Auf einer Tafel vor einem Restaurant in Schwerin wird nach Mitarbeitern für den Service- und Küchenbereich gesucht. (dpa)

"Dagegen war die Corona-Krise ein Spaziergang." Das sagt das hessische Gastgewerbe mit Blick auf die Energiekrise. Doch diese ist nicht das einzige Problem, vor dem sich das Gewerbe im Herbst und Winter sieht.

Das hessische Gastgewerbe sieht sich im Herbst und Winter mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Die größte sei die Energiekrise, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Hessen, Julius Wagner, in Wiesbaden der Nachrichtenagentur dpa.

Strom bis zu zehn Mal so teuer

Die steigenden Kosten für Strom und Gas hätten dramatischen Folgen für die Branche. Die Energiekrise sei die "totale Katastrophe" und könnte existenzbedrohend sein. "Dagegen war die Corona-Krise ein Spaziergang."

Rund jeder sechste Betrieb habe bereits neue Abschlagsrechnungen beim Strom bekommen - und sehe sich mit einer Vervierfachung bis hin zu einer Verzehnfachung konfrontiert. Beim Gas sei es nicht besser. Er kenne Betriebe, bei denen die monatlichen Stromkosten von bislang rund 500 Euro auf 3.000 Euro nach oben geschnellt seien, berichtete Wagner.

Burggaststätten besonders betroffen

Besonders betroffen sind dabei Burggaststätten. "Die Kosten sind immens", sagte etwa Ralph Eberhardt von der Burg Frankenstein in Mühltal (Darmstadt-Dieburg). Der Restaurantbetrieb in der Burg benötige im Jahr 29.000 Liter Öl zum Heizen.

In den alten Gemäuern sei es schwierig, effizient mit Öl und Strom umzugehen. Das Restaurant wolle er jedoch den Winter über wie geplant weiterführen.

Personalmangel parallel zu anderen Krisen

Zu steigenden Kosten führt auch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober. Seitdem beträgt er in Deutschland 12 Euro, zuvor lag er bei 10,45 Euro. Davon profitieren nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung fast 450.000 Beschäftigte. Wegen des großen Personalmangels zahlen viele Betriebe dabei schon seit Anfang des Jahres 12 Euro.

Der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und dem Sozialverband VdK geht die Erhöhung allerdings nicht weit genug. Beide Organisationen fordern weitere Entlastungen und eine weitere Anhebung des Mindestlohns, um die Inflation abzufedern.

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12 Euro Mindestlohn: Wie kommt das an?

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Corona-Pandemie als "Damoklesschwert"

Eine zusätzliche Herausforderung für die Gastro-Branche ist die Corona-Pandemie. Diese laste vor allem beim Blick auf Herbst und Winter "wie ein Damoklesschwert über den Betrieben", sagte Julius Wagner weiter. Es sei beispielsweise völlig offen, nach welchen Parametern in Hessen eine neue Maskenpflicht in den Betrieben drohen könnte.

Dies wäre mit einer Ausnahme für Frisch-Geimpfte verknüpft - "aber für eine solche Kontrolle haben wir viel zu wenig Personal". Der Personalmangel begleite die Branche "als höchste Herausforderung parallel" zu den anderen Krisen.

Inflation noch wenig Auswirkungen

Die hohe Inflation mache sich derzeit bei Gaststättenbesuchen von Privatleuten noch wenig bemerkbar - "etwa in den bürgerlichen Gasthöfen auf dem Land ist viel los", sagte Wagner.

Dagegen spürten vor allem die Hotels in den Städten eine Zurückhaltung der Unternehmen bei Firmen-Veranstaltungen und Dienstreisen. "Die treten auf die Bremse", sagte Wagner. "Mal mit dem Verweis auf Corona, oder auch als Sparmaßnahme wegen der hohen Energiekosten."

"Tempo und Handeln" gefordert

All die Mehrausgaben könnten nicht über steigende Preise für die Kunden ausgeglichen werden, weiß Wagner, denn da sei "nicht mehr viel Luft nach oben". Der Dehoga fordere von der Politik "Tempo und konkretes Handeln", was die geplanten Zuschüsse zu den Energiekosten für Betriebe angehe.

Wagners Kritik: "Es gibt im Moment nichts Verlässliches".

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