Die Stadt Frankfurt baut das Waldstadion aus, auf rund 60.000 Plätze. Das wird möglicherweise teurer als gedacht. Deshalb pumpt die Stadt frisches Geld in die Stadiongesellschaft.

In Katar rollt der Ball, im heimischen Waldstadion in Frankfurt drehen sich die Kräne. Die städtische Sportpark Stadion Frankfurt GmbH (SSF) nutzt die WM-Pause, um das Stadion auszubauen. Im "Deutsche Bank Park", wie das Stadion derzeit wegen seines Namenssponsors heißt, entstehen rund 13.000 neue Stehplätze auf der Nordwesttribüne, die Gesamtkapazität steigt auf rund 60.000 Zuschauer.

Der Ausbau sollte ursprünglich zehn Millionen Euro kosten, wird nun aber nach Angaben der Stadt möglicherweise teurer. Die Stadiongesellschaft SSF habe die Kosten aus dem laufenden Geschäft nicht mehr stemmen können. Auch deshalb bekommt sie nun laut einem Beschluss des Stadtparlaments von Ende September zwölf Millionen Euro frisches Kapital von der Stadt, der die Stadiongesellschaft zu 100 Prozent gehört. Wie viel von dieser Finanzspritze in das Waldstadion fließt, ist nicht bekannt, die Gesellschaft betreibt noch andere, kleinere Sportstätten in Frankfurt.

"Zeitnahe Auszahlung unerlässlich"

Wie ernst die Lage bei der SSF war, geht aus einer Parlamentsvorlage hervor. Darin heißt es: "Ein rascher Beschluss der Kapitalerhöhung und eine zeitnahe Auszahlung" seien unerlässlich. Denn die Baufirmen würde hohe Rechnungen stellen und wollten Abschlagszahlungen haben.

Nach dem Beschluss im September kann nun die gesamte Summe an die Stadiongesellschaft überwiesen werden. Zunächst war noch die Hälfte des Geldes, sechs Millionen Euro, für die DomRömer GmbH eingeplant. Das ist die städtische Gesellschaft, die sich um die neue Frankfurter Altstadt kümmert. Nun ist klar, dass die ganze Summe ins Stadion fließen kann, weil die Landesregierung den gesamten Frankfurter Haushalt inzwischen genehmigt hat.

Gesamtkosten noch unbekannt

Wie viel der Stadionausbau genau kostet, kann die Stadt auch nicht beziffern. Die Baufirmen stellten immer erst dann ihre Rechnungen, wenn sie fertig seien, so Sportdezernent Mike Josef (SPD). Die Baupreise schwankten derzeit so stark, dass noch keine Gesamtsumme zu nennen sei. Möglicherweise werde es teurer, möglicherweise werde am Ende doch der Rahmen von zehn Millionen Euro gehalten. Bis Sommer 2023 soll der Stadionausbau abgeschlossen sein.

Die Eintracht zahlt nicht, profitiert aber

Die Frankfurter Eintracht muss das zunächst nicht kümmern, denn das Stadion gehört der Stadt, der Verein ist nur der Betreiber. Und für den Ausbau zahlt die Eigentümerin, so ist es im Betreibervertrag mit der Eintracht geregelt. In diesem Vertrag ist zwar noch von zehn Millionen Euro Ausbaukosten die Rede. Aber egal, wie teuer es am Ende wird – der Ausbau geht aufs Konto der Stadt.

Eintracht Frankfurt wird allerdings finanziell nicht vom Ausbau profitieren. Das stellte Klub-Boss Axel Hellmann bei einer Baustellenbesichtigung am Mittwoch klar. Zwar könne man mehr Tickets als bisher verkaufen, allerdings vergleichsweise günstige Stehplatztickets. Das wiegt laut Hellmann nicht den Wegfall der teureren Sitz- und Logenplätze auf, der mit dem Umbau einhergeht. Positiv für die Eintracht sei allerdings, dass mit den neuen Stehplätzen gerade an junges Publikum langfristig an die Eintracht gebunden werden könne.

Dem Verein die Miete zu erhöhen – das ist derzeit für Sportdezernent Josef, der für die SPD zur OB-Wahl antritt, nach eigenen Angaben kein Thema. Dabei ist das im Betreibervertrag mit der Eintracht ausdrücklich vorgesehen. Im Falle einer "außerordentlichen Inflation" seien beide Seiten verpflichtet, die Miete neu zu fixieren – so wurde es vor zwei Jahren dem Stadtparlament gegenüber dargestellt.

Erleben wir gerade eine "außerordentliche Inflation"?

Ist eine Inflation von derzeit rund zehn Prozent als "außerordentlich" einzustufen? Sportdezernent Josef will das nun klären, wie er im Gespräch mit hr-Reportern ankündigt. Er werde die damaligen Vertragsunterzeichner fragen, wie sie die Formulierung gemeint hätten. Den Vertrag mit der Eintracht hatten 2020 noch Josefs Amtsvorgänger Markus Frank (CDU) sowie auf Eintracht-Seite Vorstandssprecher Axel Hellmann unterzeichnet.

Die Eintracht ihrerseits sieht keinen Handlungsbedarf. Auf hr-Anfrage zu einer möglichen Mieterhöhung teilte der Klub mit, aus seiner Sicht bestehe "aktuell noch kein Bedarf, den Mietvertrag nachzuverhandeln".

Zuletzt hatte die Eintracht eine finanzielle Durststrecke, weil wegen Corona weniger Zuschauer ins Stadion gekommen waren. Die Stadt griff deshalb dem Verein mit Millionennachlässen bei der Stadionmiete unter die Arme. Wie hoch diese Nachlässe waren, teilte die Stadt nicht mit. Diese Durststrecke ist nun aber vorbei, es winken Millionen-Einnahmen in der Champions-League.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes wurde der Eindruck erweckt, die Eintracht profitiere finanziell vom Stadionausbau, weil sie künftig bei ausverkauftem Haus 8.500 Tickets mehr als bisher verkaufen könne. Nach Angaben von Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, ist das nicht der Fall. Die Nordwesttribüne werde komplett auf Stehplätze umgerüstet, die Tickets dafür seien vergleichsweise günstig. Im Gegenzug fielen teurere Sitz- und Logenplätze weg, so dass sich unter dem Strich kein Plus ergebe. Wir haben den Text entsprechend angepasst.

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