Ein Mann mit Schürze steht einer Gruppe Gastronomie-Mitarbeitenden gegenüber. Von beiden Seiten gehen Sprechblasen ab, in denen kleine Piktogramme von Auto, Fahrrad, Smartphone, Tablet und Geldzeichen zu sehen sind.

Die Personal-Probleme in der Gastronomie sind spätestens seit der Corona-Pandemie gewaltig. Um sich im Wettbewerb um Arbeitskräfte Vorteile zu verschaffen, bieten Betriebe mitunter verlockende Zusatzleistungen.

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Wie Gastro-Betriebe um neues Personal werben

Gastronomie Hessenmühle
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Die Corona-Pandemie hat zu einem massiven Mitarbeiter-Mangel geführt. Rund 12.000 Gastro-Mitarbeitende fehlen derzeit in Hessen, wie der hessische Dehoga-Hauptgeschäftsführer Julius Wagner erklärt. Viele Beschäftigte seien während der Pandemie in krisensichere Jobs gewechselt und hätten zum Beispiel Arbeit im Lebensmittelhandel oder in Warenlagern gefunden. Jetzt fehlen diese Menschen in der Gastronomie.

Dienstwagen und Tankgutscheine für Angestellte

Einige Unternehmen versuchen nun mit kreativen Ideen neues Personal zu finden - zum Beispiel in der Hessenmühle, einem großen Hotel-Restaurant mit Freizeitanlagen in Großenlüder (Fulda). Andrea Frank und Alexander Koch von der Inhaber-Familie bieten den Bewerbern auch Extras an, um sie zu überzeugen und auch längerfristig an das Unternehmen zu binden.

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"Wir versuchen, auf Wünsche einzugehen und individuelle Angebote zu machen - mit adressatengerechten Zusatzleistungen", sagt Geschäftsführer Alexander Koch. "Das geht soweit, dass sich jemand das neueste Top-Handy mit einem Mobilfunk-Vertrag aussucht", berichtet Kochs Schwester Andrea Frank.

Andere Mitarbeitende können Autos aus dem Betriebsfuhrpark nutzen, oder bekommen sogar einen Dienstwagen. "Das ist für einen Koch eigentlich unüblich. Wir bieten aber so was an", sagt Frank. Auch die Beteiligung an den Leasing-Kosten für ein teures E-Bike seien möglich.

Die Palette der Extras ist breit. "Das führt dazu, dass sich die Team-Mitglieder individuell mit ihren Bedürfnissen abgeholt fühlen", erklärt Geschäftsführer Koch. Service-Kraft Susann Schindler etwa freut sich über einen regelmäßigen Tankgutscheine. "Ich habe lange Strecken mit dem Auto zu fahren. Da kommen Tankgutscheine gerade recht", erklärt die Hessenmühlen-Kellnerin. Leistungsgutscheine sind bis zu einer gewissen Höhe pro Monat steuerfrei möglich.

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Gute Erfahrungen mit Extra-Leistungen fürs Personal hat auch Thomas Studanski vom Alt-Oberurseler Brauhaus gemacht. Der Geschäftsführer sagt: "Wir versuchen vieles möglich zu machen: Job-Bike, Fitness-Studio, ein besonderes Mobil-Telefon oder ein Darlehen. Zudem werden die Arbeitszeiten möglichst passend gestaltet."

Für Dehoga-Geschäftsführer Wagner sind diese Beispiele vorbildlich und sprechen für einen Mentalitätswechsel: "Man muss Mitarbeitenden ein stimmiges Gesamtpaket schnüren. Denn sie haben mittlerweile einen ausgeprägten Hang zu einer Work-Life-Balance nach ihren Vorstellungen", sagt er.

Dehoga will mehr qualifizierte Zuwanderung

Gleichzeitig zweifelt er, ob der Personalmangel in der Gastronomie mit diesen Maßnahmen behoben werden kann. Viele junge Leute strebten oftmals eher ein Studium statt eine Ausbildung an. Wagner spricht von einer "Überakademisierung". Dabei sei die Bezahlung für Azubis in der Gastro besser als in anderen Branchen - mit bereits 1.000 Euro brutto im ersten Lehrjahr.

Julius Wagner Dehoga Hessen

Wagner glaubt, dass es ohne qualifizierte Zuwanderer in der Branche nicht gehen wird. Einige Betriebe hätten bereits einen dritten Ruhetag in der Woche eingeführt, weil sie zu wenig Personal haben. Zwar haben auch zahlreiche Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mittlerweile einen Job in der Gastronomie gefunden. 14 Prozent der hessischen Betriebe hätten Mitarbeiter aus dem von Russland überfallenen Land aufgenommen, berichtet Wagner. Aber das allein löse die Probleme auch nicht, betont er.

Flüchtlinge aus der Ukraine einzustellen, sei schwierig, berichten die Geschäftsführer der Hessenmühle. Sprachbarrieren stünden im Weg. "Vielen sprechen nicht mal Englisch. Deswegen bieten wir nun Deutsch-Kurse an, damit die Verständigung am Arbeitsplatz besser gelingt."

"Werden noch sehr dicke Bretter bohren müssen"

Dehoga Hessen versucht zusammen mit Verbänden aus anderen Bundesländern, nun schon sogar Arbeitskräfte aus Südamerika, Vietnam oder Marokko anzusprechen. Doch um sie zügig in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, seien die bürokratischen Hürden hoch. "Wir werden alle noch sehr dicke Bretter bohren müssen. Und eine schnelle Lösung ist für die Gastronomie leider nicht in Sicht, um dem Mitarbeiter-Mangel zu begegnen", sagt Wagner.

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