Fifa-Profi Emil Köhler vor der neuen Eintracht E-Sports-Academy

Eintracht Frankfurt hat seine neue E-Sports-Academy eröffnet. Ein Schritt mit Signalcharakter, meint Vorstandssprecher Axel Hellmann - der einst selbst intensiv ein Computer-Spiel zockte.

Bevor Emil Köhler anfängt, die Fußballsimulation FIFA zu spielen, klickt sich der 20-Jährige im Eiltempo durch die Einstellungen. Der Controller wird feinjustiert, die Geschwindigkeit des Spiels aufs Maximum gestellt, jedem seiner virtuellen Spieler gibt er taktische Vorgaben.

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„"Wir haben einen sehr geordneten Tagesablauf. Dazu gehört auch ein guter Essensrhythmus und Fitnesstraining."“ Emil Köhler Emil Köhler
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Mit normalem Zocken hat das wenig zu tun. Ein Satz, der für E-Sports generell gilt. Emil Köhler ist FIFA-Profi und spielt für die Eintracht in der Virtuellen Bundesliga. In der neuen E-Sports-Academy trainiert er bis zu acht Stunden am Tag. Sein Trainer legt vorher fest, was genau trainiert wird und gegen wen er spielt. Anschließend schaut sich Köhler das Spiel in der Videoanalyse noch einmal an: "Wir haben einen sehr geordneten Tagesablauf. Dazu gehört auch ein guter Essensrhythmus und Fitnesstraining."

Herzensthema für Axel Hellmann

Eintracht Frankfurt hat schon seit etwa fünf Jahren eine E-Sports-Abteilung. Deren Trainingszentrum lag bisher am Riederwald, jetzt befindet es sich direkt neben dem Stadion und dem Profi-Camp. Vorstandssprecher Axel Hellmann betont: "Dieser Schritt macht deutlich, dass E-Sports bei Eintracht Frankfurt ein Entwicklungsthema ist und eine große Aufmerksamkeit erhält. Auch weil es viele – vor allem junge – Menschen begeistert."

Axel Hellmann läuft durch einen Raum der E-Sports-Academy

Hellmann selbst kann die Faszination gut nachvollziehen: "Ich war Ende der 90er-Jahre bei Age of Empires richtig gut, also wirklich internationale Spitze. Da hatte ich Zeit und Bock, das zu trainieren." Der Beweis: Hellmann war 1999 bei einem Turnier in Chicago - und landete unter den besten Zehn.

Wirtschaftliche Chancen

Seitdem ist E-Sports immer mehr zum Massenphänomen geworden. Das zeigt auch der Zuwachs in der Frankfurter E-Sports-Sparte. Die Abteilung hat 120 Mitglieder, auch Amateure und Nachwuchssportler trainieren in der neuen Academy. Dabei gibt es viele, die die Fußballsimulation FIFA spielen. Aber auch League of Legends, ein Strategiespiel, in dem man als Team antritt.

Viele PCs nebeneinander, auf denen League of Legends gespielt wird

E-Sports ist ein Business, das boomt: Bis 2026 wird der Umsatz des deutschen E-Sports-Marktes auf rund 190 Millionen Euro prognostiziert, heißt es seitens der Eintracht. Timm Jäger, Geschäfsführer der für E-Sports zuständigen EintrachtTech GmbH sagt: "Die Bedeutung von E-Sports wächst - und mit ihr auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten als Club und unsere Partner."

"Meine Eltern hatten gar keine Ahnung"

Kein Wunder, dass E-Sports mittlerweile hochprofessionell betrieben wird. In der Virtuellen Bundesliga verdienen die FIFA-Profis etwa 4.000 bis 5.000 Euro im Monat. Auch Transfers mit Ablösesummen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr.

Für Emil Köhler ist FIFA-Spielen also Vollzeitbeschäftigung. Ein Beruf, den er vielen erst erklären muss - auch seinen Eltern: "Meine Eltern haben davon gar keine Ahnung, das war in den letzten Jahren auch ein Kampf, denen das näher zu bringen. Aber jetzt sitzen sie bei meinen Spielen vor dem Fernseher und feuern mich an."