Eine Wärmepume steht an einem Haus auf einer Grünfläche.

Die Landesregierung erleichtert mit einem neuen Energiegesetz den Bau von Wärmepumpen. Doch welche Vorteile haben sie beim Heizen eigentlich? Und wie sehen die rechtlichen Rahmenbedingungen aus? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Förderung von Wärmepumpen: Debatte im Landtag über neues Energiegesetz

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Die Temperaturen in Hessen lassen inzwischen deutlich spüren, dass der Winter kommt – und damit auch die Heizungszeit. Noch setzen die meisten Menschen in Hessen auf Gas- oder Ölheizungen. Die Landesregierung hat in ihrem neuen Energiegesetz nun erstmals auch besondere Regelungen für Wärmepumpen festgeschrieben.

Damit soll der Einbau von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen erleichtert werden, indem Abstandsregeln deutlich reduziert werden. Damit sind Wärmepumpen bis zu einer Höhe von zwei Metern und einer Länge von drei Metern künftig auf den grundsätzlich freizuhaltenden Abstandsflächen von Baugrundstücken zulässig. Die Novelle wurde am Mittwoch im Landtag in Wiesbaden mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von CDU und Grünen verabschiedet.

Aber warum sprechen eigentlich jetzt alle von Wärmepumpen? Wie können die Geräte kalte Luft in Wärme umwandeln? Ist das wirklich klimafreundlich? Und welche Auflagen sind in Hessen zu beachten? Hier lesen Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum sind Wärmepumpen so gefragt?

Die Wärmepumpe sei neben Biomasseheizung und Fernwärme mit die wichtigste Alternative zu Öl- und Gasheizungen, sagt Karsten McGovern, Geschäftsführer der Landes-Energie-Agentur Hessen (LEA). "Wir wollen weg von fossilen Energien", das sei der wichtigste Grund, der für einen Umstieg auf Wärmepumpen zum Heizen spreche.

Die Nachfrage nach Beratung zu Wärmepumpen habe mit Russlands Krieg in der Ukraine und der folgenden Energiekrise deutlich zugenommen, berichtet Georg Bitterberg. Er ist Energieberater bei der Verbraucherzentrale Hessen. "Die Leute sind nervös, weil sie nicht wissen, ob das Gas jetzt fließen wird", sagt er. "Andere sind aber auch einfach motiviert, einen Beitrag zur Energiewende und Klimaschutz zu leisten."

Zahlen des Bundesverbandes Wärmepumpe zeigen, dass in den vergangenen Monaten tatsächlich ein Boom bei Wärmepumpen zu erkennen ist. Eine Sprecherin des Verbandes teilt mit, dass sie Gründe dafür auch in klimapolitischen Maßnahmen wie dem Wegfall der EEG-Umlage oder der CO2-Bepreisung sehe. "Der dringend notwendige Weckruf kam allerdings leider erst in diesem Frühjahr und unglücklicherweise durch die aktuelle dramatische geopolitische Lage."

Wie funktioniert eine Wärmepumpe?

Eine Wärmepumpe ist eine Art Stromheizung, die aber nur einen geringen Anteil ihrer Energie durch Strom bezieht. Der größere Anteil der Energie kommt aus der Umwelt – zum Beispiel aus der Erde oder aus der Luft.

Damit diese Wärmeenergie verstärkt wird, durchläuft ein Kältemittel im Inneren der Pumpe einen Prozess der Verdampfung und Kompression. Für diesen Prozess braucht es Strom.

Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert ein Kühlschrank, nur umgekehrt: Um das Innere zu kühlen, gibt ein Kühlschrank Wärme nach außen ab.

Wie umweltfreundlich ist eine Wärmepumpe?

Wärmepumpen stoßen kein Kohlenstoffdioxid aus – zumindest nicht direkt. Wenn sie mit Ökostrom betrieben werden und gleichzeitig auch das jeweilige Gebäude effizient heizen, ist die Klimabilanz entsprechend gut. Die Effizienz lässt sich unter anderem an der Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe erkennen.

Wie umweltschonend eine Wärmepumpe ist, hängt auch vom eingesetzten Kältemittel ab. Die Stoffe können unter Umständen klimaschädlich sein. "Wer eine Anlage kauft, sollte deshalb nicht nur auf den Preis schauen", empfiehlt McGovern. Eine relativ unschädliches Kältemittel für das Klima sei Propan.

Karsten McGovern

Welche unterschiedlichen Arten von Wärmepumpen gibt es?

Am verbreitesten ist die Luftwärmepumpe. In den meisten Fällen handelt es sich genau genommen um eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die Energie aus der Umgebungsluft auf ein Wassersystem - die Heizungsanlage des Hauses - überträgt.

Für Erdwärmepumpen hingegen muss in der Regel bis zu 100 Meter in die Tiefe gebohrt werden, in manchen Fällen auch tiefer. Von dort zieht sie Umgebungsenergie entweder aus der Erde oder dem Grundwasser. Der Vorteil bei dieser Methode: In der Tiefe sind die Temperaturen auch im Winter wärmer. Deshalb kann eine Erdwärmepumpe in der Regel eine höhere Arbeitszahl erreichen als eine Luftwärmepumpe. Allerdings ist die Installation wegen der Bohrungen aufwändiger.

Wann lohnt sich eine Wärmepumpe?

Bei Neubauten wird inzwischen im größeren Stil auf Wärmepumpen gesetzt. Aber auch bei älteren Gebäuden, die bislang mit Öl- oder Gas geheizt werden, lässt sich auf Wärmepumpen umrüsten. Hier kommt es aber auf die Voraussetzungen an, sagt LEA-Geschäftsführer McGovern.

Wenn das Haus zum Beispiel wegen schlechter Dämmung eine Vorlauftemperatur von 70 bis 80 Grad bei der Heizung benötigt, lohne sich eine Wärmepumpe nicht. "Die Vorlauftemperatur sollte bei 50 bis 55 Grad liegen". Durch Dämmmaßnahmen oder eine Sanierung von Fenstern und Heizkörpern könne dieser Wert erreicht werden, um eine Wärmepumpe effizient einzusetzen.

"Idealerweise hat man eine Fußbodenheizung", sagt Energieberater Bitterfeld von der Verbraucherzentrale. Diese sei mit einer Vorlauftemperatur von 30 bis 35 Grad besonders gut für Wärmepumpen geeignet. Insgesamt müsse man aber sagen, dass man mit einer Wärmepumpe erst mal nicht viel Geld spart. "Da empfehlen wir eher Energiesparen."

Was kostet eine Wärmepumpe?

LEA-Geschäftsführer McGovern rät, bei einer Luftwärmepumpe für ein Einfamilienhaus mit Kosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro zu rechnen. Es sollten jedoch insgesamt Kosten von 30.000 bis 40.000 Euro für Kauf, Installation und je nach Zustand des Gebäudes für die Aufrüstung von Fenstern und Dämmungen eingeplant werden.

Wie viel Strom verbraucht eine Wärmepumpe?

Wie viel Strom eine Wärmepumpe verbraucht, hängt von vielen Faktoren wie dem Typ der Wärmepumpe, der Jahresarbeitszahl der Pumpe und dem zu heizenden Gebäude ab. Gute Nachricht für Besitzer von Wärmepumpen:

Bundeswirtschaftsminister Habeck hat beim Wärmepumpengipfel zuletzt eine Sonderregelung für Besitzer von Wärmepumpen bei der Strompreisbremse angekündigt. Wenn man mit einer Wärmepumpe Gas spare und deshalb mehr Strom verbrauche, dürfe man nicht "bestraft werden für das politisch eigentlich gewollte Verhalten - nämlich weg von fossilen Energien."

Welche Förderung gibt es für Wärmepumpen?

Der Bund fördert die Anschaffung von Wärmepumpen mit bis zu 35 Prozent. Wie hoch die Förderbeiträge sein können, lässt sich auf der Webseite des Bundesverbandes Wärmepumpe in einem Förderrechner ermitteln.

"Wenn man eine Förderung in Anspruch nehmen will, muss man aber auch einen Energieberater einschalten", sagt LEA-Geschäftsführer McGovern. Es lohne sich aber grundsätzlich, eine Fachperson auf die Planungen schauen zu lassen, da die Bedingungen für Wärmepumpen in jedem Haus sehr individuell seien.

Wie lange muss man in Hessen derzeit auf eine Wärmepumpe warten?

Energieberater Georg Bitterberg rechnet aktuell mit Lieferzeiten von 6 bis 18 Monaten bei Wärmepumpen. "Das ist ein großes Hindernis", sagt er. Geschuldet seien die langen Wartezeiten nicht nur der erhöhten Nachfrage, sondern auch den Folgen der Coronapandemie und Lieferschwierigkeiten bestimmter Materialien.

Zusätzlich sei es in Hessen derzeit schwierig, einen Handwerksbetrieb zu finden, der zeitnah verfügbar und gleichzeitig fachlich in der Lage sei, eine Wärmepumpe einzubauen. "Leider wurde in der Ausbildung bislang stark auf traditionelle Heizungen gesetzt", sagt Bitterberg.

Vom Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Hessen heißt es, dass inzwischen viele Betriebe in der Lage seien, Wärmepumpen einzubauen. "Das ist nichts, was man nicht in Weiterbildungen beibringen kann", sagt Landesinnungsmeister Uwe Loth. Und das Interesse an Weiterbildungen zu diesem Thema sei in der Branche derzeit "extrem hoch".

Haustechnik-Unternehmer Theo Baumstark aus Wiesbaden hat es künftig leichter bei seinen Planungen für Wärmepumpen-Anlagen.

Welche Auflagen muss man bei Wärmepumpen in Hessen beachten?

Für die Bohrungen bei Grundwasser- oder Erdwärmepumpen muss ein Antrag bei der zuständigen Genehmigungsbehörde gestellt werden. Hier spielt unter anderem auch der Wasserschutz eine Rolle: In bestimmten Wasserschutzzonen sind diese Arten von Wärmepumpen nicht erlaubt. Für Luftwärmepumpen braucht es hingegen keine Genehmigung.

Aktuell müssen Wärmepumpen noch einen Mindestabstand von drei Metern bis zum Nachbargrundstück einhalten. Mit dem neuen Energiegesetz sollen Wärmepumpen bis zu einer Höhe von zwei Metern und einer Länge von drei Metern auf den grundsätzlich freizuhaltenden Abstandsflächen von Baugrundstücken zulässig werden. Die Änderung wird voraussichtlich 2023 in Kraft treten.

LEA-Geschäftsführer McGovern rät dazu, sich dann dennoch mit Nachbarn und Nachbarinnen abzustimmen und möglichst eine Wärmepumpe mit einer Lautstärke unter 40 Dezibel zu installieren, damit es langfristig keinen Ärger gibt.

Wie weit ist Hessen im Vergleich zu anderen Ländern?

Nach Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft hatten 2019 rund 4,7 Prozent aller rund 1,4 Millionen Wohnhäuser in Hessen eine eingebaute Wärmepumpe. Die Zahl wird nach Einschätzung von LEA-Geschäftsführer Karsten McGovern seitdem geringfügig angestiegen sein.

Laut Erhebungen des Bundesverbandes Wärmepumpe lag Hessen 2019 mit 0,38 installierten Wärmepumpen im Bestand unter 100.000 Einwohnern etwa im Mittelfeld unter den Bundesländern. An der Spitze lag Baden-Württemberg mit 0,74, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 0,65 Installationen.

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 insgesamt sechs Millionen Wärmepumpen zu installieren. Für das Jahr 2022 liege Deutschland nach aktuellem Stand bei 154.000 neu eingebauten Wärmepumpen, teilte Bundeswirtschaftsminister Habeck auf dem Wärmepumpengipfel mit.

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