Gunnar Fehlau von pressedienst-fahrrad präsentiert die "Speedmachine" - ein Liegerad mit E-Motor aus dem Main-Taunus-Kreis.

Zum ersten Mal findet in Frankfurt die weltweite Leitmesse der Fahrradbranche statt. Unter den 1.500 Ausstellern der "Eurobike" präsentieren auch hessische Hersteller elektrobetriebene Weltneuheiten. Für eine Branche, die trotz Umsatz-Booms Sorgen plagen.

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Eurobike-Messe startet in Frankfurt

hs
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Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat die weltweite Leitmesse der Fahrradbranche am Mittwoch offiziell eröffnet. Eigentlich hatte der wegen Korruptionsverdacht angeklagte SPD-Politiker angekündigt, öffentliche Auftritte zu meiden. Zur Premiere der "Eurobike" in Frankfurt ließ sich Feldmann den Auftritt in den Messehallen aber nicht nehmen.

Die "Eurobike" präsentiert die globalen Fahrrad-Trends und Innovationen des kommenden Jahres. Bis zum Sonntag haben Interessierte die Gelegenheit, sich davon ein Bild zu machen. Bereits am Dienstag bekam die Presse im kleinen Rahmen Einblicke. Der Mann, der dafür zuständig war, sagte erstmal: "Ich muss mir auf die Zunge beißen, keine Witze zu machen."

Dann präsentierte Gunnar Fehlau die "Chain Claw" – ein Fahrradschloss in Handschellenoptik. "Sicherheit kann ja auch Spaß machen", sagte Fehlau. Der Mann im kurzärmligen Hemd ist der Geschäftsführer von pressedienst-fahrrad, einem Zusammenschluss von mehr als 50 Vereinen, Firmen, Institutionen und Organisationen rund ums Rad. Das Fortbewegungsmittel, um das sich von Mittwoch bis Sonntag auf der 30. "Eurobike" alles dreht.

Zum ersten Mal findet die "Eurobike" nun in der Messe Frankfurt statt, sie ist hergezogen aus Friedrichshafen am Bodensee. "Dort sind wir groß geworden, jetzt ziehen wir in die weite Welt hinaus", sagt Fehlau. Ein bisschen fühle sich das an wie ein Teenie, der von Zuhause auszieht. Immerhin aber hat dieser Teenie "einen Sack voller Neuheiten" dabei, verspricht Fehlau. Unter anderem smarte Helfer und elektronische Neuheiten. Alles Dinge, die der moderne Radler brauche, denn, so Fehlau: "Der Radweg ist der neue Laufsteg in der Innenstadt."

"Die wirklichen coolen Typen fahren Fahrrad"

Früher hätten alle Menschen nur den dicksten Autos hinterhergeguckt, jetzt sei es immer mehr in der Gesellschaft verbreitet: "Die wirklichen coolen Typen fahren Fahrrad." Mehr als 1.500 Aussteller präsentieren diesen Typen und allen anderen Fahrradfahrerinnen und Fahradfahrern in den kommenden Tagen ihre Produkte und Innovationen rund ums Rad.

Und dass sie dies nun in Frankfurt tun, unterstreiche die Bedeutung des Fahrrads als intelligente Verkehrslösung mit großem Potenzial zur Entlastung der Städte von zu viel Autoverkehr, teilte der Fahrradclub ADFC mit. "Frankfurt hat damit begonnen, Radfahrenden den roten Teppich auszurollen, doch es muss und es wird sich noch viel mehr tun für den Radverkehr in unserer Stadt. Die 'Eurobike' wird uns dafür noch einmal kräftigen Rückenwind geben", sagte Frankfurts Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne).

Gesamtes Frankfurter Stadtgebiet unter dem Thema Fahrrad

Das Thema Fahrrad soll von der Messe in die Stadt getragen werden - mehr als 80 Veranstaltungen sind in Frankfurt rund um die Messe geplant. Workshops, Vorträge, Shows und zahlreiche Radtouren sollen das Radeln erlebbar machen. So wird der Mainkai zum Treffpunkt der Szene, mit Radkulturprogramm, Biergarten und Ausfahrten. Am Osthafen zeigen BMX-Profis ihr Können, überhaupt werde im gesamten Stadtgebiet niemand am Thema Fahrrad vorbeikommen, kündigt die "Eurobike" selbst auf ihrer Homepage an.

So soll lokal ein Trend sichtbar sein, der deutschlandweit anhält. 2021 sei ein Rekordjahr für die Fahrrad- und E-Bike-Branche gewesen, teilt der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) zum Start der "Eurobike" mit. Das erste Halbjahr 2022 habe das Niveau trotz Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Inflation bestätigt. So seien in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 800.000 E-Bikes in Deutschland produziert worden, dem gegenüber stehen 580.000 "klassische" Fahrräder.

"Viele Fahrradläden sind voll"

Und: "Viele Fahrradläden sind voll", heißt es vom ZIV. Ausreichend Ware sei im Markt, wegen globaler Lieferengpässe nur eben nicht immer jede Wunschausstattung jederzeit verfügbar. Gleichzeit gebe es Lieferschwierigkeiten bei den Antriebskomponenten für E-Bikes, weswegen viele Unternehmen versuchten, ihre Produktion aus China weg zu verlegen. Dem ZIV zufolge nach Taiwan, Vietnam oder Kambodscha.

Dennoch blieben die Lieferwege "äußerst angespannt". Es gäbe nicht ausreichend Container, Quell- und Zielhäfen seien überfüllt. Zudem leide der Weitertransport innerhalb Europas massiv unter fehlenden Arbeitskräften. Erst gegen Ende 2023 rechnet der ZIV mit einer Besserung.

Eine Mitarbeiterin des Schweizer Fahrradherstellers Stromer aus Bern poliert auf der internationalen Fahrradmesse Eurobike auf dem Frankfurter Messegelände das neue S-Pedelec ST7.

Dass sich auch regional Welt-Neuheiten produzieren lassen, zeigt die Liegeradmanufaktur HP Velotechnik aus Kriftel (Main-Taunus) mit ihrer "Speedmachine" – ein einspuriges Liegenrad als S-Pedelec. Ein Hinterradnabenmotor treibt das vollgefederte Rad auf 45 km/h an.

Und der Hersteller Riese & Müller aus Mühltal (Odenwald) stellt seine Transportalternative zum Auto vor: Der "Packster 70", ein Lastenrad mit Doppelkindersitz und Verdeck mit einem Mittelmotor. "Das Fahrrad elektrisiert sich", sagt Gunnar Fehlau. "Es ist ja auch elektrisierend."

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