Um fürs Alter vorzusorgen, zählen Lebensversicherungen zu den Klassikern. Doch teilweise mangelt es bei den Verträgen an Transparenz und mitunter fallen hohe Kosten an. Eine Betroffene aus Hessen berichtet.

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Bei Lebensversicherungen können hohe Kosten anfallen

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Miriam Braner ärgert sich über sich selbst und ihren Versicherungsmakler. Die 37-jährige Lehrerin aus Rüsselsheim hat bei ihm vor zehn Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen, zusätzlich zu einer bereits bestehenden Versicherung. Die reiche nicht aus, behauptete der Makler im Beratungsgespräch: "Er hat gemeint, da gebe eine Versorgungslücke, ich müsse weitere Risiken absichern. Am Ende war ich überzeugt, ich brauche diese zweite Versicherung."

Rund 87 Millionen Lebensversicherungen wurden nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft hierzulande bislang insgesamt abgeschlossen. Damit besitzen manche Verbraucher sogar mehr als eine Versicherung. Bei der klassischen Variante gibt es einen Garantiezins, der sinkt ab diesem Jahr auf 0,25 Prozent. Deshalb werden Versicherungen immer beliebter, bei denen das Geld in Aktienfonds investiert wird. Denn da stellen die Versicherer oft höhere Renditen in Aussicht, allerdings fallen mitunter deutlich höhere Kosten an.

Kosten fressen Versicherungsbeiträge auf

Das merkte auch Miriam Braner, allerdings erst lange, nachdem sie den Versicherungsvertrag unterzeichnet hatte. Denn anfangs erschien ihr die staatlich geförderte Riester-Rente noch durchaus sinnvoll. Auch ihr Geld sollte in Aktienfonds fließen, dadurch sollte die Versicherung bis zu zehn Prozent Gewinn abwerfen. Davon seien allerdings noch die Kosten abzuziehen, meinte der Makler bei der Beratung. Wie viel genau, erklärte er anhand von Tabellen. Das Ganze kam Braner unübersichtlich vor, aber: "Ich habe dem Typen vertraut", so die Lehrerin.

Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellt: Denn von den 15.000 Euro, die Braner in zehn Jahren einzahlte, hat der Versicherer knapp 30 Prozent einfach einbehalten, zählt man die Abschlusskosten und die laufenden Kosten zusammen. Auf Anfrage wollte sich das Unternehmen, die HDI Lebensversicherung mit Sitz in Köln, dazu bislang nicht äußern. Dass die Kosten so extrem hoch sind, dürfte aber grundsätzlich vermutlich auch mit der relativ kurzen Laufzeit zu tun.

Aufseher melden zum ersten Mal Zweifel an

Doch selbst wenn Verträge 20, 30 und 40 Jahre laufen, können gerade bei fondsgebundenen Lebensversicherungen immer noch vergleichsweise hohe Kosten anfallen, teilweise über vier Prozent der eingezahlten Beiträge. Schon daran übt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zum ersten Mal klar und deutlich Kritik. Denn dann würde der Kunde erst von der Versicherung profitieren, wenn die zugrunde liegende Kapitalanlage eine entsprechend hohe Rendite von mindestens vier Prozent erziele, erklärt BaFin-Sprecher Norbert Pieper: "Aus Sicht der BaFin bestehen in so einem Fall ernsthafte Zweifel, ob die Kosten noch angemessen sind."

Ein weiteres Problem ist aus Sicht der BaFin, dass die Versicherungsmakler beim Abschluss von Verträgen Provisionen kassieren, und zwar auch noch Extra-Provisionen von der Fondsgesellschaft, in die das Geld der Versicherten fließt.

Da sieht BaFin-Sprecher Pieper einen Interessenkonflikt: "Denn dann ist natürlich die Verlockung groß, dass der Vermittler den Fonds mit der höchsten Rückvergütung empfiehlt und nicht den Fonds, der im Interesse des Verbrauchers wäre." Allerdings mangelt es hier laut Pieper an Transparenz, da diese Extra-Provisionen bei den Kosten oft gar nicht mit aufgelistet sind.

Verbraucher müssen sich schlau machen

Bis Ende des Jahres will die BaFin handeln, um Verbraucher vor unangemessenen Kosten zu schützen. "Dass fondsgebundene Lebensversicherungen im Schnitt etwas teurer sind als klassische Versicherungen ist bekannt und durch die höheren Renditechancen nicht problematisch", meint dagegen Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV.

Bevor Verbraucher einen Vertrag abschließen, sollten sie sich laut GDV über Versicherungsprodukte informieren und die dazu gehörenden Informationsblätter lesen. Dort sind sowohl die Abschlusskosten als auch die laufenden Kosten ausgewiesen. Über diese müssen Versicherer ihre Kunden nach Vertragsabschluss außerdem einmal im Jahr informieren.

Staatlich gefördert ist trotzdem nicht immer gut

Miriam Braner kamen bei ihrer Riester-Rente erst nach Jahren Zweifel. Sie ist damit zum Frankfurter Honorarberater Stefan Schießer gegangen. Ob sich staatlich geförderte Lebensversicherungen lohnen oder nicht, ließe sich nicht pauschal beantworten, meint Schießer: "Als Daumenregel lässt sich sagen, dass sich Verträge dann nicht rechnen, wenn 50 Prozent der staatlichen Förderung oder mehr durch die hohen Kosten aufgefressen werden." Das war bei Braner der Fall. Der Honorarberater hat ihr empfohlen, diese Versicherung mit der bereits bestehenden zusammenzuführen, um dadurch die Kosten zu senken.

Außerdem verfolgt die 37-jährige Rüsselsheimer Lehrerin mittlerweile regelmäßig Finanzblogs wie Madame Moneypenny und investiert selbst in sogenannte ETFs, also Indexfonds, die ebenfalls deutlich kostengünstiger und rentabler sind. "Dass ich meine Finanzen selbst in die Hand genommen habe, gibt mir ein gutes Gefühl", sagt die 37-Jährige. Einem Versicherungsmakler blindlings vertrauen würde sie mittlerweile nicht mehr.