felicitas. Dabei hatte diese zunächst gar kein Interesse daran, Minigolf professionell zu spielen, doch nach einem Sieg beim Nachtturnier ihres jetzigen Vereins, dem MGC Kassel-Vellmar, hat sie endgültig Feuer gefangen. Vor allem, weil die Menschen im Verein an sie geglaubt haben.

Seit 2019 spielt sie im MGC und trainiert mehrmals pro Woche auf der Minigolfbahn beim Ozon-Hallenbad. Was ist für Haubrock die Faszination am Minigolf? “Das Gefühl, wenn der Ball ins Loch geht, wenn meine Taktik funktioniert hat – das ist das beste Gefühl”, erklärt sie lachend. 

Minigolf-Weltmeisterin Felicitas Haubrock

Mehr als nur Schläger halten, Ball treffen, einlochen 

Dass Minigolf mehr ist, als nur ein Freizeitvergnügen, weiß die 16-Jährige, auch wenn die Reaktionen auf ihren Sport sehr unterschiedlich ausfallen. "Einige finden es cool, andere denken, das kann ja jeder", erzählt sie. Dabei ist Mini- oder Bahnengolf mehr als nur Schläger halten, Ball treffen, einlochen.  

Taktik und strategisches Denken seien immens wichtig, so Haubrock. Dabei sind die Spielregeln recht einfach. Ziel ist es, den Ball mit möglichst wenig Schlägen ins Loch zu bekommen. Die Betonung liegt hierbei auf "Schlägen", denn den Ball vom markierten Abschlagsbereich Richtung Loch zu schieben ist verboten.

Die Anzahl der Schläge wird anschließend notiert. Pro Bahn dürfen die Sportlerinnen und Sportler sechs Schläge machen - haben sie das Loch dann nicht getroffen, werden sieben Schläger aufgeschrieben. 

Rund 8.500 Mitglieder in 222 Vereinen zählte der Deutsche Minigolf Verband (DMV) im letzten Jahr, die Nationalmannschaften sind die erfolgreichsten der Welt. Deutschland gilt somit als Minigolf-Mekka. Egal ob bei Senioren- bei Jugenturnieren: meist sind die Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland am erfolgreichsten. Über 2.000 Anlagen gibt es in Deutschland. In Hessen sind die Vereine im Hessischen Bahnengolf-Sportverband (HBSV) organisiert.

Minigolf-Weltmeisterin Felicitas Haubrock

Nächste Ziele: Titel halten, Europa- und Weltmeister mit der Mannschaft werden

Ihren Triumph aus dem letzten Jahr muss Haubrock erstmal verarbeiten. Denn auch wenn der WM-Titel zehn Monate her sei, fühle es sich immer noch nicht real an, berichtet die Schülerin. Ein Preisgeld hat sie dafür übrigens nicht bekommen, aber das Versprechen, dass Bälle mit ihrem Namen in ihrer Lieblingsfarbe produziert werden. Das ist bisher noch nicht passiert. Aber Haubrock kann warten, stehen die nächsten Turniere doch bereits an.

Für ihren Sport organisiert die 16-Jährige alles selbst, Mutter Ute passt auf, dass es nicht zu viel wird, sorgt dafür, dass ihre Tochter zwischendurch ein paar Ruhephasen hat. Doch damit ist es dann bald wieder vorbei. Denn Felicitas hat ihre nächsten sportlichen Ziele im Auge: den Titel halten und mit der Mannschaft Europa- und Weltmeister werden.

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