Ein Wasserstoffzug steht auf Gleisen

Auf vier Regionalbahn-Linien im Taunus fahren künftig Züge mit einem Antrieb aus Brennstoffzellen. Das soll den Bahnverkehr nachhaltiger machen - laut RMV das weltweit größte Projekt dieser Art.

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Wasserstoffzug-Projekt startet im Dezember

hessenschau vom 14.11.2022
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Ab dem 11. Dezember soll es soweit sein - dann fährt "die weltweit größte Flotte an lokal emissionsfreien Wasserstoffzügen durch Hessen", teilte Knut Ringat mit, der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV). Entsprechend dieses Superlatives hatten sich für die Präsentation des ersten Fahrzeuges in der DB-Werkstatt Frankfurt-Griesheim prominente Namen angekündigt.

Unter anderem war Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) aus Berlin gekommen. Er nannte die neuen Züge einen "echten Gamechanger". Das neue Teilnetz Taunus, wird aus folgenden Linien besteht:

  • RB11 (Bad Soden – Sulzbach – Frankfurt-Höchst – Kelkheim)
  • RB12 (Königstein – Kelkheim – Frankfurt-Höchst – Frankfurt (Main) Hbf)
  • RB15 (Brandoberndorf – Usingen – Friedrichsdorf – Bad Homburg – Frankfurt (Main) Hbf)
  • RB16 (Friedberg – Friedrichsdorf – Bad Homburg)

Klimafreundliche Alternative zu elektrischen Oberleitungen

Die eingesetzten Triebwagen lösen in Hessen alte Diesel-Fahrzeuge ab. In Brennstoffzellen auf dem Zugdach reagiert Wasserstoff sauber mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft. Es entstehen Wärme, Strom für die Motoren und als Abfallprodukt Wasserdampf. Die Bahnen geben lokal aber kein CO2 ab.

Der notwendige Wasserstoff kommt aus den Anlagen des Industrieparks, wo "grauer" Wasserstoff als Abfallprodukt der Chemieprozesse in großen Mengen anfällt. Mit Unterstützung des Landes Hessen wird dort zusätzlich eine Elektrolyse-Anlage errichtet, die mit eingekauftem Öko-Strom Wasser in Sauerstoff und "grünen" Wasserstoff spalten wird.

Staatssekretär Deutschendorf bezeichnete die neue Technik als Meilenstein der nachhaltigen Mobilität: Sie stelle eine klimafreundliche Alternative dar für Strecken, auf denen eine Elektrifizierung über Oberleitungen nicht sinnvoll sei.

30 Prozent mehr Kapazität als aktuelle Züge

"Unser Ziel ist es, den Umweltvorteil von Bus und Bahn auszubauen und lokal emissionsfreie Mobilität anzubieten", sagte Ringnat vor der offiziellen Präsentation. Fahrgäste würden ebenfalls von der innovativen Fahrzeuggeneration profitieren: "Die Wasserstoffzüge bieten mehr Sitzplätze als die bisher eingesetzten Züge, sind leiser und bieten gratis WLAN."

Ab Dezember sollen die 27 Züge auf den vier Regionalbahn-Linien im Taunus nach und nach in Betrieb gehen. Die Brennstoffzellenzüge vom Typ iLint des Herstellers Alstom bieten jeweils 160 Sitzplätze je Fahrzeug und damit rund 30 Prozent mehr als die heute teilweise eingesetzten Fahrzeuge. In der Hauptverkehrszeit sollen die Züge "gedoppelt" werden, also 320 Sitzplätze bieten.

Der Betreiber ist dann nicht mehr die Hessische Landesbahn (HLB), sondern "start", eine Tochter der Deutschen Bahn. "start" wolle das bislang von der HLB eingesetzte Zugpersonal "unter Wahrung der bisherigen Beschäftigungsstandards" und auf Grundlage des Hessischen Vergabe- und Tariftreuegesetzes übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Um den Betrieb im Taunusnetz bis zur vollständigen Auslieferung der Wasserstoffzüge sicherzustellen, soll die HLB übergangsweise die Linien RB11 und RB16 bis Ende April weiterbetreiben.

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