Die Footballer der Frankfurt Galaxy haben die Playoffs verpasst. Cheftrainer Thomas Kösling hat erste Gründe bereits ausgemacht und arbeitet daran, dass es in der kommenden Saison wieder besser läuft.

Audiobeitrag

Audio

Kösling: "Wien ist für mich das kompletteste Team"

Galaxy-Trainer Thomas Kösling
Ende des Audiobeitrags

Am Sonntag findet in der European League of Football (ELF) das Championship Game zwischen den Hamburg Sea Devils und Vienna Vikings an. Titelverteidiger Frankfurt Galaxy ist nicht dabei. Die Hessen haben den Sprung in die Playoffs knapp verpasst. Headcoach Thomas Kösling hat auch schon eine Ahnung, warum.

Im ersten Teil des großen Saisonabschluss-Interviews spricht der Frankfurter Übungsleiter - der am Donnerstag seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte - über eigene Fehler, über Verbesserungsmöglichkeiten auf und abseits des Platzes sowie über die Zukunft der Franchise.

hessenschau.de: Herr Kösling, was steht eigentlich kommenden Sonntag bei Ihnen im Terminkalender?

Thomas Kösling: Ich denke, ich fahre nach Klagenfurt zum Finale. Ich habe zwar noch keine Karte, aber die mündliche Zusage, dass ich eine bekomme.

hessenschau.de: Und fahren Sie mit Vorfreude dahin oder mit Wehmut, weil die Galaxy nicht auf dem Feld steht?

Kösling: 50:50. Man hat in den letzten Wochen schon ein bisschen reflektiert. Der Kummer ist ein bisschen weg, weil wir auch schon in den Vorbereitungen für die neue Saison sind. Ich freue mich also auf ein gutes Football-Spiel und ich freue mich für die Jungs, die so ein Finale jetzt erleben können. Das ist schon etwas Besonderes und da kommen bestimmt noch einmal Erinnerungen hoch.

hessenschau.de: Wer ist denn Ihr Favorit auf den Titel?

Kösling: Wien ist schon das kompletteste Team. Sie haben zwar auch viele Verletzte, aber das haben sie super kompensiert. Was Hamburg so stark macht ist dieser "Chip on the shoulder", wie man im Football sagt. Die haben die Finalniederlage letztes Jahr gegen uns als Motivation genommen. Man sieht ganz klar, was für ein Ziel und was für einen Willen sie in dieser Saison haben. Und sie haben eine bombastische Defense.

hessenschau.de: Nach dem Titelgewinn im vergangenen Jahr hat Frankfurt dieses Jahr die Playoffs verpasst. Haben Sie die Saison schon komplett aufgearbeitet?

Kösling: Noch nicht komplett, das wird auch noch ein paar Wochen dauern. Was unterm Strich aber steht, ist, dass wir unser Saisonziel verpasst haben. Wir wollten die Playoffs erreichen. Das hat schon noch mal wehgetan, das Halbfinale zu sehen. Weil das eigentlich ein Level war, auf dem wir hätten mitspielen können. Aber es gibt genügend Sachen, die wir hätten besser machen müssen.

hessenschau.de: Was denn zum Beispiel?

Kösling: Wir hatten schon diesen typischen Championship-Kater. Wir haben viele Veteranen wiedergeholt und sind davon ausgegangen: Die wissen, was wir wollen, und die machen das. Aber wir hatten zu viele Spieler, die das dann nicht gemacht haben. Das ist dann aber nicht die Schuld der Spieler. Es geht ja niemand ins Training und sagt: "Ich gebe nicht so viel". Da hätten wir Trainer vielleicht mehr pushen müssen. Und da wird in der neuen Saison wieder viel mehr Zug reinkommen. Wir müssen wieder die Gier haben, diesen Titel zu gewinnen.

Audiobeitrag

Audio

Kösling: "Wir hatten den typischen Championship-Kater"

Galaxy-Trainer Thomas Kösling
Ende des Audiobeitrags

hessenschau.de: Wenn Sie schon die Veteranen erwähnen: Wird Jakeb Sullivan denn auch nächstes Jahr ihr Quarterback sein?

Kösling: Wir werden zumindest alles daran setzen. Es ist zwar noch nichts offiziell, weil wir laut Liga erst ab Oktober in die Gespräche gehen dürfen, aber der Junge ist top und wir wollen mit ihm in die Zukunft gehen. Das haben wir letztes Jahr schon gesagt und daran hat sich nichts geändert. Wenn natürlich eine Profi-Liga aus Amerika anklopft, sind wir die Letzten, die einem Spieler Steine in den Weg legen würden. Aber was Europa angeht, ist die Gefahr nicht groß, dass er woanders hingeht. Das kann ich mir nicht vorstellen.

hessenschau.de: Kommen wir zurück zu den Baustellen: Eine davon ist, dass Sie mit den Trainingsmöglichkeiten in Frankfurt unzufrieden seid. Wird es da Besserungen geben?

Kösling: Wenn wir den Anspruch haben, europäischen Spitzen-Football zu zeigen, dann muss sich etwas ändern. Wien oder Innsbruck haben da ganz andere Möglichkeiten. Es ist schon etwas anders, wenn man ein Trainingsgelände zur freien Verfügung hat oder eine ganztägige Betreuung durch Fitness-Coaches.

Wir haben eine Ballwurf-Maschine, aber die kann eben nur zu den offiziellen Trainingszeiten genutzt werden. Wir wollen uns aber weiterentwickeln. Ich hoffe, die Stadt kommt uns da entgegen. Aber sie haben entsprechende Signale gesendet und wir hatten schon gute Gespräche. Wir hoffen also, dass wir nächstes Jahr bessere Möglichkeiten haben.

hessenschau.de: Kommt Ihnen da auch entgegen, dass die NFL in naher Zukunft zwei Spiele in Frankfurt austragen möchte?

Kösling: Hundertprozentig. Ich weiß nicht genau, was da ausgemacht wurde, aber soweit ich weiß, hat sich die Stadt gegenüber der NFL verpflichtet, den Sport zu fördern. Ich gehe also davon aus, dass in die Infrastruktur investiert wird.

hessenschau.de: Sie haben mal Andeutungen gemacht, dass Sie derzeit ihren Job nicht aufgeben werden, um nur noch die Galaxy zu coachen - dass der Club aber irgendwann vielleicht einen Vollzeit-Trainer braucht. Was müsste denn passieren, damit Sie ihren Regel-Job aufgeben?

Kösling: Die Franchise müsste mir so viel Geld zahlen, dass ich keine finanziellen Verluste hinnehmen muss. Wenn das passiert, habe ich auch kein Problem damit, zu meiner Behördenleitung zu gehen und zu fragen, ob ich vielleicht ein Sabbat-Jahr machen könnte. Aber das steht derzeit nicht zur Debatte.

Wir müssen uns jetzt erstmal strukturell ändern. Wenn in ein Trainingsgelände investiert wird, dann kann ich auch noch ein bisschen warten. Ich würde auch gerne noch mehr Coaches engagieren, damit wir uns breiter aufstellen. Ich liebe Football, aber ich glaube, wir können das erstmal so weiter machen.

hessenschau.de: Wie sauer waren eigentlich die Frankfurter Fans, dass das Team die Playoffs nicht erreicht hat?

Kösling: Ich bin großer Fan vom 1. FC Köln, und natürlich habe ich mich als kleiner Junge richtig geärgert, wenn die ein Spiel verloren haben. Aber das gehört ja dazu. Ich bin ja weiter Fan geblieben. Genau dasselbe Gefühl habe ich hier wahrgenommen. Die Fans haben uns komplett gepusht, ich hatte nie das Gefühl, dass hier gebuht wurde. Warum auch? Sie haben richtig gute Footballspiele gesehen.

Das Wichtigste für unsere Saison war, dass wir gegen Wien und Innsbruck gewonnen haben. Das hat den Fans gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Die Enttäuschung war natürlich für alle da, aber vielleicht haben wir da durch den Titelgewinn in der letzten Saison auch noch ein bisschen Kredit übrig.

Das Gespräch führte Gerald Schäfer.

Weitere Informationen

Zweiter Teil

Den zweiten Teil des Interviews, in dem Kösling über die Leistung der Schiedsrichter, über Probleme der Teams und über einige Änderungen, die er sich für die Liga wünschen würde, spricht, finden Sie hier.

Ende der weiteren Informationen