Kombo mit Gaslaterne in Straße am Tag und Detailaufnahme bei Nacht

Als einzige hessische Großstadt hat Frankfurt noch tausende Gaslaternen - mit gewaltigem Gasdurst. Sollte man sie nicht abschalten? Eine Übersicht, woher die Stadt ihre Energie bezieht und wer am meisten verbraucht.

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Gaslaternen auf dem Prüfstand

hs
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Viele lieben sie für ihr warmes Licht und ihr altmodisches Aussehen. Rund 4.100 Gaslaternen gibt es noch in Frankfurt. Was in diesen Zeiten aber besonders zu Buche schlägt sind ihre hohen Energiekosten. Eine Gaslaterne benötigt etwa 20 mal so viel Energie wie eine elektrische Straßenlampe. Anders ausgedrückt: Zwei Gaslaternen verbrauchen im Jahr soviel Energie wie eine vierköpfige Familie für Heizung und Warmwasser benötigt.

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Die Stadt Bad Homburg hat daraus ihre Konsequenzen gezogen und ihre 25 Gaslaternen vor einigen Tagen abgeschaltet. Damit könne man bis Ende des Jahres rund 4.000 Euro sparen, rechnet der Magistrat vor. Frankfurt tut sich mit einem solchen Schritt schwer und verweist auf die Verkehrssicherungspflicht - einige tausend Laternen könne man nicht so einfach ausknipsen. Auch ein schneller Austausch ist wohl nicht möglich.

Bereits vor acht Jahren war in Frankfurt beschlossen worden, nach und nach alle Gaslaternen auszumustern und durch energiesparende LED-Laternen zu ersetzen. Doch viel geschehen ist seither nicht. Der grüne Verkehrsdezernent Stefan Majer macht dafür seinen Vorgänger verantwortlich.

Sparen lohnt sich - aber kaum bei den Laternen

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Erdgas - der Boom setzte in den 60ern ein

Der Boom des Erdgases begann in den 60ern – mit Gas aus den Niederlanden, das 1966 erstmals in deutsche Netze strömte und das aus Steinkohle erzeugte Stadtgas verdrängte. Zu dieser Zeit heizten in Deutschland noch zwei Drittel der Haushalte mit Kohle. Ölheizungen wurden in den 1970ern deutlich unattraktiver, als sich der Ölpreis in der OPEC-Krise verdreifachte. Im Jahr 1973 begann das günstige Gas aus Russland zu strömen. Gas als politische Waffe? Das hielten die Verantwortlichen damals offenbar für wenig wahrscheinlich.

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Und so verbrauchen die 4.100 Frankfurter Gaslampen Jahr für Jahr rund 4.000 Megawattstunden mehr als alle 69.000 elektrischen Laternen im Stadtgebiet. Und doch mache das gerade mal 0,3 Prozent des in Frankfurt verbrauchten Gases aus, sagt Paul Fay vor, stellvertretender Leiter des Energiereferats Frankfurt. "Angesichts dessen, was wir insgesamt in Frankfurt an Gas brauchen, ist es halt ein sehr, sehr verschwindend kleiner Betrag", rechnet er vor.

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Den größten Teil des Gases verbrauchen die Frankfurterinnen und Frankfurter zum Heizen und für warmes Wasser. Da sieht Fay auch das größte Sparpotential. "Es ist eine Frage der Solidarität. Jeder kann was tun. Jeder kann mitmachen. Und der größte Hebel sind ganz einfach Verhaltensänderung", sagt er. Die Raumtemperatur um ein Grad zu senken brächte aufs Jahr eine Ersparnis von 5 bis 7 Prozent. Und auch beim Duschen könne man sparen - und so die Gasrechnung senken.

Die Strom- und Fernwärmekraftwerke der Mainova sind ein weiterer Großverbraucher, auch industrielle Verbraucher wie der Industriepark Höchst fallen ins Gewicht - wo der Chemiekonzern Infraserv erwägt, sein eben durch Gasturbinen ersetztes Kohlekraftwerk wieder anzufahren.

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Noch 2019 diskutierte die Stadtpolitik, ob man die Umrüstung des Frankfurter Heizkraftwerks West auf Gasbetrieb vorziehen könne - derzeit verfeuert das Kraftwerk in zwei Blöcken noch Steinkohle. Immerhin: Der Betrieb mit klimaneutralem Wasserstoff oder Biogas ist technisch möglich und soll im nächsten Jahrzehnt die Regel sein.

Bis auf Weiteres kann aber eine Großstadt wie Frankfurt kaum auf Gaslieferungen verzichten. Das russische Gas ist eine der Quellen im europäischen Netz, an dem auch Frankfurt hängt - und im gleichen Maß von den Putin'schen Lieferbeschränkungen getroffen sein wird, auch wenn im Sommer immer noch mehr geliefert als verbraucht wird.

Eine Studie des Brüsseler Energie-Thinktanks Bruegel rechnet vor: Um wirklich ohne Putins Gas auszukommen, müsste Deutschland seinen Gasverbrauch um 29 Prozent reduzieren. Mit kürzer duschen und weniger heizen allein ist das auch in Frankfurt nicht hinzubekommen.

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Überbleibsel aus den 50ern und 60ern

Peitschen-Gaslaterne im Frankfurter Nordend

Die ersten Gaslaternen bekam Frankfurt im Jahre 1828 - damals stellte ein privates Unternehmen die ersten Laternen an der Neuen Mainzer Landstraße und der Neuen Kräme auf. In dieser Zeit wurde das Gas noch aus Rapsöl gewonnen, später wurde es in den städtischen Gaswerken vor allem aus Steinkohle erzeugt. Ihr Licht war nach heutigen Maßstäben äußerst funzelig - die Gas-Glühstrümpfe, die die Licht-Ausbeute der Gaslampen vervielfachten, wurden erst in den 1890er Jahren erfunden.

Fast alle Frankfurter Laternen wurden im 2. Weltkrieg zerstört; sowohl die Gaslaternen wie auch ihre inzwischen schon zahlreicheren elektrischen Geschwister. Beide Laternenarten wurden in den 50ern wieder aufgebaut: 1956 gab es neben 8.200 elektrischen Straßenlampen auch wieder 8.000 Gaslaternen mit dem markanten zitronenförmigen Glaskörper.

Im Jahr 2014 beschloss die damalige schwarz-grüne Stadtregierung ein Millionenprogramm, um die damals noch 5.500 Gaslaternen bis 2025 auszumustern und durch energiesparende, wartungsfreundliche LED-Laternen zu ersetzen.

Seit damals sind allerdings nicht einmal 200 Gasleuchten ausgemustert worden. Der grüne Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Majer führt das darauf zurück, dass sein Vorgänger Klaus Oesterling (SPD) das Austausch-Programm zurückgefahren hatte, und verspricht: Bis Ende des Jahrzehnts seien die Frankfurter Gaslaternen durch energiesparende Alternativen ersetzt.

Mehr über die Geschichte der Gaslaternen und der Kraftwerke in Frankfurt ist zu finden in einem Buch, das der Energieerzeuger Mainova zum 175-jährigen Jubiläum der ersten Laternen herausgegeben hat - Hanno Trurnit: "Und man sieht nur die im Lichte. Die Geschichte von Gas und Strom, Wärme und Wasser in Frankfurt und der Region" (2004)

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