Ringbahn rund um Frankfurt Bau der Regionaltangente West kann im April endlich beginnen
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Baustart für Regionaltangente West möglich

Bald sollen die ersten Bauarbeiten für die Regionaltangente West beginnen - nach Jahrzehnten der Diskussion und Jahren der Planung. Dabei will die Ringbahn rund um Frankfurt viele bestehende Gleise und Bahnhöfe zwischen Bad Homburg, Flughafen und Dreieich nutzen.
Die Signale stehen auf Grün: Nach jahrelanger Planung können die Arbeiten an einem der wichtigsten Bahnprojekte im Rhein-Main-Gebiet im Frühjahr starten. Die Direktverbindung von Bad Homburg über Frankfurt-Höchst und Flughafen nach Neu-Isenburg und Dreieich (Kreis Offenbach) soll westlich an der Frankfurter Innenstadt vorbeiführen und dort die überlasteten Knotenpunkte Hauptbahnhof und S-Bahn-Tunnel entlasten. Die gesamte Regionaltangente West soll bis 2028 fertiggestellt sein.
Für einen ersten Abschnitt der Trasse liegt seit Freitag mit dem Planfeststellungsbeschluss die Baugenehmigung vor, wie das Verkehrsministerium in Wiesbaden mitteilte. Die ersten Arbeiten sollen im April losgehen.
Al-Wazir: "Extrem wichtiger Baustein"
"Das ist die Keimzelle eines Schienenrings rund um ganz Frankfurt", sagte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Die geplante Ringbahn sei "für den öffentlichen Nahverkehr in der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main ein extrem wichtiger und dringend benötigter Baustein".

Im Rhein-Main-Gebiet fehlt bislang anders als etwa in Berlin ein Schienenring rund um den Ballungsraum. So müssen beispielsweise Pendler nördlich und nordwestlich von Frankfurt zum Hauptbahnhof fahren und dort umsteigen, wenn sie per Bahn zum Flughafen wollen.
Über die Regionaltangente West wird seit über 30 Jahren diskutiert. Zuletzt gab die Stadt Eschborn (Main-Taunus) ihren Widerstand dagegen auf - nach einem Schlichtungsgespräch im Wirtschaftsministerium.
Vor Corona noch mit 100.000 Fahrgästen täglich kalkuliert
Das Projekt mit geschätzten Gesamtkosten von 1,1 Milliarden Euro umfasst eine Streckenlänge von etwa 50 Kilometern in vier Planungsabschnitten. 26 Haltepunkte sind vorgesehen, knapp die Hälfte ist schon an bestehenden Strecken vorhanden. Nach der kompletten Fertigstellung sind zwei Nahverkehrslinien mit jeweils einem 30-Minuten-Takt vorgesehen, die Züge sollen auf einem gemeinsamen Abschnitt alle 15 Minuten unterwegs sein.
Vor Beginn der Corona-Pandemie rechneten die Planer mit knapp 100.000 Fahrgästen täglich auf den Linien der Regionaltangente West. Infolge von Lockdowns und vielen Arbeitnehmern im Homeoffice sind die Fahrgastzahlen im regionalen Bahnverkehr stark zurückgegangen.
Erster Bauabschnitt zwischen Kelsterbach und Dreieich-Buchschlag
Der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), Knut Ringat, sagte, dass die Kapazitäten sowohl des zentralen S-Bahntunnels unter der Frankfurter Innenstadt als auch des Hauptbahnhofs ausgereizt seien. "Die Regionaltangente West sorgt nicht nur hier für eine Entlastung bestehender Linien, sondern bringt auch neue Direktverbindungen unter anderem zum Flughafen."
Der erste Bauabschnitt betrifft die Trasse zwischen Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau) über den Regionalbahnhof am Frankfurter Flughafen und den Bahnhof Frankfurt-Stadion bis nach Neu-Isenburg und Dreieich-Buchschlag. Die Kosten dafür werden auf 185 Millionen Euro geschätzt. Für April sind erste Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik geplant. Im September soll der Bau eines Kreuzungsbauwerks für Züge in Neu-Isenburg sowie einer Brücke am Bahnhof Frankfurt-Stadion beginnen.
"Frankfurt wird von dem Projekt profitieren"
Der Dezernent für Mobilität der Stadt Frankfurt und Aufsichtsratsvorsitzende der RTW Planungsgesellschaft, Stefan Majer (Grüne), sagte, die Regionaltangente werde den Verkehr in und durch die Innenstadt spürbar entlasten. "Frankfurt wird maßgeblich von diesem Projekt profitieren, genauso wie die Menschen in der Region."
Der Projektgesellschaft gehören neben dem Land und dem RMV die Städte und Kreise an, durch deren Gebiete die Trasse verläuft. Die Deutsche Bahn AG ist an der Projektgesellschaft nicht beteiligt. Das Geld für das Projekt kommt zum Löwenanteil von Bund und Land, die EU bezuschusst die Planungskosten.