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Miese Saison für Spargelbauern

Ein Erntehelfer legt Spargel in die Transportkörbe.

Stark steigende Kosten und sinkende Verkaufspreise haben den Spargelbauern die Saison vermiest. Trotz guter Ernte blieben bei ihnen kaum Erlöse hängen. Im kommenden Jahr könnten sich viele aus dem Spargelanbau zurückziehen.

Viel Sonne hat den Spargel in diesem Jahr gut wachsen lassen. Die Qualität stimmte, die Erträge waren gut. Da könnten die Spargelbauern doch richtig zufrieden sein, sollte man meinen. Sie sehen allerdings wenig Anlass zum Frohlocken.

Ab Mai kippte es

Hohe Erzeugerkosten und niedrige Preise haben den Spargelbauern die Saison vermiest. Auch wenn es zu Beginn noch gut aussah, zeichnete sich bald ein Preisverfall ab. "Anfang Mai fing es an zu kippen", sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Spargel Südhessen, Rolf Meinhardt, zum offiziellen Saisonende am Freitag.

Es sei viel Spargel auf den Markt gekommen, dadurch sei das Edelgemüse günstig zu haben gewesen. Dennoch hätten sich die Verbraucher zurückgehalten. Was Meinhardt besonders wurmt: Der Einzelhandel habe noch billigeren Spargel aus Polen oder Italien eingekauft. "Für vier Euro das Kilo kann ich aber nicht produzieren", sagt der Spargelbauer aus Südhessen.

Problem Billigimporte

Auch der Präsident des hessischen Bauernverbands, Bernd Weber, ist verärgert über die Billigeinfuhren. Einerseits werde immer wieder die Regionalität hervorgehoben, andererseits drücke der Handel die Preise mit Importen, sagte er. Verbandsmitglieder hätten ihm von Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent berichtet.

Laut Weber lagen die Verbraucherpreise zu Saisonbeginn noch bei 15 bis 20 Euro pro Kilo. Zum Ende seien es nur noch knapp sechs Euro gewesen. Die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) gab den Durchschnittspreis im Mai für dieses Jahr mit 7,82 Euro an. Im vorigen Jahr lag er noch bei 8,74 Euro.

Mindestlohn-Anhebung verschärft Problem für Bauern

Dünger, Diesel, Futter - die Produktionskosten seien überall in die Höhe geschnellt, so Weber. Er fürchtet, dass dies früher oder später einige Landwirte die Existenz kosten wird, und das betreffe nicht nur die Spargelbauern. "Das Damoklesschwert von Hofschließungen schwebt schon jetzt über der Landwirtschaft."

Im Oktober kommt noch der Anstieg des Mindestlohns von 9,82 Euro auf 12 Euro hinzu. Rolf Meinhardt geht davon aus, dass im kommenden Jahr auf weniger Fläche in Hessen Spargel produziert wird. Einige Bauern hätten schon ihren Ausstieg aus dem Spargelanbau angekündigt, sagte der Landwirt aus Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg).

Er selbst und andere hätten schon während der jetzt abgelaufenen Saison 25 Prozent der Anlagen aus der Ernte genommen, so Meinhardt. Er habe auch Erntehelfer frühzeitig nach Hause schicken müssen.

Saisonende traditionell am 24. Juni

Laut Statistischem Landesamt wurde das Edelgemüse im vergangenen Jahr in Hessen auf 1.775 Hektar angebaut. Dabei ernteten die Bauern 9.580 Tonnen Spargel. Deutschlandweit waren es knapp 120.000 Tonnen. Für dieses Jahr liegen noch keine aktuellen Erntezahlen vor.

Traditionell endet die Spargelsaison am 24. Juni, dem Johannistag. Damit soll der Pflanze bis Anfang Oktober, wenn der erste Frost auftreten kann, ausreichend Zeit gegeben werden, sich zu regenerieren - damit es auch im nächsten Jahr wieder reichlich Spargel gibt.

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