Für ein Windrad gerodete Fläche auf dem Langenberg im Reinhardswald

Das Verwaltungsgericht in Kassel hat den Bau von 18 Windrädern im nordhessischen Reinhardswald gestoppt. Es sei nicht genug zum Schutz der bedrohten Haselmaus getan worden.

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Haselmaus stoppt Windkraftanlage

hs
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Der Bau des bislang größten hessischen Windparks im Reinhardswald ist vorerst auf unbestimmte Zeit gestoppt. Das hat das Verwaltungsgericht in Kassel am Freitag entschieden. Der Grund ist die streng geschützte Haselmaus, die in dem nordhessischen Waldgebiet zuhause ist.

Insgesamt 18 Windräder sollen im Reinhardswald entstehen, die Genehmigung für den Bau der umstrittenen Anlagen hatte das Regierungspräsidium Kassel Anfang Februar erteilt. Daraufhin begannen die Rodungsarbeiten, die Baumstümpfe wurden jedoch stehen gelassen, weil darunter die Haselmaus ihren Winterschlaf hielt.

Umweltverband hatte geklagt

Ab dem 16. Mai, also nach Ende der Winterschlafzeit, sollten die Rodungsarbeiten laut Plan fortgesetzt und die Stümpfe entfernt werden. Doch genau das hat das Gericht nach Klage eines Umweltverbands nun unterbunden.

Denn der ursprüngliche Plan des Energieversorgers EAM ging nicht auf. Der Betreiber war davon ausgegangen, dass sich die Mäuse nach Ende des Winterschlafs freiwillig ein neues Gebiet suchen würden.

Umfeld nicht ausreichend aufgewertet

Doch dafür seien nicht ausreichend Anreize geschaffen worden, stellte das Verwaltungsgericht nun fest. Um die Haselmaus wirksam von den Anlagenstandorten zu vergrämen, brauche es eine "Habitataufwertung im unmittelbaren Umfeld", heißt es in der Begründung des Gerichts. So hätten etwa Sträucher angepflanzt werden müssen.

Eine Haselmaus schaut aus einer Baumhöhle heraus.

Bereits zum Zeitpunkt der Genehmigung war bekannt, dass die geschützte Haselmaus an einzelnen Windrad-Standorten lebt. Deswegen hatte das Regierungspräsidium verschiedene Bestimmungen zum Schutz des Nagetiers aufgenommen. Eine Aufwertung des unmittelbaren Umfelds sei darin aber nicht enthalten, so das Gericht.

Wann der Bau fortgesetzt werden kann, ist noch unklar. Ursprünglich sollten die Windräder bereits Ende 2023 den ersten Strom liefern.

Windpark im Reinhardswald umstritten

Gegen den Windpark im Reinhardswald hatte es immer wieder Widerstand von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Naturschützern gegeben. Sie befürchten zudem, der Ausbau von Windkraftanlagen gefährde den Lebensraum von bedrohten Vögeln wie dem Schwarzstorch oder Rotmilan und einigen Fledermausarten und schade dem Tourismus im "Märchenwald". Zuletzt hatten auch die Gemeinde Wesertal und die Stadt Hofgeismar geklagt.

Die genehmigten Windräder dürfen eine Gesamthöhe von 241 Metern und Rotorblätter mit einem Durchmesser von 150 Metern haben. Sie sollen rund 300.000 Megawattstunden regenerative Energie im Jahr produzieren. Geht man von einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr und Haushalt aus, könnten damit rechnerisch rund 75.000 Haushalte versorgt werden.

Windkraft-Ausbau in Hessen stockt

Der Ausbau der Windenergie in Hessen stockt seit Jahren. Bundesweit nimmt das Land mit seinen 1.126 aktiven Windrädern den neunten Platz ein. Von 2017 bis einschließlich 2021 wurden 139 Windenergieanlagen genehmigt, im Jahr 2016 waren es noch 178. Das geht aus Daten des hessischen Umweltministeriums hervor.

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