260 Stellen in Gefahr Opel schließt Werkzeugbau in Rüsselsheim
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Opel schließt Abteilung Werkzeugbau

Die Hiobsbotschaften beim Autohersteller Opel nehmen kein Ende. Jetzt wurde bekannt, dass die Abteilung für Werkzeugbau in Rüsselsheim geschlossen wird.
Die Wortwahl der Opel-Geschäftsführung mutet eigentümlich an, um nicht zu sagen beschönigend. Die Abteilung Werkzeugbau werden zum Jahresende "auslaufen" hieß es am Mittwoch aus Rüsselsheim. Als hätten die rund 260 Beschäftigen beim Marathon eine Ziellinie erreicht. Tatsächlich bedeutet das "Auslaufen" zum Jahresende für sie nichts anderes als das Ende ihres Beschäftigungsverhältnisses - und somit eine ungewisse Zukunft.
Gewerkschaft spricht von Vertragsbruch
Seitens des Mutterkonzerns Stellantis hieß es am Mittwoch, dass das Unternehmen alle zumutbaren Maßnahmen unternommen habe, um die Auslastung und den Personalbedarf beim Werkzeugbau in einer "angemessenen Balance" zu halten. Es würden nun weitere Gespräche mit dem Betriebsrat geführt. Statt Entlassungen strebe man an, die Mitarbeiter zum "Verlassen des Unternehmens" zu bewegen - im Rahmen entsprechender Vereinbarungen mit den Gewerkschaften.
Die Arbeitnehmervertretung bei Opel spricht derweil von "Vertragsbruch". Noch vor vier Monaten sei zugesagt worden, 160 Stellen in dem betroffenen Bereich zu erhalten. Zudem würden erneut Investitionszusagen aus dem mit der IG Metall abgeschlossenen Zukunftstarifvertrag nicht befolgt. Für Freitag sind an allen Opel-Standorten Proteste der Arbeitnehmer gegen den Stellantis-Kurs angekündigt.
Regierungschefs planen Gespräch im November
Die Regierungschefs von Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen zeigen sich hinsichtlich der neusten Veränderungen besorgt. Volker Bouffier (CDU), Malu Dreyer (SPD) und Bodo Ramelow (Linke) möchten deshalb noch im November ein Gespräch mit Carlos Tavares, Chef des Opel-Mutterunternehmens Stellantis, führen. Das geht aus einer Pressemitteilung vom Donnerstag hervor.
"Wir erwarten für die Beschäftigten des Unternehmens und die betroffenen Regionen eine langfristige Perspektive. Relevante Entscheidungen müssen offen und transparent kommuniziert werden", so die Länderchefs. Das Unternehmen trage eine gesellschaftliche Verantwortung. Außerdem erinnerten Dreyer, Bouffier und Ramelow an die getroffenen Vereinbarungen mit dem Autobauer. "Wir erwarten, dass die Vereinbarungen zwischen dem Unternehmen und den Ländern eingehalten werden."
Lange Reihe von Hiobsbotschaften
Für die Beschäftigten in Rüsselsheim ist die Ankündigung der Abteilungs-Schließung derweil nur die jüngste in einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften der vergangenen zwölf Monate. Bereits Ende 2020 demonstrierten rund 3.000 Mitarbeiter gegen zunehmende Arbeitsverdichtung und schlechte Arbeitsbedingungen im Stammwerk.
Zuletzt sorgte Anfang Oktober die Ankündigung des Mutterkonzerns, die Opel-Werke in Rüsselsheim und Eisenach rechtlich auszugliedern, für Unruhe. Eine Woche später wurde bekannt, dass Beschäftigten des Entwicklungszentrums in Personalgesprächen mit der Verlagerung ihrer Arbeitsplätze nach Marokko gedroht wurde. Der Betriebsrat sprach vom "Beginn der Zerschlagung von Opel".
Auch die Politik kritisierte seinerzeit das Vorgehen des Stellantis-Konzerns. In einem gemeinsamen offenen Brief an Stellantis-Chef Carlos Tavares forderten die Regierungschefs von Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, "dass für die Zukunft der Standorte relevante Entscheidungen offen und transparent kommuniziert werden".