Arbeitsmarkt im Juni Mehr Arbeitslose in Hessen wegen Flüchtlingszuzug aus Ukraine
Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen hat im Juni zugenommen. Die Bundesagentur für Arbeit macht dafür die Folgen des Ukraine-Kriegs verantwortlich, erwartet aber keine dauerhafte Belastung des Systems.
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Zahl der Arbeitslosen im Juni gestiegen

Wie die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, hat sie im Juni über 6.000 Arbeitslose mehr als im Mai registriert. Ihre Gesamtzahl gab sie mit knapp 159.000 an. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 4,6 Prozent, das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,1 Prozent.
"Flüchtlinge besser ausgebildet"
Frank Martin, der Geschäftsführer der Regionaldirektion, berichtete von zwei parallel laufenden Entwicklungen: Einerseits erhole sich der Arbeitsmarkt weiter von der Coronakrise, was zu weniger Arbeitslosen führe. Andererseits tauchten nun aber geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in der Arbeitslosenstatistik auf, weil sie seit Anfang Juni den Jobcentern und nicht mehr wie bisher den Sozialämtern der Kommunen zugeordnet sind. Ihre Zahl schätzt Frank Martin auf rund 7.800 in Hessen. 79 Prozent davon seien Frauen.
Nach Auffassung des Regionaldirektionschefs ist die derzeitige Situation nicht vergleichbar mit derjenigen in den Jahren 2015 bis 2017, als ebenfalls viele Flüchtlinge nach Hessen und Deutschland kamen. Zum einen hätten viele Ukrainerinnen und Ukrainer nicht vor, dauerhaft im Land zu bleiben. Zum anderen seien sie besser ausgebildet als die Flüchtlinge damals. Sie hätten damit bessere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, auch weil viele von ihnen Englisch, wenn nicht gar Deutsch sprächen, erläuterte Martin.
"Situation bei sozialversicherungspflichtigen Jobs über Vorkrisenniveau"
Zunächst rechnet der Bundesagentur-Manager aber mit weiteren Ukraine-Flüchtlingen, die in die Arbeitslosenstatistik einfließen. "Nicht alle geflüchteten Personen sind bereits bei den Jobcentern angekommen", sagte Martin. Bevor sie dem Arbeitsmarkt zugute kommen könnten, müsse der Mangel an Sprachkenntnissen und Kinderbetreuungsplätzen behoben werden.
In Hessen bleibe die Nachfrage nach Fachkräften hoch. Die Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs steige weiter, berichtete Martin: "Wir liegen aktuell sogar deutlich über dem Vorkrisenniveau." Die hessische Wirtschaft habe in den vergangenen drei Jahren zwischen 50.000 und 70.000 zusätzliche Stellen geschaffen.