Jonas Rutsch

Nach vielen Erfolgen im Nachwuchsbereich wird Jonas Rutsch das Radrennen Eschborn-Frankfurt am 1. Mai erstmals als Profi bestreiten. Der Südhesse hat große Ambitionen – und gibt fast schon das Versprechen für einen untypischen Rennverlauf ab.

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Kindheitstraum und Massenstürze: Jonas Rutsch bei der Tour de France

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Lange um den heißen Brei reden, das ist nicht das Ding von Jonas Rutsch. "Mein Frühjahr lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagt der 24 Jahre alte Radprofi aus Erbach im Odenwald. "Das war einfach nicht das, wofür ich trainiert habe." Eine offene und ehrliche Selbstkritik, die sich beim Blick auf seine bisherigen Saisonergebnisse durchaus nachvollziehen lässt.

Ausgerechnet bei den von ihm so sehr geliebten Eintagesrennen, auf die sich der Südhesse spezialisiert hat, lief es für Rutsch bislang alles andere als rund. Rang 29 bei Mailand-Turin Mitte März war das beste Resultat, danach war er von einer weiteren Top-30-Platzierung ein gutes Stück entfernt.

Rutsch: "Bis hier ein Frühjahr zum Vergessen"

Ob Mailand-Sanremo, Gent-Wevelgem oder die Flandern-Rundfahrt: Aus Sicht des 1,97 Meter großen Athleten verliefen die Wettkämpfe selten wie gewünscht. Sein drittes Jahr als Profi beim US-amerikanischen Team EF Education-EasyPost, es war bislang ein lehrreiches. Oder um es mit den Worten von Rutsch auszudrücken: "Bis hier war es ein Frühjahr zum Vergessen." Wofür es allerdings auch Gründe gibt.

Allen voran eine Corona-Infektion, die nach der Tour des Alpes Maritimes et du Var Mitte Februar für eine knapp einmonatige Rennpause gesorgt hatte, beschäftigte Rutsch nachhaltig. Bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix verhinderte am vergangenen Wochenende dann auch noch ein "mechanisches Unglück" in Form eines Kettendefekts eine bessere Platzierung als Rang 74. "Das hat schon sehr an mir genagt", gibt er abermals ohne Umschweife zu. "In diesem Moment hätte ich am liebsten mein Rad sehr schwungvoll auf die Wiese gelegt."

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Jonas Rutsch lebt seinen Traum als Radprofi

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Wer Rutsch in Gesprächen über Radsport zuhört, der lernt einen sympathischen sowie bodenständigen Profi kennen – und einen, der in diesen Tagen voller Vorfreude auf den nächsten Wettkampf blickt. Beim Klassiker Eschborn-Frankfurt am 1. Mai wird er erstmals im World-Tour-Rennen des Weltverbandes UCI an den Start gehen. Für den 24-Jährigen soll es nicht weniger als der versöhnliche Abschluss der ersten Saisonphase werden: "Jetzt habe ich die Gelegenheit, mein Frühjahr zu richten."

Rutschs großer Vorteil: Er weiß genau, wie man auf den Schleifen durch Frankfurt und Taunus Erfolge einfährt. Die U17-, U19- und die U23-Ausgabe des Radklassikers hat er bereits auf dem Podium beendet. Die Anstiege über den Feldberg, die Billtalhöhe oder den Mammolshainer Stich kennt er fast genauso gut wie die in seiner Odenwälder Heimat. Gemeinsame Trainingsausfahrten mit John Degenkolb aus Oberursel (Team DSM) stehen regelmäßig auf dem Plan.

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Frankfurter Radrennen im TV und im Livestream

Der hr wird auch 2022 das Radrennen Eschborn-Frankfurt live übertragen. Die Sendung im hr-fernsehen sowie im Livestream auf hessenschau.de beginnt am 1. Mai um 12 Uhr. Alle wichtigen Infos dazu finden Sie hier.

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Aktuell lebt Rutsch in Wiesbaden, er absolviert parallel zum Dasein als Profi ein Duales Studium bei der Polizei und bastelt momentan an seiner Bachelor-Arbeit. Abgabefrist: Mitte Mai. "Ich bin dann aber auch froh, wenn ich das hinter mich gebracht habe", sagt er. Der Fokus des Südhessen, so scheint es zumindest, liegt ohnehin auf seinem Debüt beim Elite-Rennen von Eschborn-Frankfurt.

Zu den Favoriten müsse man den Norweger Alexander Kristoff (Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux), Degenkolb, Vorjahressieger Jasper Philipsen aus Belgien (Alpecin-Fenix) sowie Kristoffs Teamkollegen Biniam Girmay aus Eritrea zählen. Und Rutsch selbst am besten auch, könnte man meinen.

Rutsch verspricht viel Spannung bei Eschborn-Frankfurt

"Wir dürfen dieses Jahr schon ab dem Taunus viel Spannung erwarten", gibt er sich kämpferisch. Und deutet damit an, dass eventuell auch er die Entscheidung in einer Fluchtgruppe oder gar als Solist suchen könnte. Meist endet der Radklassiker mit einem Massensprint auf der Zielgeraden an der Alten Oper in der Frankfurter City. Das ist allerdings nicht Rutschs Stärke.

"Ich kenne meine eigenen Ambitionen – und ein bisschen auch schon unsere Teamtaktik. Meine Mannschaft weiß um meine örtliche Zugehörigkeit zu dem Rennen. Ich denke, ich werde meine Chance bekommen." Wie gesagt: Lange um den heißen Brei reden, das ist nicht das Ding von Jonas Rutsch.

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