Im Hintergrund sind die leeren Gondeln eines Ski-Lifts zu sehen, die einen Hang hinab fahren. Im Vordergrund grasen Schafe.

Sessellifte und Schneekanonen: Wintersport ist eine energieintensive Angelegenheit. Wegen steigender Gas- und Strompreise suchen Hessens Skigebiete schon jetzt nach Einsparmöglichkeiten - während unter den Liften noch die Schafe grasen.

Der vergangene Sonntag bot einen ungewohnten Anblick im nordhessischen Skigebiet Willingen (Waldeck-Frankenberg). Bei Sonnenschein versammelten sich rund 5.000 Menschen auf den grünen Hängen des Ettelsbergs. Blauer Himmel, von Schnee keine Spur. Besucherandrang kennt man in Willingen, aber nicht zu dieser Jahreszeit. Die traditionelle Alphornmesse macht es möglich.

Tatsächlich kann der ökumenische Gottesdienst am vergangenen Wochenende nicht davon ablenken, dass man in Willingen und anderen hessischen Wintersportstandorten gedanklich bereits im Winter ist. Neben dem ewigen Bangen um Temperaturen und Schneefall kommt in diesem Jahr die Sorge um die Energiekosten dazu. "Das wird ein wirtschaftlich schwieriger Winter", sagt Jörg Wilke, Sprecher des Willinger Skigebiets. "Wir müssen sparen und noch effizienter werden."

Lifte fahren langsamer

Wilkes Aussagen könnten so wohl auch von jedem Privathaushalt in Deutschland stammen. Steigende Gas- und Strompreise sind das beherrschende Thema. Und die Frage, wo sich doch noch etwas einsparen lässt. Für die Wintersport-Orte eine besondere Herausforderung. Denn auch wenn theoretisch die natürlichen Grundressourcen (Schnee, Berge) für den Wintersport vorhanden sind, bleibt Wintersport in Hessen energieintensiv.

Die größten Energiefresser seien die bis zu 1.500 Meter langen Seilbahnen. "Sie sind hinsichtlich effizienter Energienutzung und -einsparung schon gut aufgestellt", sagte Wilke. Dennoch sieht er Einsparpotenzial - vor allem bei der Geschwindigkeit der Lifte. Die werde in diesem Winter gedrosselt. "Für die Kunden ist das kaum spürbar, aber für uns macht da eine geringe Anpassung relativ viel aus."

Auch die Sitzheizungen stehen auf Wilkes Liste. Sie brächten in nordhessischen Breitengraden ohnehin eher nur einen Werbeeffekt. "Wir würden sie in diesem Winter nur anmachen, wenn es bitterkalt wird."

Kein Geschäft ohne künstlichen Schnee

Umweltschützer kritisieren derweil vor allem die künstliche Beschneiung in den hessischen Ski-Gebieten. Schneekanonen stehen nicht nur wegen ihres hohen Energiebedarfs im Zentrum der Kritik, sondern auch wegen ihres Wasserverbrauches.

Hier allerdings sieht Wilke relativ wenig Einsparmöglichkeit. Ein regelmäßiger Skibetrieb sei ohne Beschneiung schlicht nicht möglich. Und der sei nicht nur für die Seilbahnbetreiber wichtig, sondern für die gesamte Region. "Wir leben hier von Weihnachten bis zum März vom Wintersport. Daran hängen viele Arbeitsplätze unter anderem in Hotellerie und Gastronomie sowie im Einzelhandel."

Wilke verweist darauf, dass die Schneekanonen im Schnitt nicht mehr als 250 Stunden im Jahr in Betrieb seien. "Die Grundbeschneiung der 65 beschneiten Pistenkilometer im gesamten Sauerland verbraucht so viel Energie wie ein mit 250 Personen besetztes Flugzeug auf dem Hin- und Rückflug von Frankfurt in die Karibik", rechnet Wilke vor. Das sei ein hoher Energieverbrauch in kurzer Zeit, den man aber in Relation zum Nutzen sehen müsse.

Ticketpreise werden steigen

Auch auf der Wasserkuppe in der Rhön ist man auf die Beschneiung angewiesen. "Ohne künstlichen Schnee hätten wir in der vergangenen Saison 20 Tage Betrieb gehabt, mit waren über 90 Tage möglich", sagt Jeremias Kümpel, Referent der Geschäftsführung der Wiegand Erlebnisberge GmbH.

Zwei stromsparende Schneekanonen und eine Teichkühlung habe man bereits angeschafft. Und auch sonst investiere man schon seit Langem in Energieeffizienz, betont Kümpel. Die aktuellen Kostensteigerungen für Strom, Heizöl, Diesel und Co. sowie für das Personal könnten damit aber nicht ausgeglichen werden. "Wir müssen deshalb in dieser Saison unsere Ticketpreise um zehn bis zwölf Prozent anheben." Das sei angesichts der Situation noch sehr moderat.

Auch in Willingen werden die Tickets teurer. "Wir werden die Preise anheben, aber sicherlich nicht so, wie es notwendig wäre", sagt Wilke. Die Tageskarte etwa werde für Erwachsene um 5,2 Prozent und somit um zwei Euro angehoben, für Kinder um 4,3 Prozent beziehungsweise um einen Euro. "Das deckt die Kostensteigerung nicht, aber wir haben versucht, den Spagat hinzubekommen, dass Skifahren noch eine bezahlbare Freizeitaktivität bleibt."