Erdbeeren in einem Korb in Nahaufnahme.

Hessische Erdbeeren reifen dieses Jahr schon besonders früh, auch an Erntehelfern mangelt es nicht. Doch der Krieg in der Ukraine macht auch vor den süßen Früchten nicht Halt - vor allem Dünger ist extrem teuer. Das werden Verbraucher wohl auch beim Erdbeerkauf spüren.

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Erdbeeren werden deutlich teurer

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Aus Sicht der Erdbeeren war es bisher ein tolles Jahr: ein vergleichsweise milder Winter, ein sonniger März und dabei nicht zu trocken. "Die Früchte sind dieses Jahr besonders früh reif und haben eine super Qualität", berichtet Erdbeerbauer Maximilian Reuhl aus Münzenberg-Gambach. Schon seit zehn Tagen läuft hier in der Wetterau die Erdbeersaison.

Möglich ist das auch, weil Reuhl die Abwärme einer Biogasanlage nutzt, um die Früchtchen warm zu halten. Ebenfalls erfreulich: Dieses Jahr hat Reuhl mehr als genug Erntehelfer - ganz anders als noch in den pandemiegebeutelten Vorjahren.

Verhaltene Stimmung

Trotzdem nennt der Landwirt die Stimmung auf dem Erdbeerfeld "verhalten". Einerseits liege das daran, dass viele seiner Erntehelfer aus osteuropäischen Ländern kämen: "Meine polnischen und rumänischen Mitarbeiter leben nah an der Grenze zur Ukraine, alle verfolgen die Nachrichten, viele sind beunruhigt."

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Erdbeersaison gestartet

Erdbeeren
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Bauern in der Corona-Krise

Und andererseits spürt der Landwirt auch selbst die Auswirkungen des Krieges ganz praktisch in seinem täglichen Betrieb: An allen Ecken und Enden fehle es derzeit an den einfachsten Dingen, berichtet er. Viele Materialien seien kaum noch zu bekommen oder deutlich teurer geworden. Der Mangel gehe vom Dünger über die Erdbeerschale bis hin zum Gelierzucker, um Marmelade zu kochen. "So was hätten wir uns nie erträumen lassen", sagt Reuhl.

Preissteigerung von 10 bis 20 Prozent erwartet

Angesichts höherer Produktionskosten müssen sich Hessens Verbraucher dieses Jahr wohl auf steigende Erdbeerpreise einstellen. Auch Landwirte aus anderen Regionen in Hessen berichten Ähnliches, sie sprechen von einer "Kostenexplosion" für quasi alles, was auf den Höfen für die tägliche Arbeit benötigt werde. Einzelne kündigen bereits an, dass ihre Erdbeeren dieses Jahr rund 10 bis 20 Prozent teurer werden.

Neben dem steigenden Mindestlohn und hohen Kraftstoffpreisen machen den Landwirten derzeit besonders die exorbitant hohen Düngerpreise zu schaffen. Bereits vor dem Krieg war Dünger weltweit immer teurer geworden. Nun befinden sich die Preise auf einem Rekordhoch, zum Teil haben sie sich vervierfacht.

Denn: Erdgas ist einerseits Energiequelle bei der Herstellung von Dünger. Andererseits dient es auch als Rohstoff für Ammoniak, den Grundstoff der meisten Stickstoff-Dünger. Russland ist zudem nicht nur ein wichtiger Lieferant für Erdgas und Stickstoff, sondern auch für Phosphat und Kali, die ebenfalls zum Düngen verwendet werden.

Landwirte befürchten, Kunden zu verlieren

Diese aktuelle Entwicklung habe niemand voraussehen können, meint Hans-Christian Bär vom Erdbeerhof Bär in Karben, der Erdbeeren im Hofladen und an verschiedenen Ständen im Rhein-Main-Gebiet verkauft. Er stellt fest: Ein Liter Diesel koste aktuell genau doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. "Wir benötigen das ja nicht mehr nur für die Feldbestellung, sondern wir beliefern auch Supermärke und Restaurants in Frankfurt."

Weil sich diese Kosten im Betrieb gewaltig niederschlagen würden, müssten eigentlich die Erdbeeren preislich angepasst werden, sagt Bär. Doch er sorgt sich, dadurch seine Abnehmer zu verschrecken. "Wir müssen sehen, ob die Märkte dann überhaupt noch bereit sind, unsere Ware zu verkaufen", sagt er und spricht von einem starken internationalen Druck durch das Billigangebot aus anderen Ländern. "Da werden die Erdbeeren aber unter ganz anderen Bedingungen produziert als hier."

Kosteneinsparungen wäre vor allem beim Personal möglich

Maximilian Reuhl aus Gambach sagt: "Der Bauer kann ja normalerweise gut improvisieren, aber bei manchen Dingen ist man einfach abhängig." Am meisten könnte er derzeit da sparen, wo er auch die höchsten Kosten hat: Bei den Löhnen für seine rund 80 Mitarbeitenden. "Aber das wollen wir nicht", sagt er.

Sachsen, Leisnig: Ein Erntehelfer pflückt zwischen Schutzfolien auf einem Feld Erdbeeren. (dpa)

Dennoch tut auch er sich schwer mit einer Preiserhöhung. Noch kosten die Erdbeeren bei ihm 2,50 Euro pro Schälchen – in etwa so viel wie letztes Jahr. Trotzdem sei die Kauflaune der Kundinnen und Kunden seiner Ansicht nach momentan etwas verhalten. Vielen sei wohl auch noch gar nicht bewusst, dass es jetzt schon hessische Erbeeren gibt.

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