Fußgänger und Radfahrer auf dem für den Autoverkehr gesperrten Mainkai in Frankfurt

Bereits 2019 war das nördliche Mainufer in Frankfurt 13 Monate für den Autoverkehr gesperrt worden. Die Bilanz fiel seinerzeit durchwachsen aus. Jetzt soll eine weitere Testphase folgen. Und in naher Zukunft vielleicht sogar die endgültige Sperrung.

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Debatte über Mainkai-Sperrung

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Nicht ganz zwei Monate, vom 11. Juli bis zum 5. September, soll die erneute Sperrung des Mainkais für den motorisierten Verkehr diesmal andauern. Diese Wochen möchte das Frankfurter Verkehrsdezernat nutzen, "um weitere Erfahrungen zu sammeln und den Nutzerinnen und Nutzern attraktive, alternative Möglichkeiten aufzuzeigen", sagt Stefan Majer (Grüne), Dezernent für Mobilität und Gesundheit.

Großräumige Umleitungen

Nach Ansicht des Derzenats eignen sich die Sommermonate besonders für das erneute Verkehrsexperiment. Nicht nur weil in dieser Zeit sowieso zahlreiche Veranstaltungen am nördlichen Mainufer geplant sind - beispielsweise das Mainuferfest - sondern auch weil das Verkehrsaufkommen ferien- und urlaubsbedingt deutlich zurückgeht.

Das Dezernat verspricht sich dadurch auch, dass sich weniger Umgehungsverkehr in Nebenstraßen und an das südliche Mainufer verlagert - was unter anderem von Anwohnern während der ersten Sperrung 2019/2020 beklagt worden war.

Weiterhin sollen großräumige Umleitungen beide Mainufer entlasten. Das Konzept sieht vor, den allgemeinen Personenverkehr im Norden über den Alleenring umzuleiten und den Schwerlastverkehr im Süden über die Mörfelder Landstraße. Alle Umleitungsstrecken werden im Internet auf www.mainziel.de veröffentlicht. Von der Sperrung ausgenommen sind Pkw und Lkw mit Sondergenehmigungen.

Erste Sperrung war umstritten

Vor der ersten Sperrung von Anfang August 2019 bis September 2020 zählte die Stadt tagtäglich etwa 20.000 motorisierte Fahrzeuge auf dem Mainkai. Diese Zahl sank bis Jahresende 2020 deutlich auf rund 12.000. Allerdings gilt die letzte Erhebung als nicht sonderlich aussagekräftig, da der Verkehr infolge des zweiten Corona-Lockdowns erheblich zurückging. Neuere Zahlen liegen nach Auskunft des Verkehrsdezernats noch nicht vor.

Die erste Sperrung war in der Stadt allerdings nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Während vor allem Anwohner am südlichen Mainufer eine zusätzliche Verkehrsbelastung beklagten, gründete sich zeitgleich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, den Mainkai dauerhaft autofrei zu machen.

Gespalten war auch das damalige Magistratsbündnis im Frankfurter Römer, dem neben Grünen und SPD auch noch die CDU angehörte. Denn während SPD und Grüne der Sperrung seinerzeit grundsätzlich positiv gegenüberstanden, gaben sich die Christdemokraten skeptisch.

Eine Verlängerung des Experiments über die ursprünglich vorgesehenen 13 Monate hinaus scheiterte an einem Erlass des Landesverkehrsministeriums in Wiesbaden. Dieser setzte fest, dass Verkehrsversuche grundsätzlich nach einem Jahr zu beenden sind. Appelle von Sozialdemokraten und der grünen Parteifreunde an Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir blieben seinerzeit folgenlose.

Dauerhafte Sperrung soll kommen

Inzwischen haben sich die politischen Verhältnisse im Römer gewandelt. Die CDU ist nicht mehr im Magistrat vertreten, stattdessen bestimmt eine Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt über die Geschicke der Stadt. Dadurch rückt auch eine endgültige Sperrung des Mainkais für den Kraftverkehr immer näher. Diese wird zwar schon seit den 70ern immer wieder diskutiert - doch nun ist sie erstmals Teil eines Koalitionsvertrags.

Lange Zeit war jedoch unklar, wie das Vorhaben rechtlich abgesichert werden sollte. Dies soll nun auf dem Weg der Umwidmung geschehen. Eine entsprechende Beschlussvorlage der Koalition befindet sich nach Auskunft des Verkehrsdezernats bereits in Arbeit. Wann die Stadtverordnetenversammlung darüber befinden wird, ist derweil noch unklar.

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