Rapper Snoop Dogg auf der Bühne

Noch bevor Kiffen in Deutschland legal wird, profitiert die Cannabis-Wirtschaft in Hessen: Ein Start-Up aus dem Rhein-Main-Gebiet hat sich eine 13-Millionen-Euro-Investition gesichert - hinter der unter anderem der Rapper Snoop Dogg steckt.

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Snoop Dogg investiert in hessische Cannabis-Firma

hs
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Das Unternehmen der Brüder Jakob und Benedikt Sons ist erst knapp fünf Jahre alt, hat gut 20 Beschäftigte, sitzt in der Kleinstadt Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau) - und es hat sich jetzt 13 Millionen Euro aus einem Fonds gesichert, hinter dem der US-amerikanische Rapper Snoop Dogg steckt.

Snoop Dogg raucht angeblich bis zu 80 Joints am Tag, zuletzt wurde er dabei offenbar von Kameras beim Super Bowl erwischt. Warum will der notorische Kiffer nun ausgerechnet in das Unternehmen von Jakob und Benedikt Sons aus Hessen investieren?

Eines der größten Cannabis-Unternehmen in Deutschland

"Wir sind eine agile Organisation, extrem schlagkräftig und unser Team ist motiviert und fähig", sagt Benedikt Sons dazu. Doch das sei nicht alles: Das von ihm und seinem Bruder gegründete Start-Up Cansativa ist nach eigenen Angaben eines der bundesweit größten Unternehmen im legalen Cannabis-Markt.

Es ist das einzige Unternehmen in Deutschland, das vom Bundesarzneimittelinstitut die Erlaubnis hat, medizinisches Cannabis aus deutschem Anbau zu vertreiben, zu lagern und auszuliefern. Cansativa baut selber keinen Hanf an, sondern bildet eine Plattform für Produzenten auf der einen Seite und die Apotheken als Abnehmer auf der anderen Seite. Nach eigenen Angaben macht es damit einen Jahresumsatz im achtstelligen Bereich.

Die Brüder Sons sind überzeugt, dass im legalen Cannabis-Markt großes Potenzial liegt - selbst ohne Freigabe für die Allgemeinheit. Die Gespräche mit den Investmentpartnern von Casa Verde Capital, wie sich der Fonds nennt, hätten schon vor der Bundestagswahl 2021 und der damit näher rückenden Legalisierung gestartet. Cansativa sei als Plattform für medizinisches Cannabis "strategisch exzellent aufgestellt", so heißt es von Casa Verde Capital in einer Pressemitteilung.

Streng regulierter und trotzdem wachsender Markt

Dabei ist der Cannabis-Markt in Deutschland streng reguliert. Maximal 2,6 Tonnen medizinisches Cannabis dürfen jährlich in Deutschland angebaut und vertrieben werden - ausschließlich an Apotheken. Schwerkranken Menschen kann es zum Beispiel zur Schmerzlinderung verschrieben werden.

Cansativa vertreibt aber auch ausländische Ware an Apotheken. Wie viele Tonnen das insgesamt sind, wollen die Brüder nicht verraten - es sei aber "ein ganz schön großes Stück vom Kuchen". Laut aktuellen Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium, die das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert, gingen im vergangenen Jahr insgesamt rund neun Tonnen an deutsche Apotheken. Tendenz steigend: 2017, im Jahr der Legalisierung für medizinische Zwecke, lag die Menge demnach noch unter einer Tonne.

Erneuter Aufwind durch Legalisierung erhofft

Wenn Cannabis für die Allgemeinheit als Genussmittel legalisiert ist, werde der Bedarf auf etwa 400 Tonnen wachsen, schätzen die Sons. Investor Casa Verde Capital sei "fest davon überzeugt", dass das hessische Start-Up eine "zentrale Rolle bei der erwarteten Freigabe in Deutschland spielen und einen entscheidenden Einfluss auf den europäischen Markt haben wird", heißt es in der Pressemitteilung.

Auch Benedikt Sons sagt: "Wir richten unsere Pläne voll darauf aus, dass wir in der Lage sind, Cannabis an Abgabestellen zu liefern, wenn aus Berlin die entsprechenden Signale kommen."

Aber wann kommt die Legalisierung?

SPD, Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag deutlich gemacht, dass sie die Legalisierung der Abgabe an lizenzierten Stellen in der aktuellen Wahlperiode durchbringen wollen, doch die Drogenpolitik steht nach der Pandemiebekämpfung hinten an.

Im Januar sagte der Bundes-Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) gegenüber dem RND, ein Gesetz könne man nicht aus dem Ärmel schütteln. Es gebe viel zu bedenken, damit die Sicherheit der Produkte gewährleistet werde und der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden könne.

"Die große Frage ist natürlich: Kriegt man alle regulatorischen Hürden aus dem Weg geräumt?", sagt auch Benedikt Sons. Diese Hürden seien "nicht ganz trivial", teilweise sogar "völkerrechtlicher Natur". Die größte Herausforderung liege darin, für die erwarteten Mengen legale Lieferketten zu schaffen, während der Anbau oder Besitz der Droge in vielen Staaten weiterhin strafrechtlich hart verfolgt wird.

Erfahrungen aus einem regulierten Markt für den nächsten

Hanfanbau in Deutschland, wie ihn vor Kurzem Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) ins Gespräch gebracht hat, sei energie- und kostenintensiv und damit nicht sinnvoll, sagen die Cansativa-Gründer. Sie wollen weiterhin auf Vertrieb statt Produktion setzen.

Durch ihre Erfahrung auf dem stark regulierten Medizinmarkt seien sie in der Lage, sich schnell an den regulierten Markt für "Genusscannabis" anzupassen, da mit ähnlich strengen Vorgaben zu rechnen sei.

Mehr als "nur in den Startlöchern stehen"

Mit den 13 Millionen Euro aus der Finanzierungsrunde von Casa Verde Capital und zwei kleineren Investoren wollen Jakob und Benedikt Sons nun ihre Plattform für beide Märkte technologisch ausbauen. Außerdem wollen sie ihr Personal auf bis zu 100 Beschäftigte aufstocken und sich in die Position bringen, "nicht nur in den Startlöchern zu stehen, sondern die Pläne schon geschrieben zu haben", wenn es mit dem legalen Kiffen in Deutschland losgeht.

Ob es auch Snoop Dogg dann mal nach Hessen verschlägt? Persönlich gesprochen haben die Sons ihn bisher jedenfalls noch nicht. "Wir hoffen, ihn eines Tages mal kennenzulernen."

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