Dominik Stroh-Engel feiert den Treffer zum 3:1

Die Sensation ist perfekt: Der SV Darmstadt 98 ist zurück in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Lilien zeigten im Relegations-Rückspiel bei Arminia Bielefeld unglaubliche Moral und hatten am Ende der Verlängerung auch das verdiente Glück auf ihrer Seite.

Die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster gewann am Dienstag (19.05.2014) auf der Alm mit 4:2 nach Verlängerung. Vor einem Jahr noch sportlich abgestiegen und auf dem Weg in die Regionalliga, spielen die Lilien erstmals nach 1993 wieder im Fußball-Unterhaus.

"Haben an Wunder geglaubt" 

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2014 - Das Jahr der Lilien - Darmstadt 98 steigt auf

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"Wir haben an das Wunder geglaubt und es dann auch perfekt gemacht", sagte Marcel Heller. "Wir haben hochverdient gewonnen und sind hochverdient aufgestiegen", sagte "Joker" Elton Da Costa. Acht Minuten nach seiner Einwechslung hatte er die Lilien in der 120. Minute ins Glück geschossen. "Dass wir hierherfahren und vier Tore schießen, hatte niemand geglaubt - außer wir", ergänzte ein sichtlich bewegter Marco Sailer. 

Sein Sturmpartner Dominik Stroh-Engel hatte die Lilien in der 23. Minute in Führung gebracht, Hanno Behrens erhöhte nach Seitenwechsel (51.). Felix Burmeister verkürzte nur Minuten später (53.), ehe Jerome Gondorf das Hinspiel-Ergebnis egalisierte (79) und die Verlängerung erzwang. Auch dort hatten die Hessen mehrere hochkarätige Chancen, doch Bielefelds Kacper Przybylko traf in der 110. Minute die Lilien mitten ins Herz. Der SV98 steckte dennoch nicht auf, und Da Costa schoss die Südhessen ins Glück. 

Lilien verdienter Sieger 

In einem wahren Relegationskrimi hatte der bisherige Drittligist einen beherzten Kampf gezeigt und war über die Distanz die deutlich gefährlichere Mannschaft. Chance um Chance erspielten sich die Hessen und gingen als verdienter Sieger vom Platz. 

Die 26.000 Zuschauer in der Schüco Arena sahen eine Gästemannschaft, die von Beginn an klarmachte, ihre kleine Chance nutzen zu wollen. So wurde es bereits in der 5. Minute das erste Mal brenzlig im Bielefelder Strafraum. Doch nach einer Flanke bekam der im Fünfer heranrutschende Marco Sailer nicht genug Druck auf den Ball, der in den Armen von Torhüter Stefan Ortega landete.

Stroh-Engel zum 28.

Nach einem nervösen Beginn hatten sich die Hausherren nach rund 20 Minuten besser auf die Taktik der Lilien eingestellt. Diese versuchten immer wieder mit langen Bällen Stroh-Engel oder Sailer in Szene zu setzen. Doch die Arminia machte die Räume eng. Gerade als es so aussah, dass die Hausherren die Partie im Griff hätten, schlug Darmstadt zu. Wieder war es ein langer Ball, den Gondorf an der Strafraumgrenze an den frei stehenden Stroh-Engel ablegte. Der Torjäger fackelte nicht lange und schoss zu seinem 28. Saisontreffer ein. 

Spätestens jetzt war allen klar, die Chance der Lilien lebte! Bielefeld reagierte sichtlich geschockt auf den Rückschlag und Darmstadt biss sich nun in der gegnerischen Hälfte fest. Einen Distanzschuss von Gondorf bekam Ortega erst im Nachgreifen (29.). Doch die Hausherren überstanden die Druckphase und kamen kurz vor Pause selbst durch Philipp Riese zum Torschuss. Aber Jan Zimmermann war in seinem letzten Spiel für die Lilien zur Stelle.

Zwei Tore binnen drei Minuten

Dachten die Fans beider Mannschaften, sie hätten einen muntere erste Halbzeit gesehen, wurden sie in der zweiten Halbzeit eines besseren belehrt. Einen Eckball verwandelte Behrens sehenswert mit der Hacke zur 2:0-Führung. Im Gegenzug klingelte es aber im Darmstädter Kasten. Burmeister stieg bei einem Freistoß am höchsten und platzierte das Leder im Tor zum Anschlusstreffer. 

Die Lilien brauchten weiter einen dritten Treffer, jetzt aber um noch in die Verlängerung zu kommen. Als Ortega bei einer Ecke am Ball vorbeigriff, verfehlte Stroh-Engels Kopf das runde Leder knapp (55.).

Gondorf gleicht Hinspiel aus

Abgesehen von diesem Patzer war Bielefelds Schlussmann bei weiteren Darmstädtern Schüssen zur Stelle, aber auch Bielfeld blieb gefährlich, auf der Gegenseite senkte sich ein Ball von Patrick Schönfeld auf das Tordach der Hessen. Es ging hin und her, Auswechslungen auf beiden Seite brachten den Spielfluss durcheinander. 

Doch Darmstadt blieb hellwach, vor allem Gondorf, der nach einem missglückten Bielefelder Klärungsversuch zum Ball kam und von gut zwanzig Metern zum 3:1 einballerte: die Lilien standen zehn Minuten vor regulärem Spielende in der Verlängerung. Doch sie suchten die Entscheidung, hatten bei zwei weiteren hundertprozentigen Torchancen aber Pech beziehungswiese Bielefeld Riesenglück. Einen letzten Darmstädter Kopfball klärte Ortega in der Nachspielzeit: Verlängerung!

Lilien im Schiri-Pech

Dort machte Darmstadt einfach weiter, drückte Bielefeld hinten rein, doch ein nicht geahndetes Handspiel von Tom Schütz und ein weiterer Klärungsversuch auf der Linie hielt Bielefeld im Rennen. Und dann sollte es sich rächen, dass die Darmstädter so viele Chancen nicht nutzten. Bei einem der wenigen Angriffe der Hausherren traf Przybylko in der 110. Minute die Lilien mitten ins Herz. Doch die Lilien steckten nicht auf, und der eingewechselte da Costa traf in der 120. Minute zum Aufstieg.