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Kostenloses Klimaticket für Darmstadt

Eine Frau sitzt in einer Bahn und trägt FFP2-Maske, sie guckt in die Kamera.

Die Darmstädter Stadtkoalition aus Grünen, CDU und Volt hofft, nach dem 9-Euro-Ticket noch mehr Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen. Ein kostenloses "Klimaticket" soll Menschen dazu bewegen, ihr Auto abzugeben.

Für neun Euro mit allen Regionalbahnen, Bussen und Straßenbahnen fahren: Im Juni, Juli und August ist das deutschlandweit möglich. Bei den Hessinnen und Hessen scheint das gut anzukommen: Von einem regelrechten Ansturm auf die günstigen Monatskarten berichtet beispielsweise der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Allein in den ersten 24 Stunden seien 45.000 Fahrkarten verkauft worden.

In Darmstadt schließt sich an das 9-Euro-Ticket eine weitere Möglichkeit an, den Nahverkehr sogar noch günstiger zu nutzen. Mit dem "Klimaticket" fahren Neuzugezogene drei Monate lang kostenlos Bus und Bahn. Auch Alteingesessene können das 0-Euro-Ticket bekommen - wenn sie ihr Auto dagegen eintauschen. Um an das Ticket zu kommen, müssen Alt-Darmstädterinnen und Darmstädter nachweisen, dass sie ihr Auto abgemeldet und auch kein neues Auto zugelassen haben.

Kosten: Eine Million Euro pro Jahr

Los gehen soll es mit dem "Klimaticket" am 1. September, also unmittelbar nach dem Ablauf des 9-Euro-Tickets, wie der Magistrat jetzt beschlossen hat. Ursprünglich war die Einführung für Juli vorgesehen, sodass sich die beiden Angebote überschnitten hätten. Die Stadtkoalition aus Grünen, CDU und Volt hatte in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel ausgegeben, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das Klimaticket sei eine von einer Vielzahl an Maßnahmen auf dem Weg dorthin, hatte Mobilitätsdezernent Michael Kolmer (Grüne) im Januar gesagt.

Wer sein Auto abmeldet oder neu nach Darmstadt zieht, kann sich das kostenlose Ticket noch im selben oder dem Folgemonat im Heag-mobilo-Kundenzentrum am Luisenplatz oder in der RMV-Zentrale am Hauptbahnhof ausstellen lassen. Anders als das 9-Euro-Ticket soll das "Klimaticket" ausschließlich im RMV-Tarifgebiet 4000 gelten. Darin liegen neben Darmstadt beispielsweise Griesheim, Pfungstadt und Messel (alle Darmstadt-Dieburg).

Die Stadt rechnet bis Jahresende mit Kosten von bis zu einer halben Million Euro. Im kommenden Jahr könnte dann erneut eine Million Euro für das Klimaticket ausgegeben werden, teilte der Mobilitätsdezernent mit. Man gehe davon aus, dass die Hälfte der zuziehenden Darmstädterinnen und Darmstädter das Klimaticket nutzen werde. Dabei beruft sich die Stadt auch auf Daten aus Heidelberg.

Kritik von SPD und Klimaschützern

Unumstritten ist das Klimaticket nicht. Die Darmstädter SPD-Fraktion hätte sich statt eines Tickets, von dem nur wenige Menschen profitieren, ein 300-Euro-Jahresticket für alle Bürgerinnen und Bürger gewünscht. Der Darmstädter SPD-Vorsitzende Tim Huß etwa verwies auf ältere Menschen, die auf ihr Auto angewiesen seien und das Ticket ebenso mitfinanzieren würden wie einkommensschwache Menschen, die sich kein eigenes Auto leisten - und daher auch kein Auto eintauschen - könnten.

Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Preiserhöhung von 3,9 Prozent, die der RMV für Juli angekündigt hat. Die IG Metall Jugend Darmstadt forderte statt des Klimatickets ein kostenloses Ticket für Auszubildende.