Ob Energie, Wasser oder Fläche - Ressourcen sind knapp. An der Bergstraße steht der Prototyp eines klimafreundlichen Gewächshauses, das seinen eigenen Strom erzeugt und Pflanzen optimale Bedingungen bietet.

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Prototyp eines klimafreundlichen Gewächshauses in Bürstadt

Franz Schreier und Alexander Hicks
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Wenn Alexander Hicks vom Anbau seiner neuen Chili-Pflanzen berichtet, gerät er ins Schwärmen. "Ich konnte es auch nicht glauben", sagt der erfahrene Gärtner. "Die Pflanzen standen so schön, so groß, so intensiv da, dass ich mich für meine Pflanzen in den anderen Gewächshäusern fast geschämt habe."

Auf dem Dach einer ehemaligen Packhalle in Bürstadt (Bergstraße) wachsen Hicks‘ Schoten in einem neuartigen Gewächshaus. Es wurde mit Fördermitteln aus dem EU-Projekt GROOF (Greenhouses to Reduce CO2 on Roofs) von der Firma Energy Biosphere Food (EBF) errichtet. Durch seine Konstruktion bietet es den Pflanzen demnach optimale Wachstumsbedingungen und ist nahezu klimaneutral.

Lichtstreuende Folie statt Glasdach

Das komplette Gewächshaus besteht aus recycelbaren Materialien. Anstelle eines Glasdachs wird eine hochtransparente ETFE-Folie verwendet. Sie ist hagelsicher und erzeugt durch Streuung ein perfektes Licht für die Pflanzen. "Beim ersten Mal dachte ich, hier ist irgendwo Licht an", erzählt Hicks. "Es war drinnen heller als draußen."

Das Haus ist nur nach Süden hin lichtdurchlässig. Die umgebenden Wände sind mit Hanfkalk gedämmt. "Das bietet Wärmespeicherung, und auch der Feuchte-Haushalt wird reguliert", erklärt EBF-Geschäftsführer Franz Schreier. Anders als in herkömmlichen Gewächshäusern wird es im Sommer nicht zu heiß, dafür bleibt die Wärme im Winter erhalten. Es wird also weniger Energie zum Heizen oder Kühlen benötigt.

Solarzellen spenden Schatten nach Bedarf

Der Clou sind eine Reihe von handtuchgroßen Solarzellen unter der Folie. Sie erzeugen den Strom, den das Haus benötigt. Was übrig bleibt, kann in das allgemeine Stromnetz eingespeist werden. Die Elemente sind so verstellbar, dass sie einerseits die Sonneneinstrahlung optimal nutzen können, andererseits den Pflanzen aber auch Schatten spenden, was wiederum den Wasserbedarf senkt.

Der Standort auf dem Dach eines Hauses trägt dazu bei, dass keine weitere Fläche am Boden verbraucht wird. Vom gegenseitigen Wärmeaustausch profitieren sowohl das Gewächshaus als auch das Gebäude darunter - die eigentliche Idee hinter GROOF. Ein weiterer Vorteil für die Umwelt: Der lokale Anbau erspart Transportwege.

Lob vom Landrat

Vor zwei Jahren übergab Landrat Christian Engelhardt (CDU) die Baugenehmigung für den Prototyp an Schreier. Der gelernte Physiker entwickelt seit mehreren Jahren synergetische Konzepte zur Energie- und Lebensmittelerzeugung.

Vor kurzem machte sich Engelhardt ein Bild vom Fortschritt des Projekts und zeigte sich begeistert. "Mit Ihrem GROOF-Dachgewächshaus schenken Sie uns einen Blick in die Zukunft und zeigen, wie die Landwirtschaft von morgen funktionieren kann", sagte er.

Bald auf vielen Dächern?

Noch ist der Prototyp nicht ganz fertig entwickelt. "Es müssen noch Kleinigkeiten bei der Steuerung installiert und Feinheiten eingestellt werden", sagt Schreier. "Die wesentlichen Bauteile sind aber eingebaut." Bis zum Ende des Jahres, so hofft er, wird alles komplett sein.

Dann wäre der Weg frei für die Vermarktung des Konzepts. "Das ist nach der hessischen Landesbauordnung auch für den Privatmann genehmigungsfrei zu bauen, und da hoffen wir, den einen oder anderen Beitrag zur Lebensmittel- und Energieautonomie leisten zu können", sagt Schreier.

Auch Chili-Experte Hicks hätte nichts dagegen, wenn auf weiteren Dächern Plantagen wie die in Bürstadt stehen würden. "Das ist sehr zukunftsträchtig und geht genau in die richtige Richtung", lobt er das Konzept. "Wenn das hier ein Wunschkonzert wäre, würde ich alle meine Kulturen in solchen Gewächshäusern anbauen."

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