Gemüsegarten

Corona sorgte bereits für eine große Nachfrage bei Saisongärten. Immer mehr Menschen haben während der Pandemie begonnen, Gemüse in Miet-Parzellen anzubauen. Wegen der stark gestiegenen Lebensmittelpreise als Ukraine-Kriegsfolge werden die Saisongärten nun noch beliebter.

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Saisongärten sind gefragt - nicht zuletzt wegen höherer Lebensmittelpreise

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Eigenes Gemüse anbauen und dazu noch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft: Miet- und Saisongärten sind gerade während der Corona-Pandemie der Renner geworden. Immer mehr Menschen haben sich auch in Hessen kleine Parzellen gepachtet. Nun ist krisengetrieben noch ein weiteres Motiv für Hobby-Gärtner hinzugekommen.

Mehrere Anbieter von Saisongärten in Hessen berichten auf Anfrage: Die gestiegenen - und womöglich weiter steigenden - Lebensmittelpreise treiben viele Menschen dazu, ihr eigenes Gemüse anzubauen und - wenn die Zeit reif ist - zu ernten.

Sorgen wegen Lebensmittelkosten

Der Gründer des Mietgarten-Anbieters "Ackerhelden", Tobias Paulert, sagt: "Viele Leute sorgen sich um die Preisentwicklung der Lebensmittel in Deutschland. Der Krieg in der Ukraine, die Folgen und die Teuerung regen mittlerweile viele zu solchen ökonomischen Überlegungen an."

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Preissteigerungen

Die Lebensmittelpreise sind seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Im März kosteten Nahrungsmittel laut Statistischem Bundesamt 6,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für Salat oder Kartoffeln mussten deutsche Verbraucher rund 18 Prozent mehr zahlen. Auch frisches Gemüse war im Vergleich zum März 2021 knapp 15 Prozent teurer. Wegen der hohen Lebensmittelpreise sind Forderungen laut geworden, die Mehrwertsteuer bei Grundnahrungsmitteln wie Obst und Gemüse auszusetzen.

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Verfügbar und frisch

Auch die Gründerin des Anbieters "Meine Ernte", Natalie Kirchbaumer, erklärt: "Durch Selbstanbau hat man die Möglichkeit, Geld zu sparen und kann auf eine gute Verfügbarkeit mit immer frischem Gemüse zugreifen."

Und Stefanie Krecek von tegut, dem größten Saisongarten-Anbieter in Hessen, bestätigt: "Die steigenden Preise in den Supermärkten sind auch ein Argument, Gemüse selbst anzubauen. Das ist natürlich viel günstiger."

"Autark sein ist attraktiv"

Krecek betont aber: "Man hat auch Arbeit damit." Wer pragmatisch vorgehe, müsse im Schnitt drei Stunden pro Woche investieren. Der Lohn seien die ertragreichen Monate zwischen Juli und August: "Dann gibt's Gemüse satt. Und autark zu sein, ist attraktiv."

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Wie sich der Saisongarten im Geldbeutel bemerkbar macht, hat Gründer Paulert von den "Ackerhelden" ausgerechnet: Wer eine Parzelle für 230 Euro pro Saison miete, bekomme durchschnittlich Waren im Gegenwert von 650 Euro.

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Garten auf Zeit

Bei Saison- oder auch Mietgärten bekommt man eine Parzelle in gewählter Größe, die fix und fertig mit etwa 25 Gemüsekulturen, Kräutern und essbaren Blumen angelegt ist. Wasser, Gartenwerkzeuge sowie Tipps zur Pflege, Ernte und Verwertung gibt es vor Ort. Ende April oder Anfang Mai übernehmen die Parzellen-Mieter meist die Verantwortung und dann heißt es: Ab ins Beet! Im Herbst geht der Garten nach vollendeter Ernte zurück an den Landwirt, der sich im nächsten Jahr wieder um die Neuanlage kümmert.

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Die seit mehr als zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie, der Ende Februar begonnene Ukraine-Krieg und hohe Inflationsraten in Deutschland kurbeln das Geschäft mit der Selbstversorgung auf dem Miet-Acker seit längerem an. Die Nachfrage kann dabei aber gar nicht bedient werden. "Wir könnten bei der Flut an Anfragen das Doppelte an Flächen vergeben", sagt tegut-Projektleiterin Krecek.

Flächen sind rar

Doch Flächen und das Projekt vor Ort betreuende Landwirte sind offenbar rar. "Ackerhelden"-Gründer Paulert sucht händeringend Grund und Boden, der sich in Mietgärten verwandeln lässt - am liebsten in den Speckgürteln von Frankfurt und Darmstadt. Vertreten ist sein Unternehmen bisher in Darmstadt auf dem Campus des Bio-Lebensmittelherstellers Alnatura. Die "Ackerhelden" bieten aber auch an, dass man sich mit Hochbeeeten versorgen kann - ein Trend, der zunehmend Abnehmer findet.

In Nieder-Erlenbach im Frankfurter Norden sowie in Wiesbaden-Nordenstadt hat der Anbieter "Meine Ernte" zwei seiner bundesweit 26 Standorte. "In Frankfurt sind wir seit einiger Zeit ausgebucht, in Wiesbaden sind hingegen noch Parzellen frei", berichtet Kirchbaumer.

Parzellen unterschiedlicher Größen

An beiden Standorten gibt es je 110 Parzellen unterschiedlicher Größe. Am 2. Mai werden sie in Wiesbaden und am 4. Mai in Frankfurt an die Hobby-Gärtner übergeben, die sie in dieser nun beginnenden Saison bewirtschaften werden. Die Parzellen haben Größen von 20, 45 oder 95 Quadratmetern, sind fertig bepflanzt und eingesät - und somit fertig zum Gärtnern.

Größter Anbieter in Hessen ist tegut mit 24 Saisongärten an 22 Orten. Im Vergleich zum Vorjahr neu hinzugekommen sind die Standorte Eschwege (Werra-Meißner), Schöneck-Oberdorfelden (Main-Kinzig) und Mücke (Vogelsberg).

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Orte mit Saisongärten

Weitere Standorte von tegut-Saisongärten befinden sich am Unternehmenssitz in Fulda, in Kassel, Bensheim, Friedberg, Selters, Fernwald, Bruchköbel, Wetter, Bad Hersfeld, Griesheim, Kassel, Nidderau, Klein-Zimmern, Dreieich und Darmstadt. An den Standorten hat tegut insgesamt 1.250 Parzellen - 120 mehr als im Vorjahr.

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Zum Garten-Werkzeug greifen mittlerweile Menschen jeden Alters, wie Projektleiterin Krecek beobachtet: "Vom Studierenden bis zum Rentner ist querbeet alles dabei." Sie alle eint die Lust aufs eigene Gemüse und auf sinnvolle Betätigung an der frischen Luft. Für viele Menschen biete solch ein Garten die Gelegenheit, seine Bewegungsträgheit zu überwinden und Zeit in der Natur zu verbringen.

Ackerhelden-Gründer Paulert schwärmt über die Vorzüge: "Es ist wie ein landwirtschaftlicher Kurzurlaub und eine Auszeit von virtuellem Alltag, Arbeit und Homeoffice. Mit den Händen im Boden zu wühlen, Gemüse anzubauen und der Natur ganz nah zu sein - das erdet unheimlich."

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Infos der Saisongärten-Anbieter

Lust auf einen Saison- oder Mietgarten bekommen? Dann kann man sich bei den Anbietern tegut, "meine ernte" und "Ackerhelden" über Standorte und das weitere Vorgehen informieren.

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