Judoka Alex Wieczerzak jubelt

In der Schule gemobbt, im Judo später Weltmeister – das ist die Geschichte von Alex Wieczerzak. In der Doku "Fighter", die ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen ist, gibt der Judo-Star intime Einblicke, wie man sie von Sportlern nur selten sieht.

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Alex Wieczerzak sitzt in der hintersten Ecke der Kabine. Sein Gesicht hat er in den Händen vergraben, die Konzentration ist hoch, es sind nur noch wenige Minuten bis zum Kampf. Jede Faser seines muskelbepackten Körpers wirkt jetzt angespannt. Im Judo geht es um den einen Moment, die eine Sekunde, den Wimpernschlag, der alles verändert. Der entscheidet zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Held und Niemand, zwischen Traum und Trauma. Wahrscheinlich hat kein anderer deutscher Judoka diese beiden Extreme so sehr erlebt wie Alexander Wieczerzak.

Mobbing in der Schule

Schon in der Kindheit fängt es an. Alex wächst in Frankfurt auf als Sohn einer Polin, mit einem zarten Dialekt am Anfang, mit einem für deutsche Augen und Ohren eigenartigenNachnamen. Wieczerzak – sprich: Witschertschak. Ab der fünften Klasse wird Alex deshalb gemobbt. In der hr-Doku "Fighter", die ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen ist, spricht der 31-Jährige nun erstmals offen darüber.

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Fighter - zwischen Tod und Olympia

Alex Wieczerzak
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"Das war keine einfache Zeit. Es fielen Schimpfwörter, es wurde gesagt: Komm, wir wollen uns mit dir schlagen", schildert Wieczerzak. Für seine Mitschüler sei das oft sehr simpel gewesen: "Nachname, Dialekt – fangen wir ihn mal an zu mobben." Die Lehrer hätten damals oft weggesehen. Es kam zu Raufereien auf dem Schulhof, die Mutter von Alex wurde in die Schule einbestellt. Er selbst habe damals die Welt nicht mehr verstanden. "Ich habe mich immer voll Deutsch gefühlt, keine Frage. Und ich fühle mich auch heute noch voll Deutsch." Wieczerzak sagt es nicht so offen, aber man spürt, dass ihn diese Zeit geprägt haben muss. Sein Ziel wird immer klarer: Als Judoka will er nun Gold für Deutschland holen. Er will es allen zeigen: Ich gehöre zu euch.

"Die Ärzte haben gesagt, dass ich kurz vor dem Tod war"

Auch auf diesem Weg hat Wieczerzak immer wieder Rückschläge zu verarbeiten. 2016 qualifiziert er sich zwar für die Olympischen Spiele in Rio, wird kurz vorher aber von einer Mücke gestochen und erkrankt schwer an Tropenfieber. Plötzlich geht es nicht mehr um Gold, sondern um sein Leben. "Die Ärzte haben gesagt, dass ich kurz vor dem Tod war. Über so etwas hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht", schildert der Frankfurter in der Doku. Wieczerzak gewinnt seinen wichtigsten Kampf – und kommt stärker zurück. Nur ein Jahr später wird er Weltmeister, der erste Deutsche seit 14 Jahren. "Das war das schönste Gefühl in meinem Leben."

Die Doku Fighter belgeitet Wieczerzak nun bei seinem großen Ziel, sich für Olympia zu qualifizieren und dort Gold zu gewinnen. Auch dieser Weg ist gepflastert von Rückschlägen und geprägt von einem Menschen, der trotz alledem immer wieder aufsteht. Ein echter Fighter eben.

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