Audio

Höhere Nebenkosten werden zur zweiten Miete

Die Gaspreise steigen - Collage aus Geldscheinen und einer Gasflamme am Herd.

Gas wird deutlich teurer. Zum 1. Juli erhöhen viele Energieversorger die Preise. Für die Kunden wäre ein Anbieterwechsel möglich, doch günstiger wird es dadurch vermutlich nicht.

Audiobeitrag

Audio

Höhere Nebenkosten werden zur zweiten Miete

Die Gaspreise steigen - Collage aus Geldscheinen und einer Gasflamme am Herd.
Ende des Audiobeitrags

Diese Nachricht geht dem Frankfurter Restaurator Rainer Justies an den Geldbeutel. Vor einigen Wochen hat er einen Brief von seinem Gaslieferanten Mitgas bekommen. "Das Unternehmen hat eine brutale Preiserhöhung zum 1. Juli angekündigt", schildert Justies. Konkret soll der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde angehoben werden, von bisher etwa 5,50 Cent auf 21,17 Cent. Eine Preissteigerung von rund 300 Prozent.

Verzichten kann der 51-Jährige auf Gas nicht, weil er damit kocht und vor allem seine Mietwohnung heizt. Strom sei zuletzt ebenfalls teurer geworden, erzählt der Restaurator: "Insgesamt muss ich für Energie bald etwa 440 Euro im Monat zahlen, das ist eine zweite Miete", so Justies. Die kann er nur deshalb stemmen, weil er Vollzeit arbeitet und genügend Aufträge hat.

Unternehmen kaufen selbst teurer ein

Auf Anfrage des hr begründet Mitgas den Preissprung damit, dass man zuletzt viele Kunden aufgenommen habe. "Demzufolge mussten wir zusätzliche Gasmengen zu den derzeit sehr hohen Marktpreisen einkaufen", heißt es in einer Stellungnahme. Die Kosten müsse man teils an die Kunden weitergeben und die Preise zum 1. Juli anheben.

Mit dieser Preiserhöhung zur Jahresmitte ist Mitgas nicht alleine. Auch die Mainova in Frankfurt und die Stadtwerke Gießen erhöhen die Preise. Laut einer Auswertung des Internetvergleichsportals Check24 verlangen seit April mindestens 20 hessische Energieversorger für ihr Gas mehr Geld oder haben für die kommenden Wochen Preiserhöhungen angekündigt.

Hohe Preise eine "mittlere Katastrophe"

Ein Beispiel: Die Stadtwerke Viernheim verkaufen ihr Gas seit 1. Juni teurer. Check24 hat die Kosten für eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr errechnet. Aktuell zahlt die Familie dafür 1.900 Euro. Mit den neuen Preisen kommen Mehrkosten von 1.500 Euro auf die Familie zu - jährlich werden also 3.400 Euro fällig. Damit wird das Gas bei dem regionalen Unternehmen fast doppelt so teuer.

Die steigenden Gaspreise würden viele Kunden an ihre Belastungsgrenze bringen, sagt Eva-Maria Winckelmann vom deutschen Mieterbund Hessen. Es treffe nicht nur Menschen mit kleinem Gehalt, sondern zunehmend auch Besserverdienende, erklärt die Verbandsdirektorin: "Denn gerade im Rhein-Main-Gebiet sind die Mieten an sich schon hoch, da ist jede Zusatzbelastung eine mittlere Katastrophe."

Betroffene haben Sonderkündigungsrecht

Auch bei der Verbraucherzentrale Hessen gibt es zum Thema Gas aktuell viel Beratungsbedarf. "Wenn ein Anbieter die Preise erhöht, kommt das einer Änderung des Vertrages gleich", erklärt Energie-Experte Peter Lassek. Betroffene könnten dann in der Regel von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Ob sie zu einem anderen Anbieter wechseln, sollten sie sich aber vorher gut überlegen.

Denn Lassek zufolge gibt es aktuell Preissteigerungen auf breiter Front. Und selbst wenn Kunden irgendwo Gas günstiger bekämen, könne das nach hinten losgehen. In den letzten Monaten waren Billiganbieter wie Gas.de in Schieflage geraten und hatten reihenweise Kunden gekündigt. Am Ende wurden die zwar von den Grundversorgern aufgefangen, landeten dort aber oft in extrateuren Tarifen.

Anbieterwechsel nicht immer von Vorteil

"Deshalb kann es in vielen Fällen aktuell genauso sinnvoll sein, die Füße still zu halten und nicht zu wechseln", meint Verbraucherschützer Lassek. Wenn jemand etwa bei den Stadtwerken vor Ort sei, könne er stattdessen zunächst auch dort fragen, ob es einen günstigeren Tarif gebe. Damit ließe sich genauso sparen.

Sind Kunden von einer Preiserhöhung betroffen, ist es nach Angaben des Mieterbunds Hessen in den meisten Fällen sinnvoll, auch die Vorauszahlungen zu erhöhen. Anderenfalls drohen hohe Nachzahlungen. Kümmern sich die Vermieter um das Gas, sollten Mieter darauf vorbereitet sein, dass die Nebenkostenabrechnung im nächsten Jahr entsprechend höher ausfallen dürfte und dafür schon jetzt Geld zur Seite legen.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen
Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbstellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars