Raumsonde Philae

Aufatmen im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt: "Philae" lebt - und hat erste Fotos vom Kometen geschickt. Allerdings bekommt die Sonde weniger Sonnenlicht ab als geplant. Damit könnte der Strom knapp werden.

Die Landung war turbulent, aber nach der ersten Nacht in der neuen Umgebung hat sich "Philae" offenbar gut auf "Tschuri", dem Kometen aus Eis und Gestein, eingelebt. Am Donnerstagmorgen (13.11.2014) meldete sich der Forschungsroboter per Funk beim Darmstädter ESOC-Kontrollzentrum in Darmstadt. Die Verbindung sei sehr stabil und "Philae" liefere "eine Flut an Daten", sagte ein ESA-Sprecher dem hr. 

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"Philae" lebt und knipst

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Inzwischen hat der Forschungsroboter mit seinen beiden Kameras an Bord auch neue Bilder von der Kometenoberfläche gemacht. Ein erstes Foto veröffentlichte die ESA am Vormittag auf ihrer Homepage. Es zeigt die felsige Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow/Gerassimenko. In einer Ecke erkannte man einen der drei Landefüße. 

"Philae" ist offenbar nicht auf dem vorgesehenen Landeplatz zum Stehen gekommen. Stattdessen sei das kühlschrankgroße Gerät in den Schatten eines Felsens geraten, gab die Raumfahrtagentur ESA am Donnerstag bekannt. Das könne Schwierigkeiten mit der Energieversorgung geben, die auf Sonnenlicht angewiesen ist.

In drei Stunden dreimal aufgesetzt

Seit Donnerstagmorgen steht auch fest, dass die Experten mit ihrer Vermutung, warum die Funkverbindung zu dem Mini-Roboter kurz nach der historischen Landung vorzeitig abgebrochen war, am Mittwochabend richtig lagen: "Philae" hat gleich dreimal aufgesetzt. Der kühlschrankgroße Roboter wiegt zwar auf der Erde rund 100 Kilo, auf dem Kometen wegen dessen verschwindend geringer Anziehungskraft jedoch nur ein Gramm. Deshalb sprang er nach dem ersten Touchdown zweimal "wie ein Flummi weg" und setzte jeweils erneut auf, erklärte der ESA-Sprecher.

Das habe die Auswertung der ersten Daten belegt. Demnach lagen zwischen der ersten und der zweiten Berührung der Kometenoberfläche durch "Philae" rund zwei Stunden, zwischen der zweiten und dritten Bodenberührung dann nur etwa sieben Minuten. Es gebe aber "keine Anzeichen für eine Beschädigung" des Landegeräts. Die Fachleute hatten Schwierigkeiten bei der Landung einkalkuliert und "Philae" im Vorfeld mit einem ausgeklügelten Landesystem ausgestattet. Allerdings hatten die Harpunen, mit denen sich der Roboter im Boden des Kometen verankern sollte, nicht gezündet.

Immerhin setzte die Landeeinheit sanfter auf als gedacht. Das spreche für eine besonders weiche Beschaffenheit der Oberfläche. Eine vermeintlich kaputte Landedüse hatte am Ende doch noch funktioniert. 

Trotz der nur teilweise geglückten Landung hoffen die Wissenschaftler, dass das mit elf Instrumenten ausgerüstete Landegerät einen Großteil der geplanten Experimente ausführen kann. "Wir können ein gutes Stück von dem abarbeiten, was wir uns vorgenommen haben", sagte der Direktor des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof.

"Epochales Ereignis"

Am Mittwochabend hatte der erste Jubel einen Dämpfer erhalten, als der Funkkontakt zu "Philae" abgebrochen war. Die ESA hatte mitgeteilt: "Philae" schweigt oder ist nicht zu empfangen. Eine solche Funkpause war wegen der Positionsänderung des Kometen jedoch zu erwarten.

Die Bundesregierung und die US-Weltraumbehörde NASA gratulierten der ESA am Mittwochabend zum Gelingen der aus Hessen gesteuerten Kometenlandung. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach im Kontrollzentrum Darmstadt von einem "epochalen Ereignis". Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bezeichnete die Landung als "Krönung" des unglaublichen Erfolgs der ESA-Experten in Darmstadt. 

Die Planung der Mission hatte vor drei Jahrzehnten begonnen. Vor zehn Jahren ging die Raumsonde Rosetta dann auf die mehr als eine halbe Milliarde Kilometer weite Reise. Am Mittwochmorgen kurz nach halb zehn entkoppelte sich "Philae" dann von der Sonde und startete nur mit Hilfe der Anziehungskraft des Zielkometen zur ersten weichen Landung auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt.

Entstehung des Sonnensystems

Mit Hilfe von Bildern und Proben des viereinhalb Milliarden Jahre alten Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über die Entstehung von Sonne, Planeten und vielleicht sogar dem Leben.