Audio

Erneuter Warnstreik bei der Post

Eine Frau mit Verdi-Flagge vor einem Post-Plakat.

Wegen eines Warnstreiks bei der Deutschen Post sind am Freitag viele Pakete und Briefe in Hessen nicht zugestellt worden.

Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat es am Freitag erneut Warnstreiks gegeben. Die Gewerkschaft Verdi hatte bundesweit wiederholt zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um den Druck in den Verhandlungen zu erhöhen und das Management zum Einlenken zu bewegen.

In Hessen sollten sich die Angestellten in der Zustellung am Freitag in den Warnstreik begeben. 18.000 Beschäftigte hätten bundesweit an verschiedenen Standorten die Arbeit niedergelegt, sagte eine Verdi-Sprecherin am Freitag. Ein Post-Sprecher sprach von 13.800 Warnstreik-Teilnehmenden.

Die Pakete und Briefe, die bundesweit seit Donnerstag wegen des Arbeitsausstandes nicht weiterbefördert wurden, sollen "in der kommenden Woche" beim Adressaten ankommen, hieß es von der Post.

Mehrere tausend Streikende in Hessen

Konkrete Teilnehmerzahlen wurden für Hessen vorab nicht bekannt, auch aus strategischen Gründen: Man wolle dem Arbeitgeber nicht die Möglichkeit geben, konkrete Rückschlüsse aus den Zahlen zu ziehen, um sich so für die Ausfälle zu wappnen, sagte ein hessischer Verdi-Sprecher. Das habe schon für die dreitägigen Warnstreiks in der vergangenen Woche gegolten. "Die Teilnahme war immens, das hat uns selbst überrascht", so der Sprecher. Er sprach von mehreren tausend Teilnehmern in Hessen pro Streiktag.

An diesem Donnerstag haben nach Verdi-Angaben 6.000 Teilnehmer bundesweit ihre Arbeit niedergelegt, die Post sprach von 3.100. Hessen war davon noch nicht betroffen.

Post reagiert mit Unverständnis

Ein Sprecher der Post reagierte mit Unverständnis auf die erneuten Arbeitsniederlegungen. Man habe doch bereits angekündigt, zu Beginn der dritten Verhandlungsrunde am 8. Februar ein Angebot vorlegen zu wollen. Daher seien die Warnstreiks "unnötig, da sie letztlich nur zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen".

Die Arbeitnehmerseite fordert 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland. Der Post ist das viel zu viel.

Verdi verweist auf Leistungen in Pandemiezeiten

Die Post hat starke Wachstumsjahre hinter sich, was auch an der Corona-Pandemie lag: Die Menschen bestellten viel mehr im Internet als zuvor. Im vergangenen Jahr sanken die Paketmengen zwar etwas, da sich die Pandemiefolgen abschwächten und die Menschen wieder mehr vor Ort einkaufen gingen. Auch die konjunkturelle Eintrübung machte sich bemerkbar.

Dafür zog aber das zuvor schwächelnde Briefgeschäft wegen steigender Werbesendungen an. Die Perspektiven des Logistikers sind in Zeiten des boomenden Online-Handels weiter positiv. Allerdings machen höhere Kosten etwa für Energie dem Unternehmen zu schaffen. Die Deutsche Post betont, dass sie finanziellen Spielraum für Investitionen brauche - Investitionen, die die derzeitigen Jobs langfristig absicherten.

Stiegen die Personalkosten zu stark, könnte das Investitionen ausbremsen und so die Zukunft eintrüben. Verdi hingegen verweist auf die Leistungen der Belegschaft in Pandemiezeiten und auf die hohe Inflation, die eine kräftige Entgeltsteigerung erforderlich mache.

Verlängerung der Warnstreiks möglich

"Die Streiks sind ein klares Zeichen unserer Mitglieder in Richtung Arbeitgeber", sagte die Vize-Bundesvorsitzende von Verdi, Andrea Kocsis. Die Arbeitgeber hätten in der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie nicht bereit und auch nicht in der Lage seien, die Reallohnverluste der Beschäftigten auszugleichen, sagte die Gewerkschafterin.

"Das ist eine Provokation, auf die die Beschäftigten mit ihren Streiks eine unmissverständliche Antwort geben." Der Konzern erwarte für 2022 einen Rekordgewinn. "Diesen Erfolg verdankt das Unternehmen der Arbeit der Beschäftigten", so Kocsis. Auch vor diesem Hintergrund seien die Tarifforderungen "notwendig, gerecht und machbar".

Die Warnstreiks waren zunächst nur für einen Tag geplant, also in Hessen bis in die Nacht zum Samstag. Eine Verlängerung schloss die Gewerkschaft aber nicht aus.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen