Zwei E-Scooter liegen auf einem Bürgersteig in der Nähe von Mülltonnen und blockieren den Weg

Mit strengeren Regeln fürs Abstellen kämpft Frankfurt seit April gegen das E-Scooter-Chaos. Eine neue Software hilft nun dabei: Sie meldet, wenn ein Mietroller in einer Sperrzone parkt. Auch den Nutzern soll das Programm etwas bringen.

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Software für E-Scooter-Kontrolle entwickelt

hs
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Mehr als 40 rote Punkte leuchten auf dem Bildschirm vor Verena Theil auf. "Vor allem hier um die Alte Oper tummelt es sich", erklärt die Mitarbeiterin des Amts für Straßenbau beim Blick auf die digitale Karte der Frankfurter Innenstadt. Jeder Punkt zeigt einen Parkverstoß: Dort steht ein E-Scooter in einem Bereich, in dem Parken für die Mietroller eigentlich Tabu ist.

Mit einem Klick auf einen der Punkte erfährt Theil, wie lange der E-Scooter dort schon steht. Mit einem weiteren Klick kann sie den Verstoß an den Verleiher melden. "Wir können hier den Betreiber auch eine Nachricht hinterlassen, zum Beispiel 'Scooter steht in der Fußgängerzone' und können das dann an die Firma senden."

Digitale Karte der Frankfurter Innenstadt mit einer gelb-markierten Sperrzone und vielen roten Punkten

Künftig automatische Meldung

Der Betreiber habe dann Zeit, sein Gefährt wegzuräumen. Das klappe in der Regel gut, berichtet Theil von den ersten Erfahrungen. Erst seit Anfang Juni ist die Software in Frankfurt im Einsatz. Sie kann die falsch geparkten Roller über die eingebauten GPS-Tracker ermitteln und schnellen Kontakt mit dem Verleiher ermöglichen. Die Stadt hatte sich vorab bei anderen Kommunen umgehört und dann das Programm "Cityscope" gekauft.

Noch wird an vielen Stellen getüftelt, Theil ist dazu ständig im Austausch mit der Softwarefirma. In Zukunft soll das Programm die falsch abgestellten E-Scooter zum Beispiel automatisch in regelmäßigen Abständen an den jeweiligen Betreiber melden. Eine dauerhafte Überwachung durch Theil und ihre Kollegen wäre damit nicht mehr nötig.

Bisher sind zudem nur drei der fünf Scooter-Verleiher angebunden, das soll sich zeitnah ändern. Auch der überwachte Bereich soll ausgeweitet werden: Aktuell beschränkt sich die Software auf die Innenstadt.

Gegen das Park-Chaos

Seit April gelten in Frankfurt strengere Regeln für die Elektroroller, die Stadt will so vor allem das Abstell-Chaos in den Griff bekommen. Gerade auf Gehwegen, Fahrradstreifen oder schmalen Brücken werden achtlos abgestellte E-Scooter oft zur Stolperfalle. Auch der Frankfurter Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) ärgert sich darüber: "Das ist manchmal richtig verkehrsgefährdend."

Man müsse jetzt nachholen, was der Gesetzgeber auf Bundesebene vergessen habe. "Wir regeln das jetzt mühsam nachgehend, damit es hier ein verträgliches Miteinander im Verkehr gibt." Man könne und wolle E-Scooter nicht komplett verbieten, so Majer. "Wir versuchen jetzt ganz normale Regeln zu etablieren, und das bezieht sich vor allem auch auf das Abstellen."

Parkzonen an Bahnhof und Römer

Dafür richtet die Stadt nun nach und nach feste Parkzonen in der Innenstadt und den Bereichen darum ein. Eine erste ist am Hauptbahnhof entstanden, weitere in der Berliner Straße in der Nähe von Paulskirche und Römer. Bis zu 100 Meter um diese markierten Bereiche dürfen keine E-Scooter abgestellt werden - falls doch, sollten sie als rote Punkte auf der Karte von Verena Theil und ihren Kollegen erscheinen.

Auch im restlichen Stadtgebiet will Frankfurt dem Wildwuchs Einhalt gebieten und hat generelle Regeln aufgestellt. Tabu ist das Abstellen oder Anmieten der Roller demnach in Fußgängerzonen, Park- und Grünanlagen, Wald-, Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Auch Spielplätze, Friedhöfe und Brücken zählen zu den Sperrbereichen für die Scooter.

Wie viele davon aktuell in Frankfurt unterwegs sind, ist nicht erfasst. Der damalige Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) hatte die Zahl im Sommer vergangenen Jahres auf 6.500 geschätzt. Die Elektroroller gibt es hier seit rund drei Jahren, inzwischen von fünf verschiedenen Anbietern: Tier, Lime, Bird, Voi und Bolt.

Auch Verleiher reagieren

Und auch diese sind beim Kampf gegen das Park-Chaos gefragt, nicht nur beim Abholen der falsch abgestellten Rolle. Der Verleiher Tier informiert seine Kundinnen und Kunden zum Beispiel direkt in der App darüber, wo sie nicht parken dürfen.

Lassen sie den Roller trotzdem dort zurück, kann es teuer für sie werden: "In den No-Parking-Zones kann die Fahrt nicht beendet werden, die Miete läuft weiter", erklärt der Gebietsleiter von Tier, Till Sondershaus.

Auf einer Fläche an einer Straße steht ein E-Scooter, daneben ist ein E-Scooter-Symbol auf die Parkzone gemalt

Die Bemühungen der Stadt, Ordnung in das E-Scooter-Chaos zu bringen, sieht er positiv. "Wir freuen uns über den intensiveren Austausch mit der Stadt." Jetzt könne auf Grund der Daten auch entschieden werden, wo weitere Parkzonen nötig sind.

Neue Parkzonen identifizieren

Denn auch dazu will die Stadt die in der Software gesammelten Daten nutzen, wie Verena Theil vom Straßenbauamt erklärt. "Wir können mit dem Programm schauen, wo viele Fahrten begonnen und beendet werden." Vor allem rund um die Zeil und in den direkten Nebenstraßen sei das der Fall.

Digitale Karte der Frankfurter Innenstadt mit unterschiedlich intensiven farblich markierten Bereichen.

"Wir werden das weiter beobachten: Wo macht es Sinn, Abstellflächen zu schaffen? Und wie groß müssen die sein?", so Theil. Die Zeil hatte die Stadt schon vorab in den Fokus genommen, dort sollen als nächstes Parkzonen geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit dem Straßenverkehrsamt soll alle 200 Meter eine Abstellfläche entstehen.

Im Herbst soll nach einer halbjährigen Testphase der neuen Regeln eine erste Bilanz gezogen werden.

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