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Weniger Verkehrstote, mehr Unfälle mit E-Scootern

Ein Mann auf einem E-Scooter in Frankfurt

In Hessen gibt es immer weniger Verkehrstote. Ihre Zahl fiel 2021 auf ein Rekordtief. Dafür nahm die Anzahl der Lkw-Unfälle deutlich zu. Und auch bei den E-Scootern gab es einen drastischen Anstieg bei Unfällen und Verletzten.

Die Veröffentlichung der polizeilichen Unfallstatistik 2021 war für Innenminister Peter Beuth (CDU) am Montag ein Grund zur Freude. "Bei Unfällen in Hessen sind 2021 trotz des Verkehrsanstiegs im zweiten Pandemiejahr so wenige Menschen wie nie seit Beginn der Aufzeichnung vor mehr als 60 Jahren ums Leben gekommen", sagte er. Demnach starben im vergangenen Jahr 185 Menschen auf Hessens Straßen, 20 weniger als im Jahr zuvor.

Weniger Schwerverletzte

Auch die Zahl der Schwerverletzten sank um acht Prozent auf 3.530, die der Leichtverletzten blieb mit 18.550 in etwa stabil. Insgesamt gab es den Angaben zufolge 17.100 Unfälle mit Verletzten. Mit einem Rückgang um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr war das ebenfalls der niedrigste Wert seit Beginn der Statistik.

Die Zahl der Unfälle insgesamt nahm laut Ministerium um 6,4 Prozent zwar leicht auf 130.617 zu. Beuth sieht darin allerdings einen Ausdruck des im vergangenen Jahr wieder gestiegenen Verkehrsaufkommens nach dem ersten Coronajahr 2020, in dem die Unfallzahlen drastisch eingebrochen waren.

E-Scooter-Unfälle fast verdreifacht

Nachdem das Statistische Landesamt das Rekordtief bei den Verkehrstoten bereits vor zwei Monaten verkündet hatte, ging das Ministerium jetzt nochmals auf die Details ein. Dabei sticht vor allem ins Auge, dass die Zahl der Unfälle mit sogenannten E-Scootern gegenüber dem Vorjahr drastisch angestiegen ist.

Die in der 2020 neu eingeführten Kategorie "Elektrokleinstfahrzeuge" gelisteten Roller waren demnach landesweit in 674 Unfälle verwickelt. Dies ist fast eine Verdreifachung gegenüber 2020, als es noch 228 Unfälle waren. Die Zahl der Scooter-Unfälle mit Verletzten stieg von 145 in 2020 auf nun 442.

Sicherheitstrainings für Rollerfahrer

Konkrete Gründe dafür führt das Ministerium zwar nicht auf, die Ursache dürfte aber wohl in der sich immer weiter verbreitenden Nutzung der E-Scooter liegen, die zunehmend das Bild in Städten wie Frankfurt prägen. Die Polizeipräsidien führten verstärkt Präventionsveranstaltungen zum sicheren Verhalten im Straßenverkehr mit E-Scootern sowie Fahrsicherheitstrainings durch, erklärte Beuth.

Auch bei elektrisch betriebenen Fahrrädern zeigen die Unfall-Kurven nach oben. Die Statistik unterscheidet hierbei zwischen Pedelecs und E-Bikes. Laut einem Sprecher des Statistischen Landesamts bezeichnet der Begriff Pedelec solche Fahrräder, die nur dann elektrisch unterstützen, wenn auch in die Pedale getreten wird.

Unfallanstieg bei E-Bikes, Rückgang bei herkömmlichen Fahrrädern

Demnach stieg die Zahl der Unfälle mit Pedelecs um 17 Prozent auf 885. Wie im Vorjahr kamen dabei neun Menschen ums Leben. Die Anzahl der Schwerverletzten ging um elf Prozent auf 885 nach oben, bei den Leichtverletzten waren es mit 550 rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den E-Bike-Fahrern gab es wie schon 2020 keine Toten, bei 28 Unfällen (2020: 21) wurden sieben Menschen schwer verletzt, fünf mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Leichtverletzten stieg von 14 auf 16.

Eine positive Entwicklung gab es bei konventionellen Fahrrädern. Hier sank die Zahl der Verünglückten um 13 Prozent auf 3.093. Dabei starben 14 Menschen, vier weniger als 2020, die Zahl der schwer verletzten Fahrradfahrer sank von 662 auf 502.

Weniger Motorradtote

Auch bei den Motorradunfällen zeigt sich ein Abwärtstrend, trotz eines laut Ministerium rasanten Anstiegs der Zulassungen Ende 2020. Die rückläufige Zahl der Motorradunfälle habe sich besonders bei der Zahl der getöteten Motorradfahrer bemerkbar gemacht. Sie lag 2021 bei 33 und sank damit um rund 20 Prozent.

Nichtsdestotrotz will die Polizei mit Beginn der Motorradsaison die Bikerinnen und Biker für Gefahren aber auch für den Lärm, den sie verursachen, sensibilisieren. Dazu soll bei Kontrollen und Präventionsmaßnahmen besonderes Augenmerk auf technische Veränderungen und Manipulationen gelegt werden.

Lkw-Unfälle bleiben Herausforderung

Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Polizei bei den Lkw-Unfällen. Sie nahmen um 14 Prozent auf 19.651 zu. Dabei wurden 44 Personen getötet, ein Anstieg von rund 22 Prozent. Die Zahl der bei Lkw-Unfällen schwer Verletzten stieg um etwa 11 Prozent auf 366.

Beuth verwies auf das besondere Gefahrenpotenzial, das von Lkws aufgrund ihrer Masse, der längeren Bremswege und des oft eingeschränkten Sichtfelds ausgeht. Um die Kontrollen weiter zu verstärken, würden in diesem Jahr sieben Spezialfahrzeuge angeschafft. Neue Kontrollsysteme sollen außerdem Defekte und Manipulationen an der Technik sowie Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten schneller erkennen.