Leon Allendorf bei der Prüfung zum Deutschen Maurermeister

Dem Handwerk fehlen Fachkräfte, Nachwuchs wird dringend gesucht. Ein Fliesenleger, ein Maurer und eine Schornsteinfeger-Auszubildende berichten, warum ihnen ihre Arbeit Spaß macht - und sie ihren Job auch anderen empfehlen können.

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Handwerk blickt skeptisch auf 2023

hs
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Das Handwerk in Hessen blickt pessimistisch auf das Jahr 2023. Die Aussichten sind trübe, wie der Hessische Handwerkskammertag (HHT) jüngst in einem Konjunkturbericht darlegte. Die Folgen des Ukraine-Kriegs mit Inflation, Lieferproblemen und die Kauf-Zurückhaltung der Kundschaft bereiten Sorgen.

Und besonders der Fachkräftemangel lastet auf der Branche.

Optimistisch sind dagegen die Zukunftsaussichten von jungen Handwerkerinnen und Handwerkern, die in verschiedenen Branchen und Gewerken ihre Traumjobs bereits gefunden haben.

Hier erzählen drei von ihnen, was sie an ihrer Arbeit lieben. Zugleich ermuntern sie Berufseinsteigerinnen und -einsteiger zu Jobs im Handwerk:

Fliesenleger Johannes Münkel: "Jeder Tag, jede Baustelle ist anders"

Bildkombination: links,Fliesenleger bei der Arbeit; rechts Screenshot des Instagram Account fliesenleger johannes

Johannes Münkel ist Fliesenleger-Meister und hat mit seinen 32 Jahren bereits die Führung des Familienbetriebs in Hünfeld (Fulda) mit zwölf Mitarbeitenden übernommen. Es ist für ihn nicht nur ein Job. "Es ist eine Leidenschaft", sagt Münkel.

Er betreibt einen Instagram-Account und präsentiert dort sich und seine Erlebnisse bei der Arbeit. Mehr als 111.000 Menschen folgen ihm in dem Social-Media-Kanal.

Münkel reizt am Handwerk, ständig neue Projekte zu haben. "Jeder Tag, jede Baustelle ist anders - es ist sehr vielfältig." Nicht selten erledigt er auch gleich die Elektronik-Arbeiten. Fußbodenheizung hier, Beleuchtung dort. "Und abends sieht man, was man geschafft hat. Da kann man stolz sein und sieht, wie aus einer Baustelle ein bewohnbarer Ort wird."

Münkel ist überzeugt, einen Job mit Zukunft zu haben. "In der Auto-Industrie können Lackierer von einem Roboter ersetzt werden. Aber ein Roboter wird dir nie ein Badezimmer ausbauen." Kreativ sein zu können, macht ihm Spaß. "Man muss mit Köpfchen arbeiten und seine Ideen dem Raum anpassen."

Karriere-Möglichkeiten gibt es nach der Ausbildung auch, wie Münkel weiß. "Man kann die Meister-Prüfung machen. Oder auch Ausbilder, Berufsschullehrer und auch Gutachter werden."

Maurer Leon Allendorf: "Man kommt herum und bleibt in Form"

Maurer Leon Allendorf beim Errichten einer Mauer

Leon Allendorf ist Maurer - aber nicht irgendeiner. Bei den Meisterschaften des Zentralverbands der deutschen Baugewerbes (ZDB) wurde er in Berlin vor kurzem als bester Maurer ausgezeichnet. Der 21-Jährige aus Schlitz (Fulda) liebt seinen Job: "Man kommt viel herum und ist körperlich aktiv. Da könnte man sich das Fitness-Studio sparen und bleibt in Form."

Aber wichtiger ist Allendorf: "Meine Fähigkeiten kann ich auch im Alltag verwenden. Wenn man ein Haus baut, kann man viel selbst machen und Geld sparen." Er macht sich um seine Job-Sicherheit keine Sorgen. "Gebaut wird immer - ohne Handwerker geht nichts. Maschinen und Roboter können unsere Arbeit nicht ersetzen."

Seit rund einem Jahr ist er mit der Ausbildung fertig und ist Geselle. Er habe die Option, seinen Meister oder Techniker zu machen, sagt Allendorf. "Und mit einem Fach-Abitur kann man auch ein duales Studium anfangen und sich in Richtung Bauingenieur entwickeln."

Azubi Hannah Beck: "Die Menschen mögen Schornsteinfeger"

Schornsteinfeger-Azubine Hannah Beck steht auf einem Hausdach

Hannah Beck macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin in einem Betrieb in Reinheim (Darmstadt-Dieburg). "Ich möchte nicht den ganzen Tag im Büro vor dem Computer sitzen und mag körperliche Arbeit an der frischen Luft."

Auch sogenannte Fegetouren. "Damit ist auch etwas Kletterei verbunden. Mit der Höhe auf dem Dach habe ich auch keine Probleme", sagt die 21-Jährige, die als Hobby gern im Heißluftballon durch die Lüfte fährt.

Schornsteinfeger zu werden, "haben viele junge Menschen nicht auf dem Schirm", beobachtet Beck. "Ich bin darauf gekommen, weil mal einer vor meiner Tür stand. Dann habe ich ein Praktikum gemacht und Spaß daran gefunden."

Weil auch Schornsteinfeger-Nachwuchs dringend gesucht werde, gebe es gute Job-Chancen, sagt Beck. Ihr Ziel sei die Meisterprüfung und die Selbstständigkeit. Sie geht von guten Zukunftsperspektiven aus. "Gerade jetzt zeigt sich, dass wieder viele Verbraucher auf Holzöfen umsteigen - wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der Probleme mit Gas und Öl. Deswegen wird der Beruf noch lange erhalten bleiben."

Beck beobachtet auch, dass Beschäftigten im Schornsteinfeger-Handwerker immer große Sympathien entgegengebracht würden. "Wo man auch hinkommt, wird man mit einem Lächeln begrüßt. Die Menschen mögen Schornsteinfeger und wollen gern am goldenen Knopf an der Jacken drehen, weil's Glück bringen soll."

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Ausmaß des Fachkräftemangels

In Hessen fehlen mehr als 15.000 Fachkräfte. Grund dafür ist nach Angaben des Hessischen Handwerkskammertags (HHT) die hohe Neigung der Schulabgänger zum Studieren. Um mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, fordert der HHT mehr Angebote an Schulen und ein Freiwilliges Jahr im Handwerk.

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