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IG Metall ruft zu Warnstreik auf - auch Hessen betroffen

Beschäftigte schwenken bei einem Warnstreik IG-Metall-Fahnen

Die IG Metall hat ein Tarifangebot der Metall- und Elektrounternehmen abgelehnt und droht mit Streiks. Hessische Unternehmen sind voraussichtlich ab Montag betroffen.

Im Tarifstreit der IG Metall mit dem Verband der Metall- und Elektrounternehmen ist keine Einigung in Sicht. Am Donnerstag lehnte die Gewerkschaft ein in Sulzbach (Main-Taunus) vorgestelltes, erstes Angebot der Arbeitgeberseite ab - und kündigte gleichzeitig Warnstreiks an, die mancherorts in der Nacht zum Samstag beginnen sollen. Auch Beschäftigte hessischer Betriebe seien aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, teilte die IG Metall Bezirk Mitte mit. In Hessen soll der Streik erst am Montag losgehen.

Mit Blick auf die stark gestiegenen Verbraucherpreise verlangt die Gewerkschaft bei einer Laufzeit von zwölf Monaten acht Prozent mehr Geld für die rund 380.000 Beschäftigten in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Wichtigstes Ziel sind dauerhafte Erhöhungen der Sätze in den Lohntabellen.

Der Arbeitgeberverband M+E schlug hingegen eine steuer- und abgabenfreie "Inflationsausgleichsprämie" von 3.000 Euro sowie eine spätere, noch unbezifferte Erhöhung in den Gehaltstabellen vor. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll dabei 30 Monate betragen.

IG Metall: "Keine überkomplexe Forderung"

IG-Metall-Bezirkschef Jörg Köhlinger zeigte sich nach der dritten Verhandlungsrunde verärgert. "Acht Prozent mehr Geld für 12 Monate sind keine überkomplexe Forderung, die auf Arbeitgeberseite vielfach analysiert werden muss. Wer aus taktischen Gründen nur Almosen bietet, hat die Konsequenzen zu tragen."

Unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht, um eine Minute nach Mitternacht am Samstag, sollen daher die Beschäftigten bei ThyssenKrupp Rasselstein in Andernach (Rheinland-Pfalz) als Erste die Arbeit niederlegen. Andere Unternehmen sollen folgen.

Arbeitgeber verlangen Differenzierung

"Die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung hilft unmittelbar und sie hilft vor allem den Arbeitnehmern in den unteren Lohngruppen", erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Oliver Barta. Wachstum könne nur verteilt werden, wenn in der Fläche auch welches vorhanden sei. Eine Tabellenerhöhung sei daher nur bei 30 Monaten Laufzeit vorstellbar.

Der Kampf gegen die Inflation müsse von Bundesregierung und Europäischer Zentralbank geführt werden, verlangte Barta. Die Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren die Beschäftigung gehalten, um nach bewältigten Krisen durchstarten zu können. Allerdings sei die Lage in den Unternehmen sehr unterschiedlich. Er verlangte daher ein Differenzierungsverfahren, falls die wirtschaftliche Entwicklung schlechter laufe als erwartet.

Höchste Forderung seit 2008

Die Forderung nach 8,0 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ist die höchste Forderung in der Metall- und Elektroindustrie seit dem Jahr 2008. Die erwartete Teuerung kann aus Gewerkschaftssicht damit trotzdem nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass Gewerkschaftschef Jörg Hofmann wiederholt staatliche Hilfen für die Haushalte einschließlich einer Energiepreisbremse verlangt hat.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 10. November geplant.

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