Eine Hand hält verschiedene Kreditkarten

Bahnpunkte sammeln oder eine Reiserücktrittsversicherung: Viele Kreditkarten bieten Zusatzleistungen. Doch genau solche Karten kündigt die Commerzbank im größeren Stil. Kunden sind verärgert und haben viele Fragen. Hier gibt es die Antworten.

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Verbraucher verunsichert - Commerzbank kündigt Kreditkarten

Logo der Commerzbank an einer Filiale in Frankfurt (dpa)
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In letzter Zeit häufen sich die Beschwerden von Kreditkartenbesitzern. Beim Hessischen Rundfunk (hr) melden sich vor allem Inhaber sogenannter Kombi-Kreditkarten, die vom Frankfurter Geldhaus Commerzbank ausgestellt wurden. Beim Verbraucherportal Biallo heißt es, es gebe eine regelrechte Kündigungswelle. Es handelt sich dabei speziell um Kreditkarten, die kombiniert werden mit einer Bahncard oder mit Zusatzleistungen etwa des Reiseveranstalters TUI. Warum die Karten plötzlich gekündigt werden, können die Betroffenen nicht verstehen. Hier sind die Antworten:

Welche Karten kündigt die Commerzbank?

Es geht um Kombi-Kreditkarten, wie sie viele Firmen und Organisationen anbieten. Dazu zählen etwa Lufthansa, Volkswagen, der ADAC, Ikea und Amazon. Sie peppen diese Kreditkarten in der Regel mit attraktiven Zusatzleistungen oder einem Bonusprogramm auf, um damit Kunden an sich zu binden. Diese Karten geben sie zusammen mit Banken wie der Commerzbank heraus. Besonders betroffen sind nun Karten in Kombi mit der Bahncard oder mit Zusatzleistungen von TUI.

Worin unterscheidet sich diese Kreditkarten von einer Herkömmlichen?

Wenn die Bahncard zur Kreditkarte wird, winken Freifahrten und andere Prämien bei der Bahn. Denn die Kunden sammeln jedes Mal Punkte, wenn sie die Karte beim Einkaufen nutzen. Und diese Punkte verfallen, anders als bei einer normalen Bahncard, nicht. Kunden können mit der Karte nicht nur bei der Bahn, sondern auch in vielen Geschäften und bei Online-Händlern bargeldlos bezahlen. Außerdem können sie an den Commerzbank-Automaten kostenfrei Geld abheben. Darüber hinaus haben Verbraucher die Möglichkeit, Rechnungen in monatlichen Raten zu begleichen. Je nach Modell kostet die Bahncard-Kreditkarte entweder 34 oder 64 Euro pro Jahr, für Inhaber einer Bahncard 100 ist sie kostenfrei zu haben.

Auch eine TUI-Card bietet im Vergleich zu einer herkömmlichen Kreditkarte viele Zusatzleistungen: Sie schließt eine Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherung mit ein. Dazu können Kunden bei bestimmten Flügen kostenlos Sitzplätze reservieren und erhalten Ermäßigungen auf manche Reisen. Sie können mit der Kreditkarte auch im Ausland einkaufen, ohne dass ein Extra-Entgelt anfällt. Bargeldabheben ist ebenfalls möglich, genau wie Zahlen in Raten. Die Preise für die Karten reichen von knapp 50 bis knapp 250 Euro pro Jahr.

Warum kündigt die Commerzbank die Kreditkarten nun "plötzlich"?

Die Kündigungsschreiben, die die Kunden erhalten haben, sind sehr kurz und schlicht gehalten. Darin nennt die Bank keine Gründe. Sie verweist lediglich darauf, dass sie das Recht hat, das Vertragsverhältnis zu kündigen, und bittet die Kunden, die Karten zurückzuschicken.

Auf hr-Nachfrage erklärt die Commerzbank in einer schriftlichen Stellungnahme, ein Grund für die Kündigungen könnten regulatorische Anforderungen sein. "So ist die Bank verpflichtet, regelmäßig zu überprüfen, ob die Kundendaten noch korrekt und vollständig sind." Hier hätten Kunden eine aktive Mitwirkungspflicht. Kämen sie dieser nicht nach, müsste das Finanzinstitut Kunden kündigen. Die Bank habe die Kunden mehrmals aufgefordert, ihre Daten zu aktualisieren, entweder per Post oder digital, über das Postfach beim Online-Banking. Es ist zu vermuten, dass ein Teil der Betroffenen solche Mitteilungen schlicht übersehen haben dürfte.

Warum müssen Daten überhaupt aktualisiert werden?

Wie die Commerzbank in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen schreibt, muss sie bei allen Kunden, auch wenn sie ihnen eine Kreditkarte ausstellt, deren Identität prüfen. Das verlangt das Geldwäschegesetz, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu vermeiden. Diese Daten müssen dann in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Der Kunde ist selbst dazu verpflichtet, alle Änderungen wie den Namen oder die Adresse dem Geldinstitut zu melden - diese Regel gilt für alle Kreditinstitute. Allerdings ist bisher nur von der Commerzbank bekannt, dass sie aufgrund veralteter Daten Kreditkarten kündigt.

Was genau kritisieren Verbraucherschützer?

Viele Betroffene haben sich bei dem Verbraucherportal Biallo gemeldet. Der zuständige Redakteur Mike Belschner meint, gegen die Kündigungen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn die Bank dabei die geltenden Fristen beachte. "Allerdings ist es nicht besonders kundenfreundlich, einfach so ohne Vorwarnung zu kündigen", meint Belschner. Besser wäre gewesen, das Finanzinstitut hätte die Kunden besser informiert.

Was können Kunden tun, die ihre Kreditkarte behalten wollen?

Inhaber von TUI-Kreditkarten erfahren laut TUI in deren Reisebüros, wie sie ihre Karten reaktivieren können. Konkret sollen sie eine Reklamation an die Bank schicken. Anschließend würden sie von der Commerzbank erneut angeschrieben und um "Mithilfe bei regulatorischen Themen" gebeten. Danach werde die Kündigung seitens der Commerzbank "auf jeden Fall" zurückgezogen.

Wem eine Bahncard-Kreditkarte gekündigt wurde, der sollte zunächst wie gefordert seine Daten aktualisieren. Dann sollte er bei der Service-Hotline der Bank anrufen. Auch sie mache teilweise Kündigungen wieder rückgängig, aber nicht in jedem Fall. Eine Sprecherin der Bahn sagte, wer auf seine Bahncard-Kreditkarte verzichten müsse, bekomme automatisch eine neue Bahncard zugeschickt - jedoch ohne Kreditkartenfunktion.

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