Trotz Trend zum Homeoffice Der neue Hype ums gute, alte Büro
Die Corona-Pandemie hat viele Beschäftigte ins Homeoffice verbannt. Was passiert nun mit den vielen Büroräumen? Im Rhein-Main-Gebiet hängen die meisten Unternehmen an ihren Räumlichkeiten. Es gibt aber auch Ausnahmen.
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Büros in Frankfurt und Umgebung bleiben gefragt

Die Deutsche Bank ist einer der wenigen Arbeitgeber, der sich während der Corona-Pandemie von Büros in Frankfurt und Eschborn trennt. Man komme damit dem Wunsch vieler Mitarbeiter nach langfristigen mobilen Arbeitsmodellen nach, begründete Bankenchef Christian Sewing in einer internen Mitteilung diese Entscheidung. Betroffen sind über 5.000 Mitarbeiter. Wenn diese sich zurück in die Bank sehnen, sollen sie künftig Arbeitsplätze in anderen Gebäuden nutzen.
Diesen Mix aus Homeoffice und Präsenzarbeit gibt es mittlerweile in vielen Unternehmen. Trotzdem bleiben Büros in Frankfurt und Umgebung gefragt. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens BNP Paribas Real Estate. Demnach haben Unternehmen im vergangenen Jahr fast 550.000 Quadratmeter Bürofläche angemietet, 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Moderne Büros für die öffentliche Hand
"Auch in Zeiten der Corona-Krise sind Büros als Ort der Begegnung und des kreativen Arbeitens weiter wichtig", sagt Riza Demirci, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate. Selbst wenn die Pandemie Einschränkungen mit sich bringe und etwa Großraumbüros nicht mehr so eng besetzt werden könnten.
Und diese Büroräume lassen sich die Firmen teilweise richtig viel kosten. Die Spitzenmiete von 47 Euro pro Quadratmeter ist laut der Studie im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben und ist damit bundesweit die höchste. Durchschnittlich wird eine Miete von 20,60 Euro pro Quadratmeter gezahlt.
Ein neues Bürogebäude ist zum Beispiel in Eschborn geplant, für das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Die Mietverträge seien bereits unterzeichnet, erklärt der Präsident Torsten Safarik: "Das Gebäude erfüllt höchste Anforderungen an die Energie-Effizienz und bietet den Beschäftigten ein modernes Arbeitsumfeld." Die alten Büros seien in die Jahre gekommen, dort gebe es kaum Klimaanlagen. Deshalb würden die Mitarbeiter im Sommer schnell ins Schwitzen geraten.
Alte Gebäude stehen leer
Während neue, moderne Büros gefragt sind, stehen allerdings immer mehr ältere Gebäude leer: Aktuell sind 1,3 Millionen Quadratmeter Bürofläche ungenutzt, das sind knapp 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Ende der weiteren InformationenDer Kampf gegen die virtuelle Vereinsamung
Auch viele Unternehmen mieten neue Bürogebäude, der Finanzdienstleister Worldline etwa das "Atricom" in Frankfurt-Niederrad. Es soll der neue Arbeitsplatz werden für rund 1.700 Mitarbeiter, die bisher auf mehrere Standorte verteilt oder im Homeoffice tätig sind. Das virtuelle Arbeiten funktioniere reibungslos, erklärt Worldline-Chef Michael Steinbach: "Aber viele Mitarbeiter vermissen den sozialen Kontakt mit Kollegen." Und der berühmt-berüchtigte Austausch an der Kaffeemaschine mache sie am Ende auch produktiver.

Nestlé zieht es vom Frankfurter Stadtteil Niederrad direkt in die Innenstadt. Man wolle näher an die Bürger heranrücken, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Der neue Bürokomplex dort, das sogenannte Kreisler-Gebäude, solle eine Kombination werden, aus Arbeitswelt und Kommunikationstreffpunkt.
Auch das sei ein klarer Trend, sagt Riza Demirci, Geschäftsführer von BNP Paribas Real Estate: "Es soll nicht aussehen wie in einer Flughafenhalle, sondern es soll alles wieder lebendiger werden." So würden immer mehr Gebäude gebaut, in denen es neben Büros etwa Wohnraum oder Geschäfte gebe. Gebäude, die auch abends oder am Wochenende nicht völlig ausgestorben wirken.