Hermann Scheer ist tot

Mit Bestürzung reagieren hessische Politiker auf den Tod des langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer. Scheer starb überraschend im Alter von 66 Jahren.

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Trauer um SPD-Politiker Hermann Scheer

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"Die Nachricht vom Tod Hermann Scheers ist ein Schock, wir sind bestürzt und in tiefer Trauer", sagt der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel. Scheer habe nie den bequemsten Weg gesucht, sondern für seine Ideen gekämpft. "Als Mensch war er ein treuer Freund mit einem großen Herz", so Schäfer-Gümbel weiter. Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, war tags zuvor in einem Berliner Krankenhaus an Herzversagen gestorben. Es sei ein plötzlicher, unerwarteter Tod gewesen, teilt sein Abgeordnetenbüro in Berlin hr-iNFO mit. Der 66-jährige Politiker hinterlässt eine Ehefrau und ein Kind.

Al-Wazir: "Scheer war ein Visionär"

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Betroffenheit nach Scheers Tod

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Auch Schäfer-Gümbels Stellvertreter Gernot Grumbach zeigt sich bestürtzt. Scheer habe Jahrzehnte in der Politik verbracht, ohne zynisch zu werden. "Und er hat es geschafft, sich nebenbei immer wieder um einzelne Menschen zu kümmern. Das ist so selten, das man es erwähnen sollte", so Grumbach. Grünen-Chef Tarek Al-Wazir erklärt: "Deutschland hat Hermann Scheer viel zu verdanken". Er sei einer der Visionäre gewesen, die die Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien vorgedacht habe. Der Fraktionschef der Linkspartei, Willi van Ooyen, bezeichnet Scheers Tod als schmerzhaften Verlust. Man werde "die konstruktiven Auseinandersetzungen mit ihm in guter Erinnerung behalten". Auch die FDP drückt ihr Bedauern über den Tod des SPD-Politikers aus und übermittelte der Familie Scheer ihr Beileid. Ähnlich reagiert die CDU. Der in Wehrheim im Hochtaunus geborene Scheer war seit 1980 Mitglied des Bundestages und von 1993 bis 2009 Mitglied des SPD-Bundesvorstandes. Bei der hessischen Landtagswahl 2008 stand er im Schattenkabinett Andrea Ypsilantis und sollte bei einem Wahlsieg Wirtschafts- und Umweltminister werden.

Energiepolitik im Fokus

Die Initiatoren der Alternativen Nobelpreise in Stockholm reagieren ebenfalls bestürzt auf die Nachricht vom Tod des Solarenergie-Vorkämpfers. Der Direktor der Stiftung "Right Livelihood Award", Ole von Uexküll, sagt: "Der Tod Hermann Scheers hinterlässt eine riesige Lücke, persönlich und politisch. Er erkannte die fossile und atomare Energieerzeugung als größte Gefahr unserer Zeit". Scheer setzte sich seit Ende der 80er Jahre auf nationaler und internationaler Ebene für erneuerbare Energien ein. Vor allem für die Nutzung der Sonnenenergie machte er sich stark. Weitere wichtige Themen waren für ihn Abrüstung und eine aktive Friedenspolitik.

Engagement bei "Stuttgart 21"

1998 erhielt Scheer für sein Umwelt-Engagement den Weltsolarpreis, ein Jahr später dann den Alternativen Nobelpreis. Vom amerikanischen "Time Magazine" wurde er als "Hero for the Green Century" (Held des grünen Jahrhunderts) ausgezeichnet. Kurz vor seinem Tod war Scheer noch bei einer Demonstration gegen das milliardenschwere Bahnprojekt "Stuttgart 21" aufgetreten und hatte sich für einen Volksentscheid ausgesprochen.  

Schröder wollte ihn rauswerfen

Im SPD-Vorstand brachte Scheer Ende der 90er den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen sich auf. Der Grund: Scheer hatte das NATO-Vorgehen im Kosovo als ein "Kriegsverbrechen" bezeichnet. Schröder meinte damals sogar, Scheer gehöre aus der Partei geworfen.