Meisterbrief

Wer gerade ein Haus bauen oder renovieren will, der kennt das. Es ist gar nicht so leicht, einen Handwerker zu finden. Der Fachkräftemangel ist längst im Handwerk angekommen. Die SPD fordert deshalb: Die Kosten für die Weiterbildung zum Meister müssen runter. 

Videobeitrag

Video

SPD fordert kostenfreien Meister

hessenschau vom 03.06.2022
Ende des Videobeitrags

"Qualität verpflichtet" – das ist der Leitsatz von Firmenchef Theo Baumstark. Ob Elektro, Heizung oder Sanitär, bei dem mittelständischen Handwerksbetrieb aus Wiesbaden erhält die Kundschaft Haustechnik aus einer Hand. Baumstark beschäftigt dazu gut 70 Menschen, neun davon sind Handwerksmeister. Sein eigener Meisterbrief von 1976 hängt im Büro an der Wand. Die Debatte über die Kostensenkung beim Meister verfolgt er mit Interesse. 

"Die Idee, das grundsätzlich frei zu gestalten, wie auch ein Studium frei ist, halte ich für richtig. Aber der alte Weg – eine Kleinigkeit mit beizusteuern – ist auch nicht schlecht." Denn wer zu seiner Weiterbildung was beisteuern müsse, der sei häufig motivierter und zielorientierter. "Was nichts kostet, ist nichts wert. Das muss man auch sehen", so Baumstark.

Theo Baumstark leitet einen Handwerksbetrieb in Wiesbaden.

 Nur ein Meister kann das Geschäft leiten

Für die SPD im Landtag sind die hohen Kosten der Weiterbildung zum Meister trotzdem mitverantwortlich für die Probleme im Handwerk, im Speziellen für die Nachfolgerprobleme. Denn nur ein Meister kann das Geschäft leiten. Und bei 8.000 Betrieben gehe es in den nächsten Jahren um die Frage: Wer macht weiter?

Die Abgeordnete Elke Barth fordert deshalb: "Machen Sie den Meister kostenfrei. Denn ohne eine stabile Situation im Handwerk stirbt unser Mittelstand."

 Schalauske: "Bildung sollte generell kostenfrei sein"

Scheinbar eine populäre Idee im sonst so streitbaren hessischen Landtag. Die anderen Oppositionsfraktionen von links bis rechts stimmen der SPD zu. Jan Schalauske von der Linksfraktion liefert sogar gleich noch den philosophischen Überbau mit. Er argumentiert vor dem Hintergrund eines humanistischen Verständnisses, dass Bildung generell kostenfrei sein müsse. Und zwar: "Von der Krippe bis zum Master und zum Meister."

Bei den Studiengebühren haben wir es ja bereits gezeigt: Diese hat Hessen abgeschafft. Dann lassen Sie uns doch auch die Meistergebühren abschaffen", sagte er.

 FDP setzt auf digitale Schulungen

Andreas Lichert von der AfD blickt weniger auf klassische Bildungsideale. Er verweist auf die Staatskasse. Klar würde das erst mal Steuergeld kosten, würde das Land die Gebühren für den Meister übernehmen. Nach Angaben der SPD-Fraktion geht es je nach Branche um bis zu 10.000 Euro plus Prüfungsgebühren. Aber, so Lichert, erfolgreiche Meister würden ja dann auch Steuern zahlen: Die Devise der AfD laute daher: "Mehr Meister statt gescheiterter Master."

Die FDP im Landtag schlägt auch beim Thema Meisterbrief den Bogen zu ihrem Herzensthema Digitalisierung. Die Landesregierung müsse sich auch mit hybriden Schulungen und digitalen Lösungen auseinandersetzen, sagt Stefan Naas. "Das ist vielleicht für die Landesregierung, die ja noch nicht mal ein eigenes Videokonferenzprogramm für Schulen hat, ein Unding. Aber es wird sich nicht vermeiden lassen, weil die Zahlen einfach zurückgehen", so Naas. 

 Al-Wazir: Es braucht Prämien für Betriebsübergänge

Die angesprochene schwarz-grüne Landesregierung kann den Vorschlägen der Opposition naturgemäß wenig abgewinnen. Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir von den Grünen meint: Ob eine Prämie für Meister oder niedrigere Kosten – das sei doch am Ende gar nicht entscheidend, angesichts des riesigen Generationenwechsels, der im Handwerk in den kommenden Jahren anstehe.

Da brauche es eher Prämien für Betriebsübergänge und Gründungen, so Al-Wazir. Er glaubt, die Debatte am Donnerstag im Landtag sei am Thema vorbei geschrammt.  

 Kampf gegen Fachkräftemangel sollte bei Azubis beginnen

Dem würde wohl auch Firmenchef Theo Baumstark aus Wiesbaden zustimmen. Thema verfehlt. Der Kampf gegen den Fachkräftemangel müsse viel früher ansetzen: bei den Auszubildenden. "Fachkräfte muss ich ausbilden. Fachkräfte beginnen auch schon in der Lehre."

Und Baumstark ergänzt: "Es muss ein Umdenken stattfinden, dass man nicht mehr sagt: Nur das Studium zählt. Die handwerkliche Ausbildung zählt auch und ich brauche auch dort qualitativ hochwertige Leute."

Es bleibt also kompliziert mit dem Fachkräftemangel. Und doch so wichtig. Denn wie war das mit dem Leitsatz von Theo Baumstark? "Qualität verpflichtet!"

Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbstellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen