Eine Baumarkt-Mitarbeiterin hebt einen verpackten Heizlüfter in einen Einkaufswagen.

Keiner will frieren im Winter: Wegen der drohenden Gasknappheit finden elektrische Heizlüfter derzeit reißenden Absatz. Doch Energieversorger warnen. Sollten zu viele Menschen damit heizen, drohten Stromausfälle.

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Große Nachfrage nach Heizlüftern

hs
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Verkehrte Welt in Jacqueline Posners Elektronikladen in Frankfurt: Trotz hochsommerlicher Temperaturen verkauft sie statt Klimageräten gerade vor allem Heizlüfter und Radiatoren. "Man denkt, die Leute wollen einen Ventilator kaufen, aber sie wollen eigentlich ein Heizgerät", stellt die Geschäftsführerin fest.

Doch so ganz abwegig sei der Wunsch natürlich auch nicht. Schließlich werde gerade heftig diskutiert ob Vermieter im Winter in Wohnhäusern die Zentralheizungen herunterregeln dürfen - wegen der drohenden Gasknappheit in Folge des Ukraine-Kriegs. "Der Kunde möchte es natürlich warm haben", sagt Posner. Manchmal kämen sogar Sammelbestellungen von bis zu 50 Geräten. "Weil in vielen großen Firmen die Heizung reduziert wird, wollen sie eine große Menge und bestellen für jedes Büro einen Heizlüfter".

Fast 35 Prozent mehr Heizlüfter verkauft

Dieser Trend zeichnet sich bundesweit ab: Von Januar bis Juni stieg der Verkauf von strombetriebenen Heizlüftern stark an. Wie das Marktforschungsunternehmen GfK Ende Juli auf Anfrage des Tagesspiegel mitteilte, wurden im ersten Halbjahr 600.000 Geräte verkauft - ein Anstieg von fast 35 Prozent.

Die Verbraucherzentralen raten allerdings davon ab, Heizlüfter als Alternative zur Gasheizung zu nutzen. Noch sei Gas deutlich günstiger als der Strom, den Heizlüfter verbrauchen, erläutert Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Solange lohne sich der Betrieb nicht.

Ein Mann in schwarzem Anzug steht lächelnd vor einer weißen Wand.

"Der Gaspreis müsste noch mal dramatisch ansteigen und der Strom dürfte nicht teurer werden - dann könnte es irgendwann kippen", so Weinreuter. "Aber von einer solchen Situation sind wir im Moment weit weg." Die Verbraucherzentrale empfiehlt, die Raumtemperatur generell herunterzuregeln, um Gas und Geld zu sparen.

Stadtwerke warnen vor Stromausfällen

Auch mehrere Energieversorger in Hessen sehen den Run auf Heizlüfter kritisch. Die Stadtwerke Wiesbaden warnen vor einer Überlastung des Stromnetzes im Winter, sollten zu viele Menschen gleichzeitig die elektrischen Heizgeräte nutzen. In diesem Fall würden sofort Schutzmaßnahmen greifen. "Im Klartext heißt das: Betroffene Netzbereiche werden automatisch abgeschaltet, es fließt kein Strom mehr", erklärt Geschäftsführer Peter Lautz. "Für alle Kundinnen und Kunden in diesen Bereichen kommt es zum Stromausfall."

Risiko für das Stromnetz im eigenen Haus

Ähnlich bewertet der Frankfurter Energieversorger Mainova die Lage: "Auch in Frankfurt besteht in Gebieten mit überwiegender Gasversorgung das Risiko von Ausfällen im Stromnetz, wenn zu viele Haushalte elektrische Wärmequellen betreiben", sagt eine Sprecherin auf hr-Anfrage. Darüber hinaus sei der Einsatz von Heizlüftern auch ein Risiko für das hausinterne Stromnetz, das durch den Betrieb elektrischer Heizquellen überlastet werden könne. Auch die RhönEnergie Fulda hält Stromausfälle in Folge von Überlastungen durch starke Nutzung von Heizlüftern für möglich.

Die Stadtwerke Kassel geben sich optimistischer, halten allerdings eine pauschale Einschätzung für schwierig. "Grundsätzlich ist ein Verteilnetz für normale Lasten ausgelegt und es besteht keine Gefahr", sagt ein Sprecher auf Anfrage. Es sei aber ratsam, "jetzt schon sparsam mit Energie zu haushalten, damit wir im Winter erst gar nicht in Situationen geraten, die Heizlüfter notwendig machen."

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