Bildkombination: links Ein Einsatzwagen der Autobahn GmbH parkt vor dem Eingang des Tunnels Hirschhagen auf der Autobahn A44. Rechts daneben eine Karte, auf welcher der Tunnel lokalisiert ist.

Startschuss für den längsten Autobahntunnel in Hessen: Am späten Nachmittag ist der Hirschhagen-Tunnel auf der A44 bei Helsa für den Verkehr freigegeben worden. Ein jahrelanges Bauprojekt, das nicht unumstritten war.

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Hirschhagen-Tunnel freigegeben

hessenschau  vom 07.10.2022
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Am Freitag ist in Nordhessen der zweitlängste Autobahntunnel Deutschlands für den Verkehr freigegeben worden – auf der A44 zwischen Helsa (Kassel) und Hessisch Lichtenau (Werra-Meißner). Er trägt den offiziellen Namen "Hirschhagen-Tunnel".

Am späten Nachmittag rollten die ersten Autos durch den Tunnel und damit über die Strecke zwischen Kassel und Eisenach. Er ist mit 4,2 Kilometern der längste Autobahntunnel Hessens. Der Spatenstich erfolgte 2010, seit 2013 wird gebaut. Eigentlich sollte der Tunnel 2018 fertiggestellt und seit 2019 befahrbar sein.

Übersichtskarte der Lage des Tunnel Hirschhagen mit Umgebung

"Die Coronakrise mit Materialengpässen und Lieferschwierigkeiten hat eben auch vor dem Tunnel nicht halt gemacht", sagte Bernhard Klöpfel von der Autobahn GmbH vergangenen Winter der HNA.

Als "Bauwerk der Superlative für Nordhessen" hatte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, den Tunnel einst bezeichnet. Dieses Bauwerk ist Teil des Neubaus der A44 zwischen Kassel und Herleshausen (Werra-Meißner) und verbindet als Bestandteil des transeuropäischen Wegenetzes die Benelux-Staaten im Westen mit Polen und den östlich davon liegenden Staaten.

"Wichtige Verbindungsfunktion in West-Ost-Richtung"

"Auch innerhalb Deutschlands wird die aus dem Ruhrgebiet kommende und heute am Kasseler Kreuz endende Bundesautobahn 44 eine wichtige Verbindungsfunktion in West-Ost-Richtung wahrnehmen", teilt die zuständige Autobahn GmbH mit. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen den Angaben zufolge rund 346 Millionen Euro. 2013, als mit dem Bau des Tunnels begonnen wurde, waren die voraussichtlichen Kosten mit 247 Millionen Euro angegeben worden.

Der damalige Wirtschafts- und Verkehrsminister Dieter Posch (4.v.l. - FDP) und Jan Mücke (5.v.l. - FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, schaufeln Erde in Richtung der Fotografen.

Die durch ihn verbesserte Fernerschließung sei die Voraussetzung für strukturfördernde Effekte, sagte ein Sprecher der Autobahn GmbH. Vor allem der Raum Kassel solle davon profitieren. Hinzu kämen Entlastungseffekte auf den Bundesstraßen der Region - und nicht zuletzt habe die Untertunnelung von etwa 70 Prozent der Autobahntrasse "wesentlich dazu beigetragen, Eingriffe in die Losseaue sowie in das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet 'Lossetal bei Fürstenhagen' zu vermeiden".

Tal-Verschandelung oder gewaltige Entlastung?

Ein Tunnel, der gut für die Umwelt ist? Am superlativen Bauwerk hatte es auch Kritik gegeben. Die nach eigenen Angaben damals 600 Mitglieder starke Bürgerinitiative Pro A44 in Kaufungen teilte seinerzeit mit: "Es ist eine Schande, dass der größte Tunnel des Landes in Tallage gebaut wurde." Wolfram Glaß, Vorstand von Pro A44, sprach von einer "Verschandelung des Tals".

Heute überwiegt vor Ort die Freude über den Tunnel. "Damit geht in Erfüllung, was wir uns eigentlich schon seit der Wende wünschen", sagt Reinhard Kanstein, Ortsvorsteher des Hessisch Lichtenauer Stadtteils Fürstenhagen, den die neue Strecke entlasten soll. "Das wird eine gewaltige Entlastung", sagt Kanstein, "dann fließt wesentlich weniger Verkehr durch den Ort." Dirk Sattmann, der im Ortsbeirat von Fürstenhagen sitzt, pflichtet Kanstein bei: "Alle im Ort werden Vorteile davon haben."

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