Nicht nur beim Holz Baupreise gehen durch die Decke wie seit 41 Jahren nicht mehr
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Stärkster Anstieg der Baupreise seit 41 Jahren

Wohnraum schaffen oder sanieren ist teuer - und die Preise steigen massiv. In Hessen sind sie 2021 so stark nach oben gegangen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Schlechte Zeiten für Bauherren: In Hessen sind die Preise für den Bau von Wohngebäuden im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie zuletzt vor 41 Jahren. Im Schnitt erhöhten sich die Preise für die einzelnen Bauleistungen im Vorjahresvergleich um 8,2 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Dienstag in Wiesbaden berichtete.
Zuletzt hatte es 1980 mit einem Plus von zehn Prozent eine noch höhere Steigerung gegeben. Im Vorjahr 2020, in der die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm, waren die Preise für Bauleistungen nur um 1,1 Prozent gestiegen. Rohbauleistungen zogen im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent an, während die Ausbauarbeiten 6,9 Prozent teurer wurden.
Höhere Materialpreise, wieder erhöhte Mehrwertsteuer
Die Statistikern sehen vor allem in den ebenfalls stark gestiegenen Materialpreisen im Jahr 2021 einen Grund für den enormen Preisanstieg. Das zeigt sich insbesondere am Beispiel Holz: Wie das Statistische Landesamt meldete, seien vor allem Zimmer- und Holzarbeiten "Preistreiber" des Trends gewesen.
Diese Preise legten im Vorjahresvergleich um rund 28,5 Prozent zu. Hier war auch das Material aufgrund der stark gewachsenen Nachfrage in der Coronakrise deutlich teurer geworden.
Aber auch die 2021 wieder erhöhte Mehrwertsteuer habe sich auf die Baupreise ausgewirkt, schätzte das Statistische Landesamt. Sie war 2020 wegen der Corona-Krise im zweiten Halbjahr befristet abgesenkt worden.
Unternehmer: Land dreht mit
Im Landtag war der starke Anstieg der Baukosten erst vor kurzem Thema. Die SPD-Fraktion forderte die Landesregierung dazu auf, einen "Baukostengipfel" einzuberufen. Alle Akteure wie die Wohnungswirtschaft, Architekten und Stadtplaner sowie die Handwerkskammern und die kommunalen Vertretungsgremien sollten dazu an einen Tisch gebracht werden und beraten: Wo sind jenseits kaum beeinflussbarer Faktoren wie den Materialpreisen des Marktes Spielräume für Einsparungen?
Die Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU) forderte am Dienstag ortsnahe Entsorgungsmöglichkeiten für ausgehobene Erde. Für Erdarbeiten seien die Kosten seit 2015 nämlich um 44 Prozent gestiegen und damit so stark wie bei keinem anderen Faktor. Diese Kostenschraube habe das Land Hessen selbst in der Hand, erklärte VhU-Vizepräsident Thomas Reimann. "Immer weitere Transportwege für Erdaushub, bis hin in andere Bundesländer, verteuern das Bauen und belasten das Klima."
Deshalb wiederholte die FDP-Fraktion am Dienstag nach der Veröffentlichung der Zahlen ihre Forderung nach weiteren Bauschutt-Deponien in Hessen. "Weil kaum Kapazitäten vorhanden sind, ist die Entsorgung von Bauschutt sehr teuer", sagte Stefan Naas, ihr wohnungsbaupolitischer Sprecher. Das wirke sich auf den Baupreis aus. Den Abbau "bürokratischer Hürden und preistreibender energetischer Vorgaben" verlangte der baupolitische Sprecher der AfD, Dimitri Schulz.