Lorenz Regler (rechts) mit einem Teamkameraden in Spielkleidung in einr Gruppe stehend.

Die European League of Football hat der Frankfurt Galaxy einen ordentlichen Bekanntheitsschub gegeben. Doch der Ruhm hat auch Schattenseiten: In den sozialen Medien werden die Amateursportler beleidigt – und sogar bedroht.

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Frankfurt Galaxy erhalten Anfeindungen

Szene aus der Partie Galaxy gegen Vikings
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Lorenz Regler hat sich vergangenes Jahr im Meisterschaftsspiel der European League of Football (ELF) verletzt. Der Wide Receiver der Frankfurt Galaxy kassierte einen harten Hit, blieb 30 Sekunden auf dem Feld liegen. "Ich habe danach nicht mehr gespielt, weil ich mich an den Rippen verletzt hatte", erzählt Regler im Gespräch mit dem hr-sport. Also half er seiner Mannschaft eben auf andere Art und Weise: "Ich bin aber an der Seitenlinie auf- und abgesprungen, um das Publikum anzuheizen." Die Galaxy gewann das dramatische Finale gegen die Hamburg Sea Devils – und Regler wurde bei einigen Unzufriedenen zum Sündenbock.

Als er seinen Vertrag vor der neuen Saison verlängerte, verbreitete die Galaxy die gute Nachricht in den sozialen Medien. Unter die Glückwünsche mischten sich hämische Kommentare. "Schauspieler", "Crybaby", "der Neymar vom Finale" wurde Regler genannt. Inzwischen ist das bei den Frankfurter Footballern kein Einzelfall mehr. "Wir sagen das schon immer auf den Busfahrten nach den Spielen: Wenn du verlierst, darfst du gar nicht in die sozialen Medien gehen und die Kommentare lesen", erzählt der gebürtige Münchner. Denn zur Häme gesellen sich auch immer häufiger Beleidigungen – und purer Hass.

Dem Ersatzkicker wurden Schläge angedroht

Head-Coach Thomas Kösling weiß um das Problem. Die "Schattenseite", die die gesteigerte Aufmerksamkeit der neuen europäischen Liga mit sich bringt. "Unser junger Backup-Kicker hat letztes Jahr gegen Hamburg zwei, drei Kicks verkickt. Und dann hat mir irgendwann jemand erzählt: Der hat Schläge angedroht bekommen", berichtet Kösling.

Das Problem hält der 39-Jährige für ein gesamtgesellschaftliches. Der Sport sei nur ein Spiegelbild der zunehmenden Verrohung online. "Die meisten Hasskommentare sind von irgendwelchen Leuten, die keine Bilder haben und keine Follower", ergänzt Regler. "Diese Anonymität ist in diesem Fall ein großes Problem, weil man den Menschen dafür nicht zur Verantwortung ziehen kann."

Lorenz Regler wird im Finale der ELF auf dem Feld behandelt.

Galaxy denkt über Mentalcoach nach

Auch bei anderen Football-Clubs der ELF kennt man Online-Angriffe. Berlin Thunder hat inzwischen als erstes Franchise einen Mentalcoach verpflichtet. Die Galaxy könnte das zweite werden. "Das ist eine Sache, mit der wir uns befassen", sagt Kösling. "Wir können das Problem ja nicht einfach links liegen lassen. Das kann schon was mit einem Spieler machen." Es gebe ein, zwei Spieler, die sich bereits privat Hilfe organisiert haben. "Wir sind Amateure, die Jungs hier sind keine Millionäre", erinnert der Coach.

Regler versucht, die Kommentare an sich abprallen zu lassen "Wir kommen nicht am Dienstag ins Training und überlegen, wie schlecht wir sind, weil das wieder fünf Leute im Internet geschrieben haben. Wir hören auf das, was die Coaches sagen", so der 26-Jährige. Und die richtigen Galaxy-Supporter halten eh immer zu ihrer Mannschaft. Auch nach einer Niederlage. "Die Fans, die wirklich hinter uns stehen, die schreiben uns immer 'Weiter geht's' und 'Auf jetzt!', aber man muss sich wohl damit abfinden, dass auch ein paar dabei sind, die ein großes Mundwerk haben", sagt Regler.

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