Eine Frau packt ihre Einkäufe an einer Supermarktkasse in eine Stofftasche

Zum Einkaufen muss in Hessen bald keine Maske mehr getragen werden. Die Inzidenz ist allerdings überall weiter hoch. Das bringt auch Händler zum Nachdenken: Einige wollen ihre Kunden trotz neuer Freiheiten um das Tragen der Maske bitten.

Videobeitrag

Video

Ende der Maskenpflicht löst gemischte Gefühle aus

hs_290322
Ende des Videobeitrags

Ab diesem Samstag ist in Hessens Supermärkten fast wieder alles beim Alten. Erstmals seit knapp zwei Jahren herrscht in Supermärkten und anderen Geschäften keine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes mehr. Die Inzidenzen liegen allerdings weiterhin in ganz Hessen über 1.000: Die Einzelhändler setzen deswegen auf Eigenverantwortung bei ihrer Kundschaft.

Hoffnung auf freiwillige Maskenträger

Gerade die Supermarktketten, in denen bisher eine strenge Maskenpflicht herrscht, müssen ab dem Wochenende umdenken: Während die Kunden maskenlos durch die Gänge laufen dürfen, werden etwa die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Edeka-Marktes in Friedberg weiter Masken tragen, wie die Filiale auf hr-Anfrage mitteilte. Für die Kundschaft gebe es Schilder mit der Bitte, eine Maske aufzusetzen. Wer das nicht tun möchte, der brauche das freilich auch nicht.

Ob das bei allen Edeka-Filialen in Hessen so gehandhabt wird, konnte eine Sprecherin nicht sagen. Jeder Markt könne das individuell entscheiden. Es gehe darum, "vor Ort individuelle und pragmatische Lösungen zu finden".

Handelsverband begrüßt Ende der Maskenpflicht

Auch Rewe will künftig nicht komplett auf den Schutz gegen das Virus verzichten: Trennscheiben aus Plexiglas und Abstandsmarkierungen in den Kassenbereichen würden auch nach dem 2. April erhalten bleiben, teilte das Unternehmen mit.

Die Buchhandlungskette Thalia kündigte an, ihren Mitarbeitern weiterhin Selbsttests und Masken zur Verfügung zu stellen - die Benutzung sei allerdings freiwillig.

Die Elektronik-Handelsketten Mediamarkt und Saturn teilten mit, das Verkaufspersonal in den Märkten werde weiterhin medizinische Masken tragen. Auch den Kundinnen und Kunden werde das Maskentragen empfohlen.

Voting

Nach dem Ende der Pflicht: Werden Sie weiterhin mit Maske einkaufen?

Antwort
Ergebnis (%)
Nein, endlich bin ich die lästige Maske los.
65,7
Ja, ich will mich und andere schützen.
29,5
Ich schaue erstmal, wie voll der Laden ist.
4,8

Der Handelsverband Hessen begrüßt die Abschaffung der Maskenpflicht derweil. Jetzt habe es jeder selbst in der Hand, sich zu schützen, sagte dessen Präsident Jochen Ruths. Es sei "nicht mehr nachvollziehbar, dass Menschen, die sich allein auf großer Fläche bewegen, das Maskentragen obligatorisch auferlegt wird, obwohl sie sich keiner Gefahr aussetzen".

Eigenverantwortung statt Pflicht

Der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) beobachtet hingegen bei seinen Mitgliedern eine "gespaltene Meinungslage" zum Wegfall der Maskenpflicht. "Wir empfehlen allen Kunden, die sich derzeit noch unwohl fühlen, das eigenverantwortliche Tragen einer Maske", sagte ein Sprecher. Risikopersonen könnten zur sehr gut schützenden FFP2-Maske greifen, argumentierte der HIHK-Sprecher weiter.

Jost Wiebelhaus gehört zu den Händlern, die unzufrieden sind mit der politischen Entscheidung. Der Inhaber des "Frankfurter Laufshop" hätte die Schutzmaßnahmen angesichts der Inzidenzen gerne noch beibehalten. Er wolle sowohl Kundinnen und Kunden als auch Mitarbeitende vor Ansteckungen schützen, erklärt Wiebelhaus. Daher wolle er beide Seiten bitten, weiter Maske zu tragen.

"Es ist keine Pflicht, sondern eine Empfehlung", betont Wiebelhaus. Wer keine Maske dabeihabe, dem werde man kostenlos eine zur Verfügung stellen. "Sollte es ein Kunde partout nicht wollen, werden wir ihn trotzdem beraten", so Wiebelhaus. "Aber ich denke, unsere Kundschaft wird vernünftig sein."

Bouffier: Masken als bestes Mittel

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hatte bereits am Montag die Menschen in Hessen dazu aufgefordert, verantwortungsvoll mit dem Wegfall vieler Corona-Regeln umzugehen. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Das Coronavirus wird uns auch noch weiter beschäftigen", sagte er.

Auch er appellierte an die Eigenverantwortung aller: Die neuen Regeln bedeuteten mehr Freiheiten, umso wichtiger sei es, dass nun jeder Einzelne darauf achte, unnötige Infektionsrisiken zu vermeiden und sich selbst und andere bestmöglich zu schützen. Masken blieben das beste Mittel, um die Zahl der Neuinfektionen zu verringern. Gerade in Innenräumen sei es weiter sinnvoll, bei Begegnungen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und sich vorher zu testen.

Virologe warnt vor neuen Varianten

Virologe Prof. Stephan Becker von der Uni Marburg

Auch der Marburger Virologe Stephan Becker äußerte sich zurückhaltend zu den Lockerungen. Bei Ungeimpften könne auch die Omikron-Variante nach wie vor zu schweren Verläufen führen.

Die hohen Zahlen bei den Corona-Neuinfizierten beunruhigten ihn zwar nicht so sehr, sagte Becker. "Weil wir sehen, dass nicht mehr so viele Infizierte ins Krankenhaus müssen." Allerdings gab er zu bedenken, dass bei einer großen Ausbreitung auch mehr mutierte Viren entstehen könnten. Damit wachse die Wahrscheinlichkeit, dass sich darunter Varianten befinden, die dem Menschen gefährlicher werden könnten.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen