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hr-Reporterin: "Nur zwei Drittel der Fahrgäste unterwegs"

Verkehrsschilder Stau und Bauarbeiten vor diffusem Stadtlicht

Wie viel Zeit verbrachten Pendler im zweiten Pandemie-Jahr im Stau? Der Stauindex des Navigationsgeräte-Herstellers TomTom erzählt drei hessische Geschichten: von der Trendstadt Kassel, einer Mobilitätswende in Frankfurt - und der globalen Dimension des Wiesbadener Stau-Problems.

Zu den Auswertungen für

Kassel voll im Trend

Kassel: TomTom-Livekarte der Staus vom 8.2.2022

In Nordhessens größter Stadt zeigen sich Muster, die viele Metropolen erleben: Es gibt Zeiten, zu denen man sich nicht durch die Stadt quälen müssen sollte - die schlimmste Stunde der Woche ist in Kassel die Rushhour am Dienstagnachmittag.

Die Zeiten, in denen die Hölle am Freitag um vier angekündigt war, sind auch in Kassel lange vorbei. Vieles hat sich auf den Donnerstag verlagert - für Arndt Heyer, den Leiter der hr-Verkehrsredaktion, ein bekanntes Bild: "Der Donnerstag ist gewissermaßen der neue Freitag."

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Es gibt auch Tage, an denen die Stadt dicht ist: 2021 waren das beispielsweise die drei letzten Tage vor Weihnachten. Insgesamt 13 Tage mit hohem Verkehrsaufkommen zählten die TomTom-Datenauswerter. Und nach dem spürbar verkehrsärmeren ersten Pandemie-Jahr 2020 haben zumindest die Staus schon wieder normale Dimensionen erreicht.

Vor der Pandemie lag der Stauindex für Kassel bei 28 Prozent - die Zeit, um die sich Fahrten im Schnitt durch Staus verlängerten. 2020 ging der Verkehr deutlich zurück; das Stauniveau sank auf 24 Prozent, um 2021 wieder auf 26 Prozent zu steigen. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte zeigte der Stauindex einen Wert wie vor der Pandemie.

Hinter diesem Durchschnittswert versteckt sich allerdings deutlich mehr Zeit, die Pendlerinnen und Pendler an den Stau verlieren: Wer in der Rushhour morgens unterwegs ist, stand 2021 für jede halbe Stunde Fahrzeit 10 Minuten zusätzlich im Stau, nachmittags dann noch einmal 14 Minuten zusätzlich.

Das summiert sich: insgesamt im Schnitt auf 3 Tage und 21 Stunden verlorene Lebenszeit. Immerhin: Das sind noch 22 Stunden weniger als im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

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Wie der TomTom-Stauindex funktioniert

Die TomTom-Navigationsgeräte senden anonymisierte Daten an den Hersteller - wie übrigens auch Apple und Google Bewegungsdaten über die iOS- und Android-Mobiltelefone erheben. Daraus kann die Firma nicht nur herausfinden, wo der Verkehr gerade steht - auch für unsere Verkehrsmeldungen nutzen wir TomTom-Daten - sondern auch einen Index erheben, der anzeigt, wann es sich wo wie schlimm staut.

Die Grundidee: Wie schnell man im Idealfall durchkommen könnte, wird nachts gemessen. Dann analysieren die Rechner, um wieviel länger die Pendlerinnen und Pendler tags auf der gleichen Strecke brauchen. Aus diesem Vergleich entsteht der Stau-Index für 404 Städte weltweit, 27 davon in Deutschland.

Stauindex-Auswertungen für Hessen:

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Ein Hauch von Mobilitätswende in Frankfurt

Frankfurt: TomTom-Livekarte der Staus vom 8.2.2022

Immer mehr Autos, immer mächtigere Staus: Das System Straße gerät in den großen Städten an seine Grenzen. Die TomTom-Experten schätzen, dass man etwa 10 Prozent der Staus durch eine bessere Verkehrsführung wegoptimieren könnte, wenn Staus immer umfahren würden. Und auch, wenn das genau die Dienstleistung ist, die TomTom anbietet, ist sich TomTom-Datenanalyst Oliver Kannenberg sicher: Die Zukunft der Mobilität liegt anderswo.

Kannenberg verweist darauf, dass Pendler-Fahrten durch Frankfurt im Schnitt etwas länger als 5 Kilometer sind und ohne Stau um die 10 Minuten dauern. Das seien Wegstrecken, die man gut auf andere Verkehrsmittel verlagern könne: "Bei 5 Kilometer wird ein Pedelec doch nicht einmal warm", sagt Kannenberg - und Fahrten von Frankfurt nach Frankfurt machten 2021 50,1 Prozent aller Pendler-Fahrten aus. Erhebliches Potenzial für eine Verkehrswende also.

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Genau diese Mobilitätswende scheint sich in Frankfurt nicht nur anzudeuten, sondern 2021 auch verfestigt zu haben: Nach dem lähmenden Pandemie-Jahr ist der Autoverkehr auf deutlich niedrigerem Niveau geblieben. "Das ist jetzt ein super Moment, um zu sehen, ob die Mobilitätswende geklappt hat", sagt Kannenberg.

In Frankfurt, das sich ja durch einen hohen Anteil von Dienstleistungsberufen auszeichnet, war 2021 die Entlastung durch das Homeoffice weiter deutlich in den Verkehrsdaten sichtbar.

Auch in einem anderen Punkt stellt sich Frankfurt übrigens gegen den allgemeinen Trend: Hier ist die schlimmste Stunde der Woche nicht am Nachmittag, sondern morgens: Der Dienstag zwischen 8 und 9 Uhr sorgt im Schnitt für die längsten Zeiten im Stau. Und Frankfurt ist bemerkenswert, weil es eine im Vergleich extrem hohe Quote von Einpendlern ausweist. 47 Prozent des Autoverkehrs kommt aus dem Umland nach Frankfurt zur Arbeit.

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Wiesbadens Brücken-Problem hat internationale Dimensionen

WiesbadenTomTom-Livekarte der Staus vom 8.2.2022

Um zu wissen, dass 2021 für Pendlerinnen und Pendler in Wiesbaden kein glückliches Jahr war, braucht es keine Datenauswertung. Die marode und deshalb gesperrte Salzbachtalbrücke machte spätestens ab dem 18. Juni den Weg zur Arbeit für viele zur Hölle.

Auf der betroffenen A66 waren bis zur Sperrung zuletzt bis zu 90.000 Autos jeden Tag auf der Brücke unterwegs. TomTom-Analyst Kannenberg konnte in den Daten sehen, wie sie danach andere Wege um und durch die Stadt nehmen mussten. "Da herrschte nur noch Chaos", sagt er.

Die Daten zeigen, wie stark die Sperrung der Brücke die Stadtstraßen und die Pendlernerven belastete: Bis zum Tag, an dem die Salzbachtalbrücke gesperrt wurde, lag der Stauindex für Wiesbaden bei moderaten 22,7 Prozent - danach sprang er auf 35,3 Prozent. Anders gesagt: Von jeder Stunde Fahrtzeit nach oder durch Wiesbaden standen die Autofahrerinnen und Autofahrer im Schnitt eine runde Viertelstunde im Stau.

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Damit ist Wiesbaden in Deutschland die Stadt mit dem zweithöchsten Stau-Index nach Hamburg - und auch im internationalen Vergleich auf einen der Plätze im unrühmlichen oberen Fünftel des Städte-Rankings gerutscht, vor Megastädten wie Prag oder Wien.

Unter den 213 kleineren Metropolen im Stau-Ranking, mit weniger als 800.000 Einwohnern, liegt Wiesbaden im Jahr 2021 weltweit auf Platz 13 - noch vor dem türkischen Antalya.

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