Ein Bus steht an der Wasserstoff-Tankstelle. Auf dem Betriebsgelände der ESWE Verkehrsbetriebe in Wiesbaden ist eine Tankstelle für Wasserstoff eröffnet worden. Der Wasserstoff für den Betrieb von Linienbussen wird mit Hilfe von Windstrom aus dem Energiepark Mainz produziert.

Etliche Millionen Euro investierte Wiesbaden in zehn Wasserstoffbusse und eine dafür vorgesehene Tankstelle. Dann beendete die Stadt das Projekt. Weiter geht es damit bald auf der anderen Seite der Landesgrenze.

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Wiesbadener Wasserstoffbusse sollen künftig in Mainz fahren

hs 23.03.2023
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Nach gerade einmal einem Jahr und rund drei Monaten verabschiedet sich Wiesbaden von seinen zehn Wasserstoffbussen und der dazugehörigen Tankstelle. An diesem Donnerstag soll die Entscheidung offiziell werden, die die Wiesbadener Verkehrsgesellschaft ESWE schon im Dezember traf.

Wie viel das gescheiterte Projekt die Stadt insgesamt kostet, könne zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht mitgeteilt werden, sagte ESWE-Geschäftsführer Jan Görnemann. Sicher sei aber, dass Wiesbaden zumindest einen Teil seiner Busflotte verkaufen könne.

Die Wasserstoff-Tankstelle und fünf der Busse werden nach Mainz verkauft, wie Görnemann bestätigte. Darauf habe man sich mit den Zuständigen in der rheinland-pfälzischen Nachbarstadt geeinigt. Der Mainzer Stadtrat beschloss den Kauf am Mittwochabend. Für die restlichen Busse soll es auch Interessenten geben.

Mainz will Biontech-Millionen investieren

Mainz war durch Gewerbesteuereinnahmen des Corona-Impfstoffherstellers Biontech zu einem Überschuss von rund einer halben Milliarde Euro im Haushalt gekommen. Mit dem Geld wolle man nun unter anderem den Verkehr in der Stadt nachhaltiger gestalten - auch mit Wasserstoffbussen, so der Beschluss des Stadtrats vom Mittwoch.

Zwei Millionen Euro will Mainz für die fünf Wiesbadener Busse zahlen. Pro Bus wären das 400.000 Euro. Wiesbaden zahlte bei der Anschaffung im Jahr 2021 etwa 600.000 Euro pro Bus. "Am Ende des Tages bin ich damit nicht zufrieden", sagte ESWE-Geschäftsführer Görnemann. Er wies darauf hin, dass die Gespräche über die Verkaufsdetails noch nicht abgeschlossen seien, noch kein Vertrag unterschrieben sei.

Die Tankstelle soll weg - möglichst schnell

Für die 2,1 Millionen Euro teure Wasserstoff-Tankstelle wolle Wiesbaden hingegen kein Geld von der Nachbarstadt bekommen, sagte Görnemann. Damals sei die Tankstelle aus Rheinland-Pfalz mitfinanziert worden. Wiesbaden könne die Tankstelle auch am neuen Standort weiter nutzen - wenn es denn einmal wieder den Bedarf geben sollte.

"Wir haben hier in erster Linie keinen Platz für die Tankstelle", sagte Görnemann. Er hoffe, dass die Tankstelle im September oder Oktober in Mainz in Betrieb gehen könne. "Jede Woche eher, die die Tankstelle hier wegkommt, ist wertvoll für uns."

Görnemann: "Rückblickend fahrlässig"

Das Platzproblem führte die ESWE als Hauptgrund an, weshalb das Wasserstoffbus-Projekt für Wiesbaden scheiterte. Der Busbetriebshof sei für 200 Busse ausgelegt, inzwischen müssten über 300 Busse und zusätzliche Ladeinfrastruktur dort unterkommen.

Aktuell müssten bereits viele Busse außerhalb des Betriebshofs geparkt werden. Das führt laut Görnemann dazu, dass das Personal viel Zeit mit dem Rangieren von Bussen zubringe, statt auf Linie zu fahren.

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Mainz will Wiesbadener Wasserstoffbusse kaufen

Ein Bus steht an der Wasserstoff-Tankstelle. Auf dem Betriebsgelände der ESWE Verkehrsbetriebe in Wiesbaden ist eine Tankstelle für Wasserstoff eröffnet worden. Der Wasserstoff für den Betrieb von Linienbussen wird mit Hilfe von Windstrom aus dem Energiepark Mainz produziert.
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Rückblickend habe man "fahrlässig gehandelt, noch zusätzlich zu Diesel- und Elektrobussen eine weitere Technologie einzuführen", räumte der ESWE-Geschäftsführer ein. Jede Technologie brauche ihre eigene Infrastruktur, nicht nur für das Betanken, sondern auch zur Instandhaltung.

ESWE will wieder auf Diesel setzen

Jetzt will ESWE wieder auf alte Technologie setzen: Bis 2024 will die Verkehrsgesellschaft 36 Dieselbusse kaufen, die in einer größeren Variante verfügbar seien als die Wasserstoffbusse. So könne man der hohen Nachfrage an Fahrgästen in der verstopften Innenstadt besser gerecht zu werden, teilte die ESWE im Dezember mit.

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