Ein RMV-Fahrkartenautomat an einem Gleis

Die Vorbereitungen auf das 9-Euro-Monatsticket für den Nah- und Regionalverkehr laufen auf Hochtouren. Das Ticket soll es im Juni, Juli und August geben. Bei den Verkehrsverbünden ist der Aufwand groß.

Im Mai soll das Ticket erhältlich sein, erklärte der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Von Juni bis Ende August sollen Fahrgäste dann bundesweit für neun Euro pro Monat regionsübergreifend den Nah- und Regionalverkehr nutzen können.

Ob es zumindest im digitalen Verkauf einen einheitlichen Verkaufsstart gibt, werde aktuell abgestimmt. Der RMV wolle das Ticket über möglichst viele Vertriebswege anbieten, auch an den Fahrkartenautomaten. Deren Programmierung sei in der gegebenen Zeit allerdings herausfordernd. Die Frankfurter Verkehrsgesellschaft VGF hatte am Freitag mitgeteilt, dass der Vorverkauf voraussichtlich am 20. Mai startet.

Zeitkarteninhaber sollen auch profitieren

Der RMV-Sprecher sagte weiter: "Im Sinne eines deutschlandweiten Angebots halten wir möglichst einheitliche Regeln und Abläufe bei Kauf und Nutzung für sehr wichtig." Zusammen mit anderen Verkehrsunternehmen und -verbünden und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) seien in den vergangenen Tagen wesentliche Eckpunkte festgelegt worden.

Hierzu gehöre, dass alle Zeitkarteninhaberinnern und -inhaber von der Aktion profitierten, dass das Ticket deutschlandweit gelte und jeweils bis zum Ende des Monats, erklärte der RMV. Wer also am 8. Juni ein 9-Euro-Ticket kauft, könne dieses bis zum 30. Juni nutzen.

Branche von Bundesregierung überrascht

Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) verwies auf Anfrage auf noch offene Fragen, auch der nötige Gesetzgebungsprozess stehe noch aus. Sobald dies geklärt sei, werde man über das weitere Vorgehen informieren, sagte eine Sprecherin. Der Aufwand für die Umsetzung des Tickets sei für die Verbünde sehr hoch: "Zum einen muss das 9-Euro-Ticket kurzfristig in die Vertriebskanäle eingepflegt werden, zum anderen verursacht das 9-Euro-Ticket Abrechnungskorrekturen bei den (Abo-)Bestandskunden."

Die Verkehrsbranche war von den Plänen der Regierungskoalition in Berlin zu dem Ticket überrascht worden. Diese hatte als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die dadurch gestiegenen Energiekosten beschlossen, Bürger steuerlich zu entlasten und für 90 Tage das Ticket für 9 Euro pro Monat für den Öffentlichen Personennahverkehr einzuführen.

Automatische Benachrichtigung für Abonnenten

Der RMV erklärte, weil mit mehr Fahrgästen gerechnet wird, kann es auf einigen Strecken zu Engpässen kommen. Mehr Fahrzeuge einzusetzen, sei wegen des geringen zeitlichen Vorlaufs nur extrem eingeschränkt möglich: "Insbesondere Fahrgäste mit Fahrrad am Wochenende in touristisch beliebten Regionen werden wir bitten, möglichst frühe Fahrten zu nutzen beziehungsweise später als üblich aufzubrechen oder den Heimweg anzutreten." Im Sommer fänden auch zahlreiche Bauarbeiten statt.

Das 9-Euro-Ticket soll nach Angaben des Verkehrsverbands VDV nicht im Fernverkehr wie ICE, IC oder EC gelten und nur jeweils für eine Person. Abonnentinnen und Abonnenten sollen automatisch benachrichtigt werden, wie das Ticket mit ihren Zahlungen verrechnet wird.

Al-Wazir fordert mehr Geld vom Bund

Neben den Schwierigkeiten der Verkehrsbetriebe gibt es aktuell auch Kritik der Länder an den Plänen des Bundes: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) forderte am Montag mehr finanzielle Unterstützung vom Bund.

Es müssten nicht nur die Kosten für das auf drei Monate befristete 9-Euro-Ticket für den Nah- und Regionalverkehr übernommen werden, erklärte der Grünen-Politiker am Montag in Wiesbaden. Die Länder erwarteten vom Bundesverkehrsminister auch die Erhöhung der Gelder, die der Bund jährlich für die Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehrs an die Länder zahlt, auf die sich die Ampel-Koalition im Koalitionsvertrag verständigt habe.

Dafür reichten die angekündigten 2,5 Milliarden Euro zur Finanzierung des 9-Euro-Tickets nicht aus, mahnte Al-Wazir. "Sonst besteht die Gefahr, dass das größte Experiment im ÖPNV am Ende mit Frust bei den Bus- und Bahnreisenden und einem massiven Dämpfer für die Verkehrswende endet." Es bräuchte nicht nur ein günstiges Ticket, sondern eine Antwort für die kommenden Jahre mit Investitionen in Züge, Bahnhöfe und den Ausbau der Schiene.